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Projekt Schreckensbilder / Halloween<br />
Pünktlich zu Halloween erhielten die Teilnehmer aus den Jahrgangsstufen 9 bis 12 des Grusel-Projekts die fertiggebundenen Sammlungen<br />
ihrer selbst erstellten Zeichnungen und Kurzgeschichten. Eine Auswahl der spannenden Geschichten mit passender Bebilderung wird<br />
nun also hier im <strong>LSH</strong>-<strong>Magazin</strong> veröffentlicht!<br />
Zusätzlich zu der Anthologie erstellte ein Schüler eine besondere Zeichnung. Auf einem großen farbig gestalteten Plakat karikierte er auf<br />
humorvolle und gelungene Weise diverse Lehrer, indem er sie in bekannte Horrorgestalte wie Zombies, Monster, Vampire etc. verwandelte.<br />
Dieses Horrorkabinett ist im Haupthaus ausgestellt.<br />
Es tut mir leid!<br />
Janina Zimmer (Jg. 12)<br />
Oktober 2059, eine Frau wird im Polizeipräsidium gemeldet. Kommissar<br />
Braun ist für solche Fälle zuständig. Er ist jung, gerade mal 30 Jahre alt,<br />
eine schlaksige Figur hat er und ist so gut wie gar nicht angsteinflößend,<br />
doch trotzdem muss er sich um die Vernehmungen kümmern. Er steht<br />
in einem dunklen Raum, der sehr schmal und eng ist. Ein Tisch und<br />
ein Aufnahmegerät befinden sich hier. Das dunkle Zimmer ist direkt<br />
neben dem Vernehmungsraum, eine Scheibe verbindet die beiden.<br />
Braun schlägt die Akte auf, es geht um einen ungelösten Fall, der vor<br />
50 Jahren stattfand. Er schaut durch die Scheibe, die von der anderen<br />
Seite wie ein normaler Spiegel aussieht. Der daneben liegende Raum ist<br />
karg, in einem leichten grau gestrichen. Außer diesem Spiegel, stehen<br />
noch ein Tisch und ein Stuhl in diesem Raum. Und diese Frau. Sie ist<br />
alt, mindestens 68. Ängstlich vergräbt sie sich in ihrer Jacke. Sie sieht<br />
nett aus, wie eine liebvolle Großmutter, die zu jedem Anlass einen<br />
Kuchen backt und für ihre Hausmannskost bekannt ist. Kommissar<br />
Braun seufzt, er hasst es Vernehmungen durchzuführen. Nur weil er der<br />
Jüngste ist, aber Vernehmungen bleiben immer an den Jüngeren hängen.<br />
Er durchquert den Raum langsamen Schrittes. ,Die arme Frau! Warum<br />
ist sie bloß hier, obwohl sie Angst hat? ‘, denkt er sich und öffnet die<br />
Tür. Als er den Vernehmungsraum betritt, schaut die alte Frau auf. Braun<br />
ist verwirrt, obwohl sie vorher so ängstlich aussah ist nun in ihrem Blick<br />
nicht ein einziger Funken dieser Angst zu erkennen. „Guten Tag. Ich<br />
bin Kommissar Braun und werde heute die Vernehmung durchführen.“<br />
„Hallo! Wie geht es Ihnen? Sie sehen aber müde aus“, sagt die Frau. Die<br />
Verwirrung in Brauns Gesicht ist deutlich zu erkennen, denn so hat noch<br />
nie eine Vernehmung bei ihm begonnen. „Ähm… war ein langer Tag<br />
gestern, aber danke der Nachfrage“, es ist das einzige was er dazu sagen<br />
kann. „Ich finde es immer wichtig zu wissen wie es meinen Mitmenschen<br />
geht“, bemerkt die Frau und lächelt den Kommissar an. „Das ist sehr nett<br />
von Ihnen. Sollen wir dann mit der Vernehmung beginnen?“, Braun ist<br />
überrascht von der netten Lady, doch er kann sich nicht erklären, was sie<br />
mit diesem Vorfall zu tun haben könnte.<br />
Die Frau nickt nur und Braun schlägt die Akte erneut auf. „Was wissen<br />
Sie denn über den Doppelmord von 2009?“, fragt der Kommissar. Die alte<br />
Lady lächelt nur und meint: „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich<br />
gerne die Geschichte auf meine Art erzählen!“ Die Frau ist anders als alle<br />
Vernehmungsgäste die er je hatte, doch trotzdem nickt er und willigt ein.<br />
Dann fängt die Frau an zu erzählen: „Nun gut… Also wie schon gesagt, es<br />
war im Jahr 2009…<br />
Mein Name ist … unwichtig für euch, zumindest sollte er das sein. Die<br />
alte Frau will also meine Geschichte erzählen, dann dachte ich, dass ich<br />
sie euch lieber selbst erzählen kann. Ich bin schon seit sechs Jahren auf<br />
dieser Schule. Früher dachte ich immer sie wäre die tollste Schule von<br />
