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Rundbrief Nr. 111 - Arbeitskreis für Wirtschafts- und ...

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disparates Bild. Jedes Dorf wird selbst imeingeschränkten Bereich der Landwirtschaft(Wohnen, Ackerbau, Viehhaltung<strong>und</strong> Weidewirtschaft, Arbeitsvorgänge,Betriebswirtschaft, Brauchtum etc.) andersbeschrieben, <strong>und</strong> die Entwicklungenwerden zumeist ohne Einbettungin übergreifende Strukturen <strong>und</strong> derenWandlungen dargestellt. Die vielenDorfgeschichten stellen somit eher einenMaterialsteinbruch dar, aus demsich die Agrarhistoriker bedienen können.Selten nur gehen sie einer anderenFragestellung nach als der – um mitRanke zu sprechen – „wie es eigentlichgewesen“. 4Dabei sind die gr<strong>und</strong>legenden Wandlungender Landwirtschaft zwischen Hochmittelalter<strong>und</strong> Neuzeit in der GeschichteSchleswig-Holsteins an vielen Stellendurchaus unklar. Die meisten Impulse zurUntersuchung bestimmter Fragestellungenkamen überdies nicht aus dem Landeselbst, sondern von außerhalb. So istetwa die Frage nach der Bedeutung derWüstungen des Spätmittelalters (insbesondereab etwa 1350) nur aufgr<strong>und</strong>von Anregungen durch Wilhelm AbelsForschungen auch im Lande behandeltworden. 5 Auch die Frage nach derEntstehung der Leibeigenschaft in denostholsteinischen <strong>und</strong> -schleswigschenGutsbezirken stellten zunächst Forscherin anderen Regionen. 6 Andererseits legteW. Prange eine bahnbrechende (<strong>und</strong>leider in anderen Regionen zu wenigbeachtete) Studie über die Anfänge dergroßen Agrarreformen (Verkoppelung,Aufhebung der Leibeigenschaft) vor. 7Zu den gr<strong>und</strong>legenden Desideraten<strong>R<strong>und</strong>brief</strong> <strong>111</strong>der Landesgeschichte gehört also aucheine zusammenhängende Darstellungder agrarwirtschaftlichen Entwicklung.Und in diesen Themenkomplex gehörtwiederum eine Untersuchung eines derkitzligsten Themen selbst der nationalenoder mitteleuropäischen Agrargeschichte:die Ermittlung von Aussaat-Ernte-Relationen(die sog. Ertragsfältigkeit des Akkerbaus).Denn nur mit genauer Kenntnisdes Wandels dieser Relation lässt sich imWesentlichen der agrarische Fortschrittbis hin zur Überproduktion unserer Tageerkennen <strong>und</strong> exakt bestimmen. Es istaber klar, dass die Herzogtümer Schleswig<strong>und</strong> Holstein im mitteleuropäischenVergleich zu den bevorzugten Getreidebauzonengehörten, auch wenn esandernorts sehr gute Ackerböden (etwadie Hildesheimer, Braunschweiger <strong>und</strong>Magdeburger Lössbörden <strong>und</strong> die Lösszonendes Rheinlandes, die LehmbödenOstwestfalens, des Münsterlandes <strong>und</strong>des Niederrheingebietes sowie die See<strong>und</strong>Flussmarschen Niedersachsen) gibt.In den Herzogtümern war der Anteilfruchtbarer Böden relativ hoch; aus denFluss- <strong>und</strong> Seemarschen konnten bereitsseit dem Hochmittelalter, aus den östlichenLandesteilen seit dem SpätmittelalterAgrarprodukte in großem Umfangexportiert werden, darunter insbesondereGetreide.1. Was ist Ertragsfältigkeit?Als Ertragsfältigkeit wird der Ernteertragpro Aussaateinheit bei Feldfrüchten bezeichnet.Die meisten uns bekanntenFrüchte <strong>und</strong> Lebewesen weisen eineüber die schlichte Reproduktion ihrer25

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