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LSH-Magazin 2010

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und das flaue Gefühl im Magenwenn ich Perry sehe. Ja, Perry! Nur er<br />

kann es sein, aber wie… wie konnte das nur passieren? Dass frage ich mich<br />

heute noch! Da ich nicht wusste was in solche Situationen zu machen ist,<br />

beschloss ich es ihm zu sagen! Aber nicht einfach so, dass wäre ja dann<br />

schon sowas wie Selbstmord, nein mit einem Brief, anonym, ich will ihn<br />

ja nicht gleich erschrecken. Und welcher Tag eignet sich am besten dafür?<br />

Valentinstag!<br />

Dann war der Tag gekommen, der 14. Februar, Valentinstag. Ich hatte<br />

eine Karte geschrieben, für Perry, und sie in sein Fach geschmuggelt. Als<br />

dann endlich die große Pause anfing, war ich so aufgeregt wie noch nie<br />

zuvor! Am Ende der ersten Pause, sah ich Perry schon von weitem auf<br />

mich zukommen, sein Gesicht strahlte. Mein Herz schlug so schnell und<br />

laut, dass ich Angst hatte jemand könnte es hören. Ich merkte wie sich<br />

kleine Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten. Mein Atem ging immer<br />

schneller, ich war so aufgeregt. ‚Er weiß es und er empfindet genauso wie<br />

ich‘, dachte ich damals, wie naiv von mir. Was war nur mit mir geschehen?<br />

Natürlich erzählte Perry mir von der Karte, wie geschmeichelt er sich<br />

fühlte und von seiner Vermutung, wer denn diese Karte abgeschickt haben<br />

könnte. Ich verspürte einen schlimmen Schmerz, der sich anfühlte als ob<br />

mir das Herz aus lebendigem Leibe herausgerissen wurde. Ich unterdrückte<br />

einen Schmerzensschrei, als er seine Vermutung aussprach: Maya! Ein<br />

kurzer Text zu Maya. Margaretha galt als eine freizügig lebende oder<br />

promiskuitive Frau, die ebenfalls einen unehrenhafter Charakter besaß,<br />

kurz: sie galt als Schlampe. Sie hatte schon jeden beziehungsweise so gut<br />

wie jeden Jungen an der Schule. Dabei sah sie noch nicht mal gut aus, ganz<br />

im Gegenteil, sie war hässlich. Sie war wie eine Blutsaugerin, sobald sie<br />

einen Jungen wollte, so bekam sie ihn auch, dann nutzte sie ihn aus, bis sie<br />

alles hatte, was sie wollte und dann ließ sie ihn fallen. Margaretha war so<br />

geschickt darin, dass der Jungen nach allem noch glaubte, dass er Schuld<br />

an der Trennung wäre. Im Gegensatz zu den Jungs wussten alle Mädchen<br />

Bescheid über ihre bösen Hintergedanken und hasste sie dafür. Nun könnt<br />

ihr bestimmt meine Wut und meine Schmerzen nachvollzeihen, als Perry<br />

mir sagte, dass wahrscheinlich Margaretha ihm die Karte geschenkt hätte<br />

und er sie um ein Date bitten sollte, aus Höflichkeitsgründen. Auf meinen<br />

Lippen brannten die Worte: „Nein, die Karte kommt von mir!“, doch alles<br />

was ich von mir gab war: „ Ja, dass klingt gut!“ Als er mich umarmte und<br />

sagte, wie schön er es fand, dass ich mich so für ihn freute, musste ich<br />

einen Schluchzer unterdrücken. Dann ging er und seine Worte hallten in<br />

meinen Kopf wieder und wieder, wie ein Albtraum, den man nie mehr<br />

vergisst. Als ich ihn nicht mehr sehen konnte, brach alles über mich ein.<br />

Ich musste mich zusammenreißen um nicht los zu weinen, nicht vor all<br />

den Leuten. Deshalb rannte ich so schnell wie möglich auf die Toilette,<br />

vergrub mein Gesicht in meinen Händen und ließ meinen Emotionen<br />

freien Lauf.<br />

Monate vergingen. Perry war schließlich doch noch mit Margaretha<br />

zusammen gekommen. Jeder Tag schmerzte, wenn ich die beiden sah und<br />

jeden Tag wurde es unerträglicher zu lächeln und so zu tun als ob ich das<br />

alles schön fände. Natürlich hatte Maya nicht gesagt, dass die Karte nicht<br />

von ihr war, wieso sollte sie auch? Selbst ich habe ihm nicht die Wahrheit<br />

erzählt, schließlich wollte ich nicht als Trottel da stehen. Perry veränderte<br />