allen. Wunderschönes Ambiente, nette Leute, kleine Klassen undundund.<br />
Meine Geschichte macht diese Schule nicht schlecht, nein, sie zeigt nur<br />
das wahre Gesicht von ihr und wie sie einen Menschen verändert. Doch<br />
zu allererst möchte ich etwas über mich erzählen und über meinen größten<br />
Hass. Die Liebe ist für mich einer der schlimmsten „Dinge“ die es auf<br />
dieser Welt gibt. Jaja… ohne Liebe kann man nicht leben – so ein Unsinn.<br />
Grasemann / Spiegelberg<br />
Aber mein Hass gilt der Liebe zweier vorher fremder Menschen. Genau,<br />
der Pärchen. Diese Art von Liebe kann ich einfach nicht verstehen. Dass<br />
man sich jemanden so hingeben kann, ihr all seine Gefühle preisgibt und<br />
ihr theoretisch sein Herz schenkt. So etwas dummes, so wird man doch<br />
nur verletzlich. Meiner Meinung nach ist die Liebe die größte Schwäche<br />
der Menschheit.<br />
Ich bin jetzt schon knapp zwei Jahre mit Perry befreundet. Er ist mein<br />
bester Freund. Natürlich kennt er meinen Hass zur Liebe und er versteht<br />
mich. Vielleicht sind wir deshalb so gute Freunde oder vielleicht, weil er<br />
mich einfach zu gut kennt. Er geht ebenfalls auf meine Schule, nur schon<br />
etwas länger. In meiner Geschichte wird es hauptsächlich um ihn gehen,<br />
also findet euch damit ab.<br />
Wir haben jetzt Mitte Januar und das neue Jahr 2009 hat gerade erst<br />
begonnen. In letzter Zeit spüre ich jedoch eine Veränderung an mir.<br />
Ich schaue mir oft Liebesfilme an, dass hab ich schon vorher getan, zur<br />
Belustigung, doch irgendwie hab ich, naja… ich glaub, man nennt es<br />
Mitgefühl. Wahrscheinlich ist es nur eine Phase. Ich glaube Perry merkt<br />
auch, dass etwas nicht stimmt, deshalb machen wir viel zusammen. Es ist<br />
immer sehr lustig mit ihm, er muntert mich auf. Ich bin froh jemanden<br />
gefunden zu haben, der auch nicht viel von der Liebe hält.<br />
Diese Wintertage sind echt schrecklich, sie scheinen nie vorbeizugehen.<br />
Und es ist kalt, sehr kalt sogar. Letztens war mir so kalt, dass Perry mir<br />
seine Jacke gegeben hat.<br />
Seit Anfang Februar bemerke ich noch mehr Veränderungen an mir. Oft<br />
habe ich keinen Hunger oder ich kann nicht schlafen, ich muss immer an<br />
eigenartige Dinge denken. Die meisten sind mit dem schlimmsten aller<br />
Gefühle verbunden, ihr wisst welches Gefühl ich meine.<br />
Ich träumte auch viel mehr, deshalb machten viele Witze über mich, sie<br />
meinten ich würde verliebt aussehen. Für sie bin ich doch wie ein Ozean,<br />
man sieht nur das äußere, aber das innere bleibt für alle Beobachter<br />
verborgen.<br />
Der wohlbekannte Tag rückte immer näher, Valentinstag. Dies ist<br />
wahrscheinlich einer der schlimmsten Tage im Jahr. Wie kann man nur<br />
einen Tag den Verliebten widmen? Welch Verschwendung!<br />
Es ist immer noch Februar, doch diesen kalten und grauen Februartag<br />
werde ich wohl nie vergessen. Meine Schwester kam zu Besuch, sie war<br />
schon 24 und studierte. Sie wollte später mal Therapeutin werden und<br />
natürlich war ich ihr Versuchskaninchen. Wer kennt schon jemanden<br />
der die Liebe hasst, schließlich war sie in dem Glauben, dass der Mensch<br />
instinktiv nach der Liebe sucht, pah…<br />
Doch ihre ersten Worte an diesem Tag waren: „Oh mein Gott! Mein<br />
Schwesterherz ist verliebt!“ Ich fragt mich noch heute wie sie darauf kam.<br />
Natürlich wollte sie sofort mit mir darüber reden und war so frech zu<br />
sagen, dass ich doch dem „Glücklichen“ etwas zum Valentinstag schenken<br />
solle.<br />
Die ganze Nacht hatte ich kein Auge zugetan und als die ersten<br />
Sonnenstrahlen sich in mein Zimmer drängten und es mit dem alltäglichen<br />
Trott erfüllten, da wusste ich:<br />
SCHEIßE, ICH BIN VERLIEBT!!!!!!!<br />
Den ganzen Tag lief ich auf und ab, dachte nach, studierte mein Gefühl,<br />
doch ich kam immer wieder auf das gleiche Ergebnis, ich war verliebt! Alles<br />
deutete daraufhin, die Liebesfilme, die Schlaflosigkeit, die Appetitlosigkeit