(SILAS) für die minimal invasive Chirurgie - Universität zu Lübeck
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<strong>die</strong>ser Theorie etwas abgewinnen? Wie wären Uni und<br />
Klinikum <strong>Lübeck</strong> da<strong>für</strong> aufgestellt?<br />
Bruch: Ich bin seit vielen Jahren ein Anhänger des<br />
Kaizen, also der japanischen Philosophie, durch stetige<br />
Verbesserung bis <strong>zu</strong>m nächsten großen Entwicklungssprung<br />
<strong>die</strong> Dinge voran<strong>zu</strong>treiben. Ich bin aber auch ein<br />
Anhänger der Kondratjew'schen Theorie. Das Kondratjew<br />
besagt ja, dass weltweit auf einem gewissen Gebiet<br />
eine bestimmte Wertschöpfung erzielt werden muss,<br />
dass <strong>die</strong>ses Gebiet <strong>die</strong> Zukunft entwickelter Gesellschaftssysteme<br />
wirklich beeinflusst und prägt. Da praktisch<br />
alle entwickelten, aber auch <strong>die</strong> Schwellenländer<br />
einer Überalterung entgegengehen, <strong>die</strong> Lebenserwartung<br />
wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten auf<br />
über 100 Jahre ansteigen wird, muss man kein Prophet<br />
sein, wenn man davon ausgeht, dass das nächste Kondratjew<br />
durch <strong>die</strong> Gesundheitswirtschaft geprägt sein<br />
wird. Ob <strong>die</strong>s auch <strong>für</strong> Deutschland Geltung besitzt,<br />
wird im wesentlichen davon abhängen, inwieweit <strong>die</strong><br />
jetzt angestrebte Kollektivierung der Gesundheit <strong>zu</strong> einer<br />
Kollektivierung der Gesundheitssysteme und damit<br />
<strong>zu</strong> einer Abnahme der Qualität führen wird.<br />
FOCUS MUL: Welches<br />
sind <strong>die</strong> interessantestenPerspektiven<br />
<strong>für</strong> Transferprozesse<br />
in <strong>Lübeck</strong>?<br />
Welches sind Ihre<br />
persönlichen Erwartungen<br />
und Hoffnungen,<br />
wo sehen Sie<br />
Risiken und Nebenwirkungen?<br />
Mildner: Ich sehe<br />
in der Initiative Uni-<br />
TransferKlinik eine<br />
große Chance <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> Lü-<br />
Dr. Raimund Mildner<br />
beck, ihr Profil als Life Science <strong>Universität</strong> massiv <strong>zu</strong><br />
stärken. Dies wird nachhaltig da<strong>zu</strong> beitragen, dass <strong>die</strong><br />
<strong>Universität</strong> vermehrte Drittmittel bei Bundes- und EU-<br />
Programmen akquirieren kann, und <strong>die</strong>s in Zusammenarbeit<br />
mit Unternehmen. Die <strong>Universität</strong> wird <strong>zu</strong> einem<br />
noch bedeutenderen Wertschöpfungsfaktor <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wirtschaft<br />
der Region, <strong>die</strong> ihrerseits auch Impulse <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Wissenschaft geben wird. Letztendlich sind es <strong>die</strong> Probleme<br />
der Wirtschaft, <strong>die</strong> neuer wissenschaftlich-technologischer<br />
Antworten bedürfen und insoweit immer<br />
wieder neue Fragestellungen aufwerfen. Darüberhinaus<br />
sind es <strong>die</strong> Themen der Gesundheitsversorgung, <strong>die</strong><br />
komplementäre Impulse setzen. In <strong>die</strong>ser Verbindung<br />
hat <strong>die</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Lübeck</strong> ein großes Zukunftspotential.<br />
Hier<strong>für</strong> würde ich mir stabile politische und finanzielle<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Universität</strong> und das UK-<br />
SH wünschen, um <strong>die</strong> gegebenen Stärken kontinuierlich<br />
entwickeln und ausbauen <strong>zu</strong> können.<br />
Bruch: Lassen Sie mich mit der zweiten Frage beginnen:<br />
Risiken und Nebenwirkungen. Wissenschaft schafft<br />
Wissen, und Wissen kann man nur schaffen, wenn man an<br />
<strong>die</strong> Grenzen des derzeit Denkbaren und technisch Möglichen<br />
geht. Insofern sind alle Entwicklungen, <strong>die</strong> durch<br />
Wissenschaft geprägt werden, Entwicklungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Industrie als Hochrisikoentwicklungen bezeichnet, weil<br />
man nie weiß, ob das investierte Kapital in irgendeiner<br />
Weise Rendite abwerfen wird. Ein bekannter deutscher<br />
Chirurg, Prof. Dr. Friedrich Stelzner, hat einmal gesagt:<br />
von zehn Ideen, <strong>die</strong> entwickelt werden, sind neun letztendlich<br />
<strong>für</strong> den Papierkorb bestimmt. Aber wenn eine<br />
Idee <strong>zu</strong> einem Produkt führt, das weltweit Anwendung<br />
findet, hat sich jede Anstrengung gelohnt. Die interessantesten<br />
Perspektiven <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft sind zweifellos<br />
Kooperationen zwischen wissenschaftlichen Instituten<br />
und Industrieunternehmen. Die Industrieunternehmen<br />
erkennen mehr und mehr, dass auch primär ungewöhnliche<br />
Ideen, <strong>die</strong> <strong>zu</strong> neuen oder verbesserten Produkten<br />
führen, <strong>die</strong> Wettbewerbssituation auf den Weltmärkten<br />
deutlich verbessern. Insofern ergibt sich gerade jetzt unter<br />
den Zeichen des Gesundheits-Kondratjew eine ideale<br />
Kooperationsmöglichkeit. Jede Weiterentwicklung oder<br />
Neuentwicklung schafft Arbeitsplätze und sorgt damit<br />
<strong>für</strong> eine Verbesserung der Gesamtsituation unserer Wirtschaft.<br />
Grundsätzlich aber sind <strong>für</strong> mich persönlich <strong>die</strong><br />
interessantesten Perspektiven darin <strong>zu</strong> sehen, dass wir<br />
in unserem Lande <strong>die</strong> einmalige Möglichkeit haben,<br />
wissenschaftliche Visionen und Träume auf ihre Machbarkeit<br />
<strong>zu</strong> untersuchen und wenn möglich, in Produkte<br />
um<strong>zu</strong>setzen, <strong>die</strong> den Menschen nützen.<br />
Martinetz: Wir haben in den letzten Monaten einiges<br />
angeschoben und sind auch noch weiter dabei, um den<br />
Technologietransfer aus der <strong>Universität</strong> heraus systematisch<br />
<strong>zu</strong> verstärken. Insbesondere auch wegen der demographischen<br />
Entwicklung gilt es, langfristig mit neuen<br />
High-Tech Unternehmen und der technologischen<br />
Stärkung bestehender Unternehmen in der Region ein<br />
attraktives Umfeld <strong>für</strong> <strong>die</strong> jungen Absolventen unserer<br />
Stu<strong>die</strong>ngänge <strong>zu</strong> schaffen und <strong>die</strong>se in der Region <strong>zu</strong><br />
halten.<br />
FOCUS MUL: Meine Herren, ich danke Ihnen <strong>für</strong> das<br />
Gespräch.<br />
82 FOCUS MUL 24, Heft 2 (2007)