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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 181<br />

warum es jemals soweit kommen muß. Wür<strong>de</strong>n die Tiere ihre<br />

Geburtenraten kont<strong>ro</strong>llieren, so gäbe es keinen Hungertod. Die<br />

These von Wynne-Edwards besagt, daß sie ebendies tun. Aber<br />

selbst in diesem Punkt gehen die Meinungen <strong>wen</strong>iger auseinan<strong>de</strong>r,<br />

als <strong>de</strong>r Leser dieses Buches meinen könnte. Die<br />

Anhänger <strong>de</strong>r Theorie <strong>de</strong>s egoistischen Gens wür<strong>de</strong>n ohne<br />

weiteres zustimmen, daß die Tiere tatsächlich ihre Geburtsraten<br />

regulieren. Je<strong>de</strong> Art hat gewöhnlich eine mehr o<strong>de</strong>r<br />

<strong>wen</strong>iger feste Gelege- o<strong>de</strong>r Wurfgröße – kein Tier bekommt<br />

unendlich viele Junge. Die Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten betreffen<br />

nicht die Frage, ob Geburtenraten reguliert wer<strong>de</strong>n. Uneinigkeit<br />

besteht vielmehr darüber, warum sie reguliert wer<strong>de</strong>n:<br />

Durch welchen P<strong>ro</strong>zeß <strong>de</strong>r natürlichen Auslese hat sich die<br />

Familienplanung entwickelt? Mit an<strong>de</strong>ren Worten, die Meinungen<br />

gehen darüber auseinan<strong>de</strong>r, ob die Geburtenkont<strong>ro</strong>lle<br />

bei Tieren altruistisch ist, das heißt zum Wohle <strong>de</strong>r Gruppe<br />

praktiziert wird, o<strong>de</strong>r ob sie egoistisch ist, also zum Wohle <strong>de</strong>s<br />

sich rep<strong>ro</strong>duzieren<strong>de</strong>n Individuums geschieht. Ich wer<strong>de</strong> mich<br />

nacheinan<strong>de</strong>r mit bei<strong>de</strong>n Theorien befassen.<br />

Wynne-Edwards äußerte die Vermutung, daß die Individuen<br />

zum Wohle <strong>de</strong>r ganzen Gruppe <strong>wen</strong>iger Nachkommen<br />

haben, als sie zu bekommen fähig sind. Er war sich darüber<br />

im klaren, daß die normale Selektion unmöglich zur Evolution<br />

eines solchen Altruismus führen kann: Die natürliche Auslese<br />

unterdurchschnittlicher Fortpflanzungsraten ist schon auf<br />

<strong>de</strong>n ersten Blick ein Wi<strong>de</strong>rspruch in sich. Daher holte er die<br />

Gruppenselektion zu Hilfe, wie wir im ersten Kapitel gesehen<br />

haben. Seiner Ansicht nach ist die Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Aussterbens<br />

bei Gruppen, <strong>de</strong>ren einzelne Angehörige ihre Geburtenrate<br />

selbst beschränken, geringer als bei rivalisieren<strong>de</strong>n<br />

Gruppen, <strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>rart rasch vermehren, daß<br />

sie das Nahrungsangebot gefähr<strong>de</strong>n. Daher wird die Welt von<br />

Gruppen bevölkert, <strong>de</strong>ren Angehörige sich bei <strong>de</strong>r P<strong>ro</strong>duktion<br />

von Nachwuchs zurückhalten. Die individuelle Zurückhaltung,<br />

die Wynne-Edwards suggeriert, läuft allgemein gesp<strong>ro</strong>chen auf<br />

Geburtenkont<strong>ro</strong>lle hinaus, doch präzisiert er dies weiter und<br />

bringt in <strong>de</strong>r Tat eine eindrucksvolle Konzeption vor, welche

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