sich stark. Margaretha wollte so oft etwas mit ihm unternehmen, dass wir<br />

uns immer weniger sahen, bis irgendwann gar nicht mehr. Er sah auch<br />

nicht mehr so glücklich aus wie vorher. Oft streunte er durch den Schulflur<br />

und maulte jeden an, der einen Witz gemacht hatte, obwohl er früher<br />

immer darüber gelacht hätte. Seine neue „Freundin“ schottete ihn von<br />

allem ab, durch sie ist er so komisch geworden und hat sich so verändert.<br />

Ich fand, dass es an der Zeit war mit Margaretha zu reden, ich meine Perry<br />

war mein bester Freund und reden schadet ja nicht, könnte man meinen.<br />

In der Mittagspause steckte ich einen Zettel in ihr Fach, sie solle sich mir<br />

nach der Schule hinter den Müllcontainern treffen. Wie versprochen<br />

stand sie dann auch nach der Schule da! Sie war nicht überrascht mich<br />

zu sehen. Also fing ich sofort an ihr die Wahrheit zu erzählen, nicht die<br />

ganze. Ich erzählte ihr, dass Perry sich sehr stark verändert habe und nicht<br />

mehr der ist der er einmal war, dass interessierte sie gar nicht. Lange<br />

redete ich auch sie ein und bei jedem Wort, welches aus ihrem Mund kam<br />

wurde ich wütender auf sie. Ihr war es egal was mit Perry passierte, dass<br />

er sich verändert hatte. Nach langem Reden fing sie auf einmal an mich<br />

auszulachen, dass ich Perry als meinen besten Freund abharken könne.<br />

Ihre Worte machten mich nur noch wütender. Ich spürte sie, die Wut,<br />

wie sie von unten langsam aufstieg und jede einzelne Zelle meines Körpers<br />

einnahm. Als ich merkte wie meine Hände bebten wusste ich, dass ich<br />

die Kontrolle über mich selbst verlieren würde, wenn sie nicht aufhörte<br />

zu lachen. Doch sie lachte immer weiter, es war so ein gehässiges Lachen,<br />

als hätte sie die Macht über alles. Mein Atem wurde schwerer, ich konnte<br />

diese Wut kaum noch unterdrücken, sie pulsierte in meinem Kopf. Dann<br />

nahm ich wie in Trance meinen Schal von meinem Hals. Ihr Lachen<br />

wurde immer lauter. Ich ging langsam auf sie zu und wickelte den Schal<br />

um ihren Hals, nahm die Enden des Schals in meine Hände und zog ihn<br />

somit enger. „SEI ENDLICH STILL!“, schrie ich. Die Wut gab mir Kraft<br />

den Schal immer weiter zuzuziehen. Ihr Lachen erstarb, nur noch kleine<br />

Laute drangen aus ihrem Mund. Ihre Hände wollten mich greifen, doch<br />

sie fassten immer nur ins Leere. Als schließlich Ruhe einkehrte löste ich<br />

den Schal von ihrem Hals. Langsam glitt sie zu Boden und regte sich nicht<br />

mehr. Margaretha war tot, von mir erdrosselt.<br />

Doch dann hörte ich es hinter einem der Container rascheln. Als ich<br />

meinen Kopf hob, sah ich wie Perry auf mich, nein, auf Margaretha<br />

zuging. „Was hast du getan?“, fragte er und in seinen Augen sah ich es<br />

glitzern. Ich sagte kein Wort, sondern sah ihn nur an. „Ich werde dich<br />

anzeigen! Wie konntest du nur, ich hasse dich!“, waren seine letzten Worte,<br />

ehe ich ihn ebenfalls mit meinem Schal erdrosselte. Sie lagen beide dort,<br />

auf dem nassen Boden in einer kalten Oktobernacht, tot. Ich beugte mich<br />

über Perry und flüsterte: „Es tut mir leid!“, in sein Ohr. Bevor ich ging<br />

legte ich noch einen Zettel in seine Hand und dann verschwand ich.<br />

Kommissar Braun hält den Atem an. Während der Geschichte hat er kein<br />

Wort gesagt. Er schaut in seine Akte, in einer Klarsichtfolie liegt ein Zettel<br />

auf dem steht: „Ich werde dich immer lieben“. Er schaut auf, in das Gesicht<br />

der alten Frau. Tränen laufen über ihre Wangen. Langsam steht Braun auf<br />

und begibt sich zur Tür. Doch bevor er den Raum verlässt sagt er noch:<br />

„Es war richtig hierher zu kommen. Ich hoffe sie können jetzt wieder<br />

schlafen!“ Als er den Raum verlässt hört er hinter sich die verzweifelten<br />

Schluchzer der alten Frau, aus dem er heraus hört: „ Ich bereue es so sehr!<br />

Es tut mir leid Perry!“

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