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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 427<br />

5 Manchmal erregen sich die Leute schrecklich über Gene<br />

„für“ Altruismus o<strong>de</strong>r für ein an<strong>de</strong>res scheinbar kompliziertes<br />

Verhalten. Sie meinen (zu Unrecht), daß das Verhalten in seiner<br />

ganzen Komplexität in irgen<strong>de</strong>inem Sinne im Innern <strong>de</strong>s Gens<br />

enthalten sein muß. Wie kann es ein einzelnes Gen für Altruismus<br />

geben, fragen sie, <strong>wen</strong>n ein Gen nichts an<strong>de</strong>res tut,<br />

als eine P<strong>ro</strong>teinkette zu codieren? Aber <strong>wen</strong>n wir von einem<br />

Gen „für“ etwas sprechen, so meinen wir immer nur, daß eine<br />

Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>m Gen eine Verän<strong>de</strong>rung in diesem Etwas<br />

hervorruft. Ein einzelner genetischer Unterschied verursacht –<br />

durch die Verän<strong>de</strong>rung irgen<strong>de</strong>iner Einzelheit <strong>de</strong>r Moleküle in<br />

<strong>de</strong>n Zellen – einen Unterschied in <strong>de</strong>n bereits komplexen P<strong>ro</strong>zessen<br />

im Embryo und damit beispielsweise im Verhalten.<br />

So wird ein mutantes Gen „für“ brü<strong>de</strong>rlichen Altruismus bei<br />

Vögeln nicht allein für ein völlig neues kompliziertes Verhaltensmuster<br />

verantwortlich sein. Statt <strong>de</strong>ssen wird es irgen<strong>de</strong>in<br />

bereits bestehen<strong>de</strong>s und wahrscheinlich bereits kompliziertes<br />

Verhaltensmuster än<strong>de</strong>rn. Der wahrscheinlichste Vorgänger<br />

ist in diesem Fall das Verhalten <strong>de</strong>r Eltern. Vögel verfügen<br />

selbstverständlich über <strong>de</strong>n komplizierten Nervenapparat, <strong>de</strong>r<br />

nötig ist, um ihre Nachkommenschaft zu ernähren und zu versorgen.<br />

Dieser seinerseits ist, von seinen Vorläufern ausgehend,<br />

während vieler Generationen durch langsame, schrittweise<br />

Evolution aufgebaut wor<strong>de</strong>n. (Übrigens, Skeptiker in bezug<br />

auf Gene für geschwisterliche Fürsorge sind häufig inkonsequent:<br />

Warum sind sie nicht gera<strong>de</strong>so skeptisch in bezug auf<br />

Gene für die gleichermaßen komplizierte elterliche Fürsorge?)<br />

Das zuvor bereits bestehen<strong>de</strong> Verhaltensmuster – in diesem<br />

Fall elterliche Fürsorge – wird vermutlich durch eine geeignete<br />

Daumenregel vermittelt wie etwa „Füttere alle piepsen<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>n Schnabel aufreißen<strong>de</strong>n Dinge in <strong>de</strong>inem Nest“. Das<br />

Gen „für das Füttern von jüngeren Brü<strong>de</strong>rn und Schwestern“<br />

könnte dann dadurch funktionieren, daß es das Alter herabsetzt,<br />

in <strong>de</strong>m diese Daumenregel im Laufe <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

reif wird. Ein Nestling, <strong>de</strong>r das brü<strong>de</strong>rliche Gen als eine neue<br />

Mutation trägt, wird einfach seine „elterliche“ Daumenregel<br />

ein <strong>wen</strong>ig früher als ein normaler Vogel aktivieren. Er wird

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