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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 294<br />

eine Art und Weise, die wie gewaltig beschleunigte genetische<br />

Evolution aussieht, in Wirklichkeit jedoch nichts mit genetischer<br />

Evolution zu tun hat. Doch wie bei <strong>de</strong>r genetischen Evolution<br />

kann Verän<strong>de</strong>rung auch hier Fortschritt be<strong>de</strong>uten. In<br />

gewissem Sinne ist die mo<strong>de</strong>rne Wissenschaft <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Altertums<br />

überlegen. Unser Verständnis <strong>de</strong>s Universums verän<strong>de</strong>rt<br />

sich im Laufe <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte nicht nur, es verbessert sich.<br />

Zugegeben, die gegenwärtige stürmische Entwicklung reicht<br />

nicht weiter als bis zur Renaissance zurück; davor lag eine<br />

düstere Perio<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stagnation, in <strong>de</strong>r die eu<strong>ro</strong>päische wissenschaftliche<br />

Kultur auf <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>n Griechen erreichten<br />

Niveau eingef<strong>ro</strong>ren war. Aber auch die genetische Evolution<br />

kann, wie wir in Kapitel 5 gesehen haben, die Gestalt einer<br />

Reihe plötzlicher Sprünge von einem stabilen Niveau zu einem<br />

an<strong>de</strong>ren annehmen.<br />

Die Ähnlichkeit zwischen kultureller und genetischer Evolution<br />

ist häufig hervorgehoben wor<strong>de</strong>n, gelegentlich in Rahmen<br />

gänzlich unnötiger mystischer Gedankenverbindungen. Die<br />

Ähnlichkeit zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und genetischer<br />

Evolution durch natürliche Auslese hat insbeson<strong>de</strong>re<br />

Sir Karl Popper erläutert. Ich möchte sogar noch weitergehen,<br />

und zwar in Richtungen, die auch von an<strong>de</strong>ren erforscht<br />

wer<strong>de</strong>n, beispielsweise von <strong>de</strong>m Genetiker L. L. Cavalli-Sforza,<br />

<strong>de</strong>m Anth<strong>ro</strong>pologen F. T. Cloak und <strong>de</strong>m Ethologen J. M.<br />

Cullen.<br />

Als enthusiastischen Anhänger <strong>de</strong>r Darwinschen Lehre<br />

befriedigen mich die Erklärungen nicht, die meine begeisterten<br />

Mit-Darwinisten für das Verhalten <strong>de</strong>r Menschen vorgebracht<br />

haben. Sie haben in verschie<strong>de</strong>nen Attributen <strong>de</strong>r menschlichen<br />

Zivilisation „biologische Vorteile“ ausfindig zu machen<br />

versucht. Beispielsweise verstehen sie die Stammesreligionen<br />

als einen Mechanismus zur Festigung <strong>de</strong>r Gruppeni<strong>de</strong>ntität –<br />

nützlich für eine im Ru<strong>de</strong>l jagen<strong>de</strong> Spezies, bei <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s Individuum<br />

beim Erlegen g<strong>ro</strong>ßer und schneller Beutetiere auf die<br />

Zusammenarbeit mit an<strong>de</strong>ren angewiesen ist. Häufig gehen<br />

solche Theorien aus einer Vorstellung <strong>de</strong>r Evolution hervor,<br />

die stillschweigend auf <strong>de</strong>r Gruppenselektion beruht, aber

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