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Richard Dawkins: Das egoistische Gen 295<br />

sie lassen sich auch im Sinne <strong>de</strong>r orthodoxen Genselektion<br />

umformulieren. Es ist gut möglich, daß <strong>de</strong>r Mensch während<br />

eines G<strong>ro</strong>ßteiles <strong>de</strong>r letzten Jahrmillionen in kleinen Verwandtschaftsgruppen<br />

gelebt hat. Es mag sein, daß die Einwirkung<br />

<strong>de</strong>r Verwandtschaftsselektion sowie <strong>de</strong>r Selektion zugunsten<br />

<strong>de</strong>s gegenseitigen Altruismus auf die menschlichen Gene viele<br />

unserer grundlegen<strong>de</strong>n psychischen Merkmale und Neigungen<br />

hervorgebracht hat. Diese Vorstellungen an sich sind plausibel,<br />

aber meiner Meinung nach sind sie auch nicht im entferntesten<br />

<strong>de</strong>r gewaltigen Herausfor<strong>de</strong>rung gewachsen, eine<br />

Erklärung für die Kultur, die kulturelle Entwicklung und die<br />

ungeheuren Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n menschlichen Kulturen<br />

überall auf <strong>de</strong>r Welt zu liefern, von <strong>de</strong>m krassen Egoismus<br />

<strong>de</strong>r Ik in Uganda, wie er von Colin Turnbull beschrieben<br />

wor<strong>de</strong>n ist, bis hin zu <strong>de</strong>r sanften Uneigennützigkeit von Margaret<br />

Meads Arapesh-Indianern. Ich glaube, wir müssen neu<br />

beginnen und ganz an <strong>de</strong>n Anfang zurückgehen. Die folgen<strong>de</strong><br />

Aussage mag überraschen, da sie vom Autor <strong>de</strong>r vorigen Kapitel<br />

kommt: Ich behaupte, daß wir uns, um die Evolution <strong>de</strong>s<br />

mo<strong>de</strong>rnen Menschen verstehen zu können, zunächst davon<br />

freimachen müssen, das Gen als die einzige Grundlage unserer<br />

Vorstellung von Evolution anzusehen. Ich bin ein begeisterter<br />

Darwinist, aber ich glaube, <strong>de</strong>r Darwinismus ist eine zu gewaltige<br />

Theorie, als daß man ihn auf <strong>de</strong>n engen Rahmen <strong>de</strong>s Gens<br />

beschränken könnte. Ich wer<strong>de</strong> das Gen als ein Analogon in<br />

meine These einbeziehen, nicht mehr.<br />

Was ist im Grun<strong>de</strong> so Beson<strong>de</strong>res an <strong>de</strong>n Genen? Die Antwort<br />

lautet: die Tatsache, daß sie Replikatoren sind. Von <strong>de</strong>n<br />

Gesetzen <strong>de</strong>r Physik nimmt man an, daß sie im gesamten<br />

bekannten Universum gelten. Gibt es irgendwelche Grundsätze<br />

<strong>de</strong>r Biologie, bei <strong>de</strong>nen die Wahrscheinlichkeit besteht, daß sie<br />

eine ähnlich universelle Gültigkeit besitzen? Wenn Ast<strong>ro</strong>nauten<br />

auf <strong>de</strong>r Suche nach Leben zu fernen Planeten reisen, so<br />

können sie erwarten, Lebewesen vorzufin<strong>de</strong>n, die zu fremd<br />

und zu unirdisch sind, als daß wir sie uns vorstellen könnten.<br />

Aber gibt es nicht irgend etwas, das für alles Leben gelten<br />

muß, wo immer es auch gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n mag und was auch

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