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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 42<br />

Damit scheinen wir zu einer g<strong>ro</strong>ßen Population von i<strong>de</strong>ntischen<br />

Kopien zu gelangen. Doch jetzt müssen wir eine wichtige<br />

Eigenschaft je<strong>de</strong>s Kopiervorgangs erwähnen: Er ist nicht vollkommen.<br />

Es kommen Fehler vor. Ich hoffe, daß es in diesem<br />

Buch keine Druckfehler gibt, <strong>wen</strong>n <strong>de</strong>r Leser aber genau<br />

darauf achtet, wird er vielleicht einen o<strong>de</strong>r zwei fin<strong>de</strong>n. Sie<br />

wer<strong>de</strong>n die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Sätze wahrscheinlich nicht ernstlich<br />

verzerren, weil es sich bei ihnen um „Fehler in <strong>de</strong>r ersten<br />

Generation“ han<strong>de</strong>lt. Doch <strong>de</strong>nken wir an die <strong>Zeit</strong>en, als <strong>de</strong>r<br />

Buchdruck noch nicht erfun<strong>de</strong>n war und solche Bücher wie<br />

die Evangelien handschriftlich kopiert wur<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>m Schreiber,<br />

so sorgfältig er auch sein mag, unterläuft ab und an ein<br />

Fehler – und nicht je<strong>de</strong>r ist dagegen gefeit, eine kleine bewußte<br />

„Verbesserung“ anzubringen. Wür<strong>de</strong>n alle von einem einzigen<br />

Original abschreiben, so wür<strong>de</strong> die Be<strong>de</strong>utung nicht sehr entstellt.<br />

Wer<strong>de</strong>n aber Kopien von Kopien hergestellt, die ihrerseits<br />

von an<strong>de</strong>ren Kopien gemacht wur<strong>de</strong>n, so fangen die<br />

Fehler an, sich zu häufen und gravierend zu wer<strong>de</strong>n. Wir halten<br />

unzuverlässiges Kopieren gewöhnlich für etwas Schlechtes,<br />

und was unsere menschlichen Dokumente betrifft, kann man<br />

sich in <strong>de</strong>r Tat schwer ein Beispiel <strong>de</strong>nken, bei <strong>de</strong>m Fehler<br />

als Verbesserungen gelten könnten. Ich <strong>de</strong>nke, man kann von<br />

<strong>de</strong>n Gelehrten, die die Septuaginta (die älteste griechische<br />

Übersetzung <strong>de</strong>s Alten Testaments) verfaßt haben, zumin<strong>de</strong>st<br />

sagen, daß sie etwas in Gang gesetzt haben, was weite Kreise<br />

ziehen sollte, als sie das hebräische Wort für „junge Frau“ in<br />

das griechische Wort für „Jungfrau“ übersetzten und zu <strong>de</strong>r<br />

P<strong>ro</strong>phezeiung gelangten: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger<br />

wer<strong>de</strong>n und einen Sohn gebären ...“. 2 Wie <strong>de</strong>m auch sei,<br />

wir wer<strong>de</strong>n noch sehen, daß bei <strong>de</strong>n biologischen Replikatoren<br />

fehlerhaftes Kopieren zu realen Verbesserungen führen kann<br />

und daß eine gewisse Anzahl von Fehlern für die fortschreiten<strong>de</strong><br />

Evolution <strong>de</strong>s Lebens not<strong>wen</strong>dig ist. Wir wissen nicht,<br />

wie exakt die ursprünglichen Replikatormoleküle ihre Kopien<br />

machten. Ihre mo<strong>de</strong>rnen Abkömmlinge, die DNA-Moleküle,<br />

sind im Vergleich zu <strong>de</strong>n genauesten Kopierverfahren <strong>de</strong>s<br />

Menschen erstaunlich wie<strong>de</strong>rgabegetreu, aber sogar ihnen

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