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Geschöpf ein und erfüllten es mit Leben. Kraftlos hob ich meinen Kopf<br />
um den Engel zu betrachten. Wärme drang in mich ein, als ich die<br />
dunklen Augen erblickte. Die Schönheit schien mich nicht sehen zu<br />
können, denn unbeirrt breitete sie weiterhin die Arme aus und genoss das<br />
Sonnenlicht, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Während rings um ihre<br />
schlanken Beine große, makellose Rosen aus dem Boden quollen, schien<br />
das fremdartige Wesen im Sonnenlicht zu baden.<br />
Doch in den Schatten beobachtete Etwas den Engel und erwartete<br />
geduldig die Nacht.<br />
Diese beklagenswerte und verdorbene Nacht, deren dunkle<br />
Schönheit so begehrenswert erschien. Sie zog g langsam,<br />
schleichend auf. Die Nacht breitete sich mit dürren<br />
Krallen über die Lichtung aus, quoll aus dem m dichten<br />
Wald hervor und umzingelte den Engel. Der er finster<br />
Gelegene wurde eins mit den Schatten und floss ss auf die<br />
Lichtung, als die Dunkelheit ihren Weg über das Land<br />
suchte. Mit von Furcht erfüllten, weit aufgerissenen erissenen<br />
Augen wich der Engel ins Herz der Lichtung g zurück.<br />
Doch dies Alles hatte keinen Sinn: Aurora war der<br />
Untergang vorherbestimmt und langsam zerbrach ach auch<br />
die letzte glühende Zuflucht des Engels. Die e Schatten<br />
sammelten sich und die Gestalt des Monstrums ms fand sich<br />
in ihnen wieder. Langsam umarmten die Schwaden hwaden aus<br />
Dunkelheit die blasse Schönheit. Der finster Gelegene<br />
formierte sich zu der Gestalt eines kräftig gebauten, uten,<br />
vermummten Mannes hinter dem erstarrten en<br />
Engel, der gefesselt durch seine Fesseln aus<br />
Schwärze in einer traumartigen Pose gefangen<br />
war. Verzweifelt wandte sich der Engel in den<br />
Fängen aus Schatten und stöhnte angesichts<br />
der Kälte, die selbst mich erreicht hatte.<br />
Langsam und erhaben schritt der finster Gelegene über die Lichtung. In<br />
einem Arm hielt er ein Stundenglas, welches mit dem schwarzen Rauch<br />
aus welchem er selbst bestand, gefüllt zu sein schien. Den anderen Arm<br />
streckte er gierig nach dem Engel aus, doch er hielt inne und wandte sich<br />
um. Durchdringend sahen seine funkelnd roten Augen mich an und ich<br />
spürte wie die Kälte in jede Faser meines Körpers kroch. Kraftlos lag ich<br />
noch immer an Rande der Lichtung und war nicht im Stande den Blick<br />
von den Augen des Ungetüms abzuwenden, aus welchen das Blut der<br />
Unschuldigen zu laufen schien. Das Wimmern der Schönheit erstarb als<br />
er sich wieder zu ihr drehte und ihr mit einer Hand aus Schatten langsam<br />
und sinnlich über den Hals strich und hinab zu ihrem Genick wanderte.<br />
In schmerzerfüllter Ekstase reckte der Engel den Kopf gen Himmel und<br />
öffnete die sich verfärbenden Lippen. Mit einem kalten Lachen der Kreatur<br />
blitzte das schwarze Firmament auf und der Engel schrie, als das Herz der<br />
wundervollen, unschuldigen Kreatur gefror.<br />
Kraftlos versuchte ich mich aufzurichten, scheiterte aber beim Versuch<br />
und fiel wieder. Schmerzerfüllt streckte ich meinen rechten Arm aus<br />
und versuchte mit der verkrampften Hand in Richtung des obszönen<br />
Schauspiels zu reichen. Die Geste der Verzweiflung verlangte mir alle Kraft<br />
ab, blieb jedoch sinnlos.<br />
Der Himmel brannte nun in gleißender Röte, während der finster Gelegene<br />
