LSH-Magazin 2010

Schulmediation als eine
Möglichkeit zur Schaffung
einer kreativeren und
friedvolleren Schul- und
Lernatmosphäre
Seit nun mehr als drei Jahren, d.h. seit Februar 2006, gibt es
eine Streitschlichter AG am Landschulheim Schloss Heessen.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten hat sich diese AG im
Laufe der Zeit zu einer festen Einrichtung an unserer Schule
entwickelt, die immer häufiger von unseren SchülerInnen in
Anspruch genommen wird. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt
bilden 10 Schüler und Schülerinnen der Klassen 8-10 sowie der
Jahrgangsstufen 11 und 12 den sogenannten harten Kern der
Streitschlichter. Bei Konflikten zwischen Jugendlichen haben
jugendliche Mediatoren den Vorteil, dass sie eben keine Eltern
oder Lehrer sind, von denen in der Regel vorgegebene Lösungen,
disziplinarische Maßnahmen oder auch Auswirkungen auf
Noten und Unterricht erwartet werden. Ganz im Gegenteil, sie
kennen die besonderen Schwierigen ihrer Altersgenossen sehr
gut und können sich deshalb wesentlich besser in die jeweiligen
Konfliktparteien einfühlen und derart bei der Suche nach einer
konstruktiven Konfliktlösung behilflich sein.
Allerdings setzt diese Form der Konfliktlösung auch einen
Perspektivwechsel voraus, denn SchülerInnen sind
durchaus in der Lage ihre Konflikte auch ohne Beteiligung
Erwachsener zu lösen, man muss es ihnen nur zutrauen.
Die bislang von den Streitschlichtern erfolgreich geführten
Gespräche bestätigen dies. So haben sie nicht nur mit jeweils
zwei „Streithähnen“ Lösungen erarbeitet, sondern sind auch
schon bei Konflikten innerhalb einer ganzen Klasse vermittelnd
tätig geworden. Die hierfür nötigen Fähigkeiten und Kenntnisse
erarbeiteten sich die Schüler im Verlauf eines Jahres, in dem sie
an der Streitschlichter AG unter der Leitung von Frau Kuhls-
Robert und Frau Seeger teilnahmen. Hierfür opferten sie ihre
Freizeit, denn die Hausaufgaben, die sie ansonsten im Studium
erledigen konnten, mussten nun Zuhause nachgearbeitet
werden. Neben dem themenbezogenen Wissen, das die
SchülerInnen sich in der Ausbildung aneigneten, machten sie
auch Erfahrungen, die ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung
förderlich waren. So erweiterten sie ihre kommunikativen
Kompetenzen und konnten sich den Anforderungen an ihre
Rolle als Schulmediator bewusst werden, diese entwickeln und
einüben: Empathie, Selbsterkenntnis, Situationsorientierung,
Entscheidungsfähigkeit, Kooperation, Teamfähigkeit,
Eigeninitiative und auch Solidarität, Anerkennung und Respekt.
Am Ende ihrer etwa einjährigen Ausbildung stand eine
Fortbildungsfahrt zur CAJ Werkstatt in Saerbeck, wo sie
praktisch und handlungsorientiert weitere Elemente ihrer
Ausbildung erfuhren und bereits bekannte in Form eines
Kompaktseminars vertiefen konnten. Der Schwerpunkt des
Seminars lag auf „learning by doing“, d.h. Kooperations-,
Interaktions-, Wahrnehmungs-, und Ruheübungen, sowie
Rollenspielen und Übungssequenzen. Ein weiterer Effekt,
der sich durch die Fahrt nach Saerbeck ergeben hat, ist die
Tatsache, dass die Gruppe der Streitschlicher zu einem echten
Team zusammengewachsen ist. So ist es für alle beteiligten
Schüler selbstverständlich, dass sie jeder einmal wöchentlich
eine einstündige Sprechstunde für ihre Mitschüler anbieten.
Auf diese Weise ist es möglich von montags bis freitags zu festen
Zeiten die Hilfe der Streitschlichter in Anspruch zu nehmen.
Martin Jacob, Christian Genderka, Falk Gardick-Karda,
Julius Ramm, Yasemin Yildiz, Julia Littau, Estera Bronk,
Jacqueline Alke, Jan Hoge und Nicolas Thomaschewski sind
darüber hinaus aber auch zu anderen Terminen ansprechbar.
Am 05.11.2009 überreichte der Schulleiter, Herr Heimühle,
fünf der neuen Schulmediatoren ihre Urkunde über die
erfolgreiche Teilnahme an der freiwilligen und zusätzlich zum
Unterricht angebotenen Arbeitsgemeinschaft.
Heike Kuhls-Robert