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Rundbrief Nr. 111 - Arbeitskreis für Wirtschafts- und ...

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Bedeutung war die nahezu vollständigeEntschuldung der landwirtschaftlichenBetriebe durch Kriegskonjunktur <strong>und</strong>Inflation. Vor allem letztere war zweischneidig:ließ sie einerseits die billigeEntschuldung auf der Basis der nominalenGeldwerte zu, so vernichtete sieandererseits viele bäuerliche Geldvermögen– eine Entwicklung, die besondersvon bäuerlichen Rentiers als außerordentlichschmerzlich wahrgenommenwurde. Die Stabilisierung der Markbrachte der Landwirtschaft dann dieMöglichkeit, Kredite leicht <strong>und</strong> reichlichin Anspruch zu nehmen <strong>und</strong> ließ damitauch Ausweitung <strong>und</strong> Intensivierungder Produktion zu. Die Inlandsnachfragewurde durch den industriellen Aufschwungim Reich stimuliert. Bevor dieLandwirtschaft im nationalen Maßstab1928 wieder Vorkriegsniveau erreichenkonnte, hatten sich die schleswig-holsteinischenlandwirtschaftlichen Betriebebereits erholt.Die Erholung war allerdings in starkemMaße fremdfinanziert. Da die Aufnahmevon Krediten <strong>für</strong> die Betriebsführungein traditionelles Finanzierungsmusterdarstellte, nahmen die Landwirte bedenkenlosGeld auf, wobei sie nicht inRechnung stellten, daß dessen Zinsfußerheblich über dem Vorkriegsniveau lag<strong>und</strong> infolgedessen auch zu stärkerer Belastungdes Ertrages führte. Im Falle vonPreisrückgängen <strong>und</strong> Missernten bliebso sehr viel weniger finanzieller Spielraum<strong>für</strong> den belasteten Betrieb.Die Krise in der Landwirtschaft wurdevor allem durch das Nachlassen der Inlandnachfrageausgelöst, das sich inheftigem Preisverfall äußerte. Hieltensich 1929 die Schweinefleischpreisenoch bei über 80 Pfennig pro Pf<strong>und</strong>, sosanken sie bis Anfang 1932 auf unter 40Pfennig; bei den Rindfleischpreisen sahes ähnlich aus. Auch die Milchpreisestürzten ab. Der Rückgang der Getreidepreisewar ebenfalls stark (- 20 bis 35 %).Da die gesunkenen Erträge nicht durchKreditaufnahmen ausgeglichen werdenkonnten, befanden sich viele Betriebeschon bald vor massiven Liquiditätsproblemen:Rechnungen von Futtermittellieferanten,Viehhändlern <strong>und</strong> Handwerkernkonnten nicht bezahlt werden,Gemeindesteuerzahlungen unterblieben<strong>und</strong> Sozialabgaben <strong>für</strong> Beschäftigtewurden zurückgehalten. Konkurse <strong>und</strong>Zwangsversteigerungen waren in steigendemMaße festzustellen. Ging noch1924 nur 1 kleiner landwirtschaftlicherBetrieb mit 8 ha Fläche in Konkurs, sowaren es 1929 schon 89 (mit 2 913 ha)<strong>und</strong> 1932 gar 190 (mit 4 145 ha). Dabeiist festzuhalten, daß in Gegenden mitgleichmäßiger Produktionsrisikenverteilung(östliches Hügelland, innere Geest)die Gefährdung weniger groß war als inZonen mit spekulativen Investitionen(Nordsee- <strong>und</strong> Flußmarschen <strong>und</strong> ihreGeestränder).Die Antwort der Landwirte auf diese Entwicklungwar einerseits resignativ, andererseitsradikal (Landvolkbewegung). Inder Hoffnung, die Politik zu einer protektionistischenHaltung zu bringen, wurdevon Demonstrationen bis zu Bombenanschlägenauf öffentliche Gebäudevieles versucht. Nutznießer der Verunsicherungder Landbevölkerung warenauf dem Lande die Nationalsozialisten,62 <strong>R<strong>und</strong>brief</strong> <strong>111</strong>

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