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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 206<br />

Hunger. Wenn also die Eltern das Futter immer <strong>de</strong>m größten<br />

Schreihals geben, sollten normalerweise alle ihren gerechten<br />

Anteil bekommen, da eines, das genug bekommen hat, nicht<br />

so laut schreien wird. Zumin<strong>de</strong>st wäre dies in <strong>de</strong>r vollkommensten<br />

aller Welten so, das heißt es wäre so, <strong>wen</strong>n niemand<br />

mogeln wür<strong>de</strong>. Unserer Auffassung vom egoistischen Gen folgend,<br />

müssen wir jedoch erwarten, daß je<strong>de</strong>s Küken ganz<br />

bestimmt betrügt und ganz bestimmt hinsichtlich seines Hungers<br />

lügt. Dies führt, scheinbar ziemlich sinnlos, zu einer Eskalation,<br />

<strong>de</strong>nn man sollte meinen, <strong>wen</strong>n alle lügen, in<strong>de</strong>m sie<br />

zu laut schreien, dann wird dieses Lärmniveau zur Norm und<br />

hört damit praktisch auf, eine Lüge zu sein. Es kann jedoch<br />

nicht wie<strong>de</strong>r abschwellen, da je<strong>de</strong>s Individuum, das <strong>de</strong>n ersten<br />

Schritt tut und die Lautstärke seines Geschreis vermin<strong>de</strong>rt,<br />

dadurch bestraft wird, daß es <strong>wen</strong>iger Futter bekommt und<br />

mit größerer Wahrscheinlichkeit verhungert. Daß das Lärmen<br />

junger Vögel nicht unbegrenzt anwächst, hat an<strong>de</strong>re Ursachen.<br />

Beispielsweise ruft zu lautes Geschrei gewöhnlich Räuber auf<br />

<strong>de</strong>n Plan, und außer<strong>de</strong>m verbraucht es Energie.<br />

Wie wir gesehen haben, kommt es gelegentlich vor, daß eins<br />

<strong>de</strong>r Tiere in einem Wurf zurückgeblieben ist, also viel kleiner<br />

als die übrigen. Es kann nicht so heftig um Futter kämpfen<br />

wie die an<strong>de</strong>ren, und häufig stirbt es. Wir haben untersucht,<br />

unter welchen Bedingungen es sich für eine Mutter auszahlen<br />

wür<strong>de</strong>, einen Kümmerling verhungern zu lassen. Man könnte<br />

intuitiv vermuten, daß das zurückgebliebene Junge selbst bis<br />

zum letzten weiterkämpft, aber <strong>de</strong>r Theorie zufolge muß dies<br />

nicht zwangsläufig so sein. Sobald ein schwächeres Junges so<br />

klein und schwach gewor<strong>de</strong>n und seine Lebenserwartung so<br />

weit abgesunken ist, daß <strong>de</strong>r Nutzen, <strong>de</strong>n es aus <strong>de</strong>m Elternaufwand<br />

zieht, kleiner ist als die Hälfte <strong>de</strong>s Nutzens, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rselbe<br />

Aufwand <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Jungen bringen könnte, sollte<br />

es unauffällig und bereitwillig sterben. Damit kann es seinen<br />

Genen am meisten dienen. Das heißt, ein Gen, das die Anweisung<br />

gibt: „Körper, <strong>wen</strong>n du sehr viel kleiner bist als <strong>de</strong>ine<br />

Wurfgeschwister, gib <strong>de</strong>n Kampf auf und stirb“, könnte im<br />

Genpool erfolgreich sein, <strong>de</strong>nn die Chance, daß es im Körper

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