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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 8<br />

er schil<strong>de</strong>rt nicht Science-fiction, wie mancher hofft, son<strong>de</strong>rn<br />

Realität.<br />

Zu Grabe getragen wird zunächst mit vehementer Begleitmusik<br />

die verbreitete Wunschvorstellung einer guten, in<br />

sich harmonischen Mutter Natur. Dawkins schil<strong>de</strong>rt die<br />

Zwangsläufigkeiten von Kooperation und Konflikten, und zwar<br />

allgemein zwischen <strong>de</strong>n Individuen, <strong>de</strong>n Geschlechtern, <strong>de</strong>n<br />

Generationen (zum Beispiel zwischen Mutter und Kind), aber<br />

auch zwischen Genen und kulturellen Verhaltensp<strong>ro</strong>grammen.<br />

Sein Buch han<strong>de</strong>lt auch von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren P<strong>ro</strong>grammen, die<br />

nicht in <strong>de</strong>n Genen, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Hirnen gespeichert und<br />

vervielfältigt wer<strong>de</strong>n; die nicht über die Keimzellen, son<strong>de</strong>rn<br />

durch Tradition in neue Trägerindividuen gelangen; die sich<br />

nicht durch Zeugung, son<strong>de</strong>rn durch Überzeugung ausbreiten;<br />

und die dazu ein ganz an<strong>de</strong>res Verhalten vom Individuum<br />

brauchen, als es <strong>de</strong>n genetischen P<strong>ro</strong>grammen für ihre Ausbreitung<br />

nützlich ist. Kein Wun<strong>de</strong>r also, daß Kultur nicht<br />

immer die Fortpflanzung begünstigt. Je<strong>de</strong>s falsche, also nicht<br />

<strong>de</strong>r P<strong>ro</strong>grammausbreitung dienliche Verhalten wird automatisch<br />

eliminiert; als Evolution wirkt sich das aus, <strong>wen</strong>n das<br />

erfolgreichere P<strong>ro</strong>gramm an künftige Generationen weitergegeben<br />

wer<strong>de</strong>n kann und dort unter bestimmten Umweltbedingungen<br />

entsprechend erfolgversprechen<strong>de</strong>s Verhalten entwikkelt.<br />

Wie das P<strong>ro</strong>gramm zur nächsten Generation gelangt, ist<br />

prinzipiell egal. Natürliche Selektion ist auch unter tradierten<br />

P<strong>ro</strong>grammen wirksam, dort auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r „Meme“, wie<br />

Dawkins die <strong>de</strong>n Genen analogen Einheiten kultureller P<strong>ro</strong>gramme<br />

nennt. Ergebnis ihrer Evolution ist schließlich auch<br />

das Kantsche moralische Gesetz in uns. Wir wer<strong>de</strong>n uns an<br />

das Bild gewöhnen müssen, das <strong>de</strong>n einzelnen Menschen zeigt<br />

als ausführen<strong>de</strong>s Organ für mehrere, oft gegeneinan<strong>de</strong>r arbeiten<strong>de</strong><br />

Verhaltensp<strong>ro</strong>gramme, die es heute <strong>de</strong>swegen noch gibt,<br />

weil sie in <strong>de</strong>r Vergangenheit ihre Träger entsprechend erfolgreich<br />

p<strong>ro</strong>grammiert haben. Solche P<strong>ro</strong>gramme richten sich<br />

zuweilen gegen uralte genetische P<strong>ro</strong>gramme, sie sind, wie<br />

die Geburtenbeschränkung, „unnatürlich“. Ebenso unnatürlich<br />

ist <strong>de</strong>r Wohlfahrtsstaat, <strong>de</strong>r in seiner Evolution instabil ist,

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