sein dunkles Kunstwerk vollendete und der Schönheit alles Leben raubte.<br />
Der Schrei schien Äonen zu überdauern bis sich ihre Augen schließlich mit<br />
grauer Unkenntlichkeit füllten und ihre Züge erschlafften. Die Kreatur<br />
der Dunkelheit zog jäh seinen Arm zurück und mit ihm entließen die<br />
Schlingen aus Finsternis den Engel. Sekunden schien er noch in seiner<br />
faszinierenden Pose zu verharren bis er endlich zu Boden fiel und mit einem<br />
Bild der Schmerzen in den feinen Zügen auf dem schwarzen Glas liegen<br />
blieb. Nichts, als eine endlose Ebene aus schwarzem Glas erstreckte sich<br />
nunmehr unter dem scharlachroten Himmel. Die Lichtung war fort. Doch<br />
noch immer quollen die roten Rosen aus dem unfruchtbaren Boden und<br />
umgaben die regungslose Schönheit. Sie waren gefroren und zerbrachen<br />
unter den Beinen des finsteren Gelegenen, als dieser seelenruhig über den<br />
endlosen Spiegel schritt. Noch einen letzten eisigen Blick schenkte er mir,<br />
dann verflüchtigte sich seine Gestalt und der dichte, schwarze Nebel verlor<br />
sich um bis in alle Ewigkeit fahl und schläfrig über dem gläsernen Boden<br />
dieser Hölle zu schweben.<br />
All das konnte ich nicht weiter ertragen. Die Kälte in meinem Inneren<br />
schwoll an. Sie lähmte meine Glieder. Dann fiel der Schnee und bedeckte<br />
den gefallenen Engel mit so unendlich kaltem Weiß, dass es mich<br />
schüttelte. Der Frost breitete sich über die Landschaft aus und begrüßte<br />
die ewige Nacht, indem er alles Leben erstickte und den Engel vollständig<br />
bedeckte. Ich erkannte, dass es keine Eiskristalle waren, die dort aus dem<br />
brennenden Himmel fielen. Es waren blutige Federn. Und in jedem Fall<br />
einer dieser Federn lag eine andere Geschichte des Leides verborgen.<br />
Dann sah ich sie: Unzählige dieser wundervollen Geschöpfe waren<br />
im schwarzen Glas unter mir gefangen. Eine endlose Tiefe voll von<br />
Eiskristallen, gefrorenen Rosen aus Blut und Gefallenen erstreckte sich<br />
unter mir. Ich stöhnte auf, so sehr sehnte ich mich danach die leblosen<br />
Skulpturen zu berühren.<br />
Und dann da ergriff mich wieder diese eine Stille. Die Eiskalte<br />
Stille, welche nun in meinem Kopf zu schreien schien.<br />
Die Stille, S in welcher tote Engel liegen. Sie umarmte<br />
mich, raubte mir die Sinne und riss mich hinunter ins<br />
Nichts. Nicht Und so verlor ich endgültig das Bewusstsein und<br />
fand Frieden.Denn F<br />
keinerlei Träume bluten in atemlosem<br />
Schlaf.<br />
Epilog zu z einem Märchen:<br />
Gefallen bin ich<br />
Erlösung ist mein<br />
Sol’s gleißendes gleiße Licht<br />
Es trägt mich heim<br />
Ich I<br />
kam in gleißendem Sonnenlicht zu mir und<br />
suchte mich an die Schrecken der vergangenen<br />
Nacht zu erinnern, während Sol mächtig und<br />
kraftvoll am Himmel thronte. Langsam stand ich<br />
auf. Ich blickte mich um und sah das Waldland vor<br />
mir und den Baumstamm, auf dem ich am Abend noch dem Wehklagen<br />
der Wölfe zugehört hatte. Ich machte mich daran zu gehen und hielt doch<br />
nach einen kurzen Moment inne, als ein kalter Wind aufkam und mich<br />
mit einer kraftlosen Hand festhielt. Ein flehendes Flüstern schien er in<br />
mein Ohr zu hauchen. Ich schaute in die Dunkelheit des Waldes zurück<br />
und schüttelte bestimmt die kalte, körperlose Hand an meiner Schulter<br />
und Seele ab. Kopfschüttelnd verließ ich dich Lichtung.<br />
>>Narben…Nichts als Narben