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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 434<br />

die <strong>Zeit</strong>ung The Times (London, 7. Dezember 1977) festgehalten:<br />

„Während einer Reihe von Jahren habe ich beobachtet,<br />

daß eine Möwe, die einen günstigen Platz auf einer Fahnenstange<br />

errungen hat, ausnahmslos einer an<strong>de</strong>ren Möwe Platz<br />

macht, die sich auf <strong>de</strong>r Stange nie<strong>de</strong>rlassen möchte, und dies<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Vögel.“<br />

Das überzeugendste Beispiel einer paradoxen Strategie, das<br />

ich kenne, betrifft Hausschweine in einer Skinner-Box. Die<br />

Strategie ist in <strong>de</strong>mselben Sinne stabil, wie eine ESS dies ist,<br />

aber man sollte sie eher „entwicklungsmäßig stabile Strategie“<br />

nennen, <strong>de</strong>nn sie entsteht während <strong>de</strong>r Lebenszeit <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />

Tiere und nicht in evolutionärer <strong>Zeit</strong>. Eine Skinner-Box<br />

ist ein Apparat, in <strong>de</strong>m ein Tier lernt, sich selbst mit Futter zu<br />

versorgen, in<strong>de</strong>m es einen Hebel drückt, woraufhin die Nahrung<br />

automatisch durch eine Schütte in <strong>de</strong>n Käfig fällt. Experimentell<br />

arbeiten<strong>de</strong> Psychologen sind es gewohnt, Tauben<br />

o<strong>de</strong>r Mäuse in kleine Skinnerkäfige zu setzen, wo diese bald<br />

lernen, empfindliche kleine Hebel zu drücken, um mit Nahrung<br />

belohnt zu wer<strong>de</strong>n. Schweine können dasselbe in einer<br />

größeren Skinner-Box mit einem sehr <strong>de</strong>rben Rüsselhebel<br />

lernen. (Vor vielen Jahren sah ich einen wissenschaftlichen<br />

Film darüber, und ich erinnere mich, daß ich mich vor Lachen<br />

kaum halten konnte.) B. A. Baldwin und G. B. Meese trainierten<br />

Schweine in einem Skinner-Stall, aber mit einer zusätzlichen<br />

Schwierigkeit. Der Rüsselhebel befand sich an einem En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Stalls, <strong>de</strong>r Nahrungsspen<strong>de</strong>r am an<strong>de</strong>ren. So mußte das<br />

Schwein also <strong>de</strong>n Hebel drücken, dann zum an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Stalls spurten, um die Nahrung zu erhalten, wie<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>m<br />

Hebel zurückrennen und so weiter. So weit, so gut, aber Baldwin<br />

und Meese setzten Paare von Schweinen in <strong>de</strong>n Apparat.<br />

Nun wur<strong>de</strong> es für eins <strong>de</strong>r Schweine möglich, das an<strong>de</strong>re<br />

auszubeuten. Der „Sklave“ raste hin und her und drückte <strong>de</strong>n<br />

Hebel, <strong>de</strong>r „Herr“ saß neben <strong>de</strong>r Nahrungsschütte und fraß.<br />

Die an <strong>de</strong>m Experiment teilnehmen<strong>de</strong>n Paare von Schweinen<br />

gelangten tatsächlich zu einem stabilen Muster <strong>de</strong>r Art Herr/<br />

Sklave, bei <strong>de</strong>m das eine arbeitete und rannte und das an<strong>de</strong>re<br />

einen G<strong>ro</strong>ßteil <strong>de</strong>s Fressens übernahm.

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