Dokument 1 - RWTH Aachen University
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5.1 Stand der Praxis und Forschung 79<br />
5.1.1 Definitionen für Datenqualität<br />
Für den Begriff der Datenqualität existiert keine allgemein anerkannte Definition. Vielmehr findet<br />
man in fast jeder Publikation zum Thema Datenqualität oder Datenqualitätsmanagement eine<br />
neues Klassifizierungsschema verschiedener Datenqualitätsaspekte. Bevor der Begriff Datenqualität<br />
genauer diskutiert wird, soll zunächst die Bedeutung des Begriffes „Qualität“ geklärt werden.<br />
Qualität kann aus verschiedenen Perspektiven beurteilt werden. Garvin [1994] unterscheidet zum<br />
Beispiel zwischen produktbezogenen, anwenderbezogenen, prozessbezogenen, wertbezogenen<br />
und transzendenten Ansätzen. Im produktbezogenen Ansatz wird die Qualität durch die Produkteigenschaften<br />
bestimmt, so dass die Qualität eines Produkts messbar ist und eine inhärente<br />
Eigenschaft des Produkts darstellt. In der anwenderorientierten Sicht wird ein Produkt dann als<br />
qualitativ hochwertig bezeichnet, wenn es den Bedürfnissen des Anwenders dient. Die Qualität<br />
des Produkts wird also nicht mehr alleine durch seine Eigenschaften beurteilt. Im prozessbezogenen<br />
Ansatz steht die Einhaltung von Spezifikationen beim Produktionsprozess im Vordergrund.<br />
Wenn ein Produkt entsprechend den Spezifikationen produziert wurde, gilt es als qualitativ hochwertig.<br />
Der wertbezogene Ansatz richtet sich nach dem Preis-Leistung-Verhältnis eines Produkts.<br />
Produkte mit verhältnismäßig niedrigem Preis und hoher Leistung haben eine hohe Qualität.<br />
Schließlich stellt der transzendente Ansatz einen eher abstrakten und vagen Qualitätsbegriff dar,<br />
der auf hohen Standards und Ansprüchen basiert.<br />
Die Normierungsorganisationen ISO und DIN haben ebenfalls den Begriff Qualität definiert. In<br />
[ISO, 2000b] wird Qualität definiert als „der Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen<br />
erfüllt“. Die DIN-Norm 55 350 definiert Qualität als „Beschaffenheit einer Einheit<br />
bezüglich ihrer Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen“ [DIN, 1987] 1 .<br />
Beide Standards sehen Qualität also mehr aus der anwenderorientierten Perspektive, da die Anforderungen<br />
bzw. Erfordernisse der Anwender eine Rolle spielen. Andere Autoren präzisieren<br />
diese Definitionen noch, in dem sie fordern, die Anforderungen der Anwender möglichst genau<br />
zu treffen und nicht zu übertreffen [Crosby, 1979; English, 1999]. Dies wird damit begründet,<br />
dass ein Übersteigen der Anforderungen eine Verschwendung von Ressourcen wäre und das Produkt<br />
somit nutzlose Eigenschaften beinhalten würde.<br />
Die anwenderbezogene Sichtweise hat sich auch bei der Datenqualität durchgesetzt. Eppler<br />
[2001] gibt in seinem Artikel eine Übersicht über aktuelle Rahmenwerke zum Datenqualitätsmanagement.<br />
Die dort verglichenen Arbeiten definieren Datenqualität nicht formal, sondern stellen<br />
immer einen Bezug zum Anwender der Daten her, d.h. Datenqualität ist vor allem eine subjektive<br />
Größe. Dies wird vor allem durch Definitionen wie zum Beispiel „fitness for use“ (Gebrauchstauglichkeit)<br />
[Tayi und Ballou, 1998] deutlich. Für Redman [1996] hat ein Datum X ein höhere<br />
Qualität als ein Datum Y, wenn X die Bedürfnisse des Anwenders besser erfüllt als Y.<br />
Diese Definitionen ermöglichen aber keine genauen Messungen der Datenqualität. Daher untersuchen<br />
einige Ansätze auch die inhärenten Fähigkeiten von Daten (wie z.B. Genauigkeit, Aktualität).<br />
So wurde im Rahmen des Projekts „Total Data Quality Management“ [TDQM Project,<br />
1 Die Norm DIN 55350-11 wurde seitdem mehrfach überarbeitet und inzwischen zurückgezogen und durch die<br />
deutsche Fassung der ISO-Norm 9000:2000 ersetzt.