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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 431<br />

einer ihrer Larven nach <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Schutz und Nahrung<br />

zur Verfügung zu stellen. Im typischen Fall beginnt ein Weibchen<br />

damit, daß es ein langes Bohrloch in die Er<strong>de</strong> gräbt, auf<br />

<strong>de</strong>ssen Grund sich eine ausgehöhlte Kammer befin<strong>de</strong>t. Sodann<br />

geht die Wespe auf Beutejagd. Wenn sie ein Beutetier, etwa<br />

eine Laubheuschrecke, gefun<strong>de</strong>n hat, sticht sie es, um es zu<br />

lähmen, und zerrt es in ihr Erdloch. Sobald sie vier o<strong>de</strong>r fünf<br />

Heuschrecken zusammengetragen hat, legt sie ein Ei oben auf<br />

<strong>de</strong>n Haufen und versiegelt <strong>de</strong>n Gang. Aus <strong>de</strong>m Ei schlüpft<br />

eine Larve, die sich von <strong>de</strong>n Heuschrecken ernährt. Die Beute<br />

wird übrigens <strong>de</strong>shalb gelähmt und nicht getötet, weil sie dann<br />

nicht verwest, son<strong>de</strong>rn lebendig und daher frisch gefressen<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Diese makabre Gewohnheit bei <strong>de</strong>n verwandten<br />

Schlupfwespen (Ichneumoni<strong>de</strong>n) veranlaßte Darwin zur<br />

Nie<strong>de</strong>rschrift <strong>de</strong>s Satzes: „Ich kann beim besten Willen nicht<br />

glauben, daß ein wohlwollen<strong>de</strong>r und allmächtiger Gott willentlich<br />

die Ichneumonidae geschaffen hätte, auf daß sie im<br />

Innern lebendiger Raupenkörper fressen ...“ Er hätte genausogut<br />

das Beispiel eines französischen Meisterkochs anführen<br />

können, <strong>de</strong>r Hummer lebend ins kochen<strong>de</strong> Wasser wirft, um<br />

<strong>de</strong>n Geschmack zu bewahren. Kehren wir zur weiblichen Grabwespe<br />

zurück: Sie führt ein einsames Leben, sieht man davon<br />

ab, daß mehrere Weibchen unabhängig voneinan<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>mselben<br />

Gebiet arbeiten und daß sie gelegentlich die Höhlen<br />

ihrer Artgenossinnen besetzen, statt sich die Mühe zu machen,<br />

ein neues Erdloch zu graben.<br />

Dr. Jane B<strong>ro</strong>ckmann ist so etwas wie eine Jane Goodall <strong>de</strong>r<br />

Wespen. Sie kam aus Amerika, um in Oxford mit mir zusammenzuarbeiten,<br />

und brachte ihre umfangreichen Unterlagen<br />

über praktisch alle Ereignisse im Leben von zwei vollständigen<br />

Populationen individuell i<strong>de</strong>ntifizierter weiblicher Wespen mit.<br />

Diese Unterlagen waren so vollständig, daß sich <strong>Zeit</strong>budgets<br />

für die einzelnen Wespen aufstellen ließen. <strong>Zeit</strong> ist ein Wirtschaftsgut:<br />

Je mehr davon auf einen Teil <strong>de</strong>s Lebens verwandt<br />

wird, <strong>de</strong>sto <strong>wen</strong>iger steht für an<strong>de</strong>re Teile zur Verfügung. Alan<br />

Grafen gesellte sich zu uns und lehrte uns korrektes Denken<br />

in <strong>de</strong>n Kategorien <strong>Zeit</strong>kosten und Fortpflanzungsnutzen. Wir

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