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Rundbrief Nr. 111 - Arbeitskreis für Wirtschafts- und ...

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4. Die Quellen <strong>und</strong> ihre ZuverlässigkeitDie zuverlässigste Angabe <strong>für</strong> die Ertragsfältigkeitentstünde, wenn ein Landwirt<strong>für</strong> ein bestimmtes <strong>und</strong> bezeichnetesAckerstück in vieljähriger Folge Notizenüber die genauen Aussaat- <strong>und</strong>Erntemengen niederlegte. Solche ArtAufzeichnungen sind aber angesichtseiner in die zehntausende gehendenMenge von Hofstellen die äußerst rareAusnahme. Viele Bauern werden solcheAufzeichnungen <strong>für</strong> ihre Betriebswirtschaftnicht benötigt haben, dennin einer weitgehend von Traditionenbestimmten Landwirtschaft, wie sie imgutswirtschaftlichen Gebiet <strong>und</strong> in denMarschen bis um 1850 vorherrschte <strong>und</strong>auf dem Mittelrücken vereinzelt sogardie Kaiserzeit überdauerte, ist vor allemdie Weitergabe von Kenntnissen vomVater auf den Sohn Garant <strong>für</strong> erfolgreicheFührung des Hofes. Insbesondere inmarktorientierten Regionen finden wirdaher bäuerliche Schreibebücher, 17 indenen unter anderem auch Aussaat-Ernte-Relationenzu finden sind.Am ehesten finden sich betriebswirtschaftlicheAufzeichnungen da, wo derEigentümer eines Betriebes nicht der Bewirtschafterist, sondern den Betrieb einemVerwalter anvertraut. Das ist in derRegel in den Gutswirtschaften des 17.bis 20. Jahrh<strong>und</strong>erts der Fall. Von Güterndürften wir die besten <strong>und</strong> zuverlässigstenErtragsfältigkeitsdaten erhaltenkönnen, wenn sich die <strong>Wirtschafts</strong>büchererhalten haben. 18Andere Angaben, zumeist aus im 19.Jahrh<strong>und</strong>ert einsetzenden Erhebungender staatlichen Verwaltung, von denendie von Rosensche Erhebung aus den1820er Jahren die erste flächendeckendedarstellt, müssen mit einer gewissenVorsicht betrachtet werden. 19 Denn dieLandwirte des 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ertsverbanden zumeist mit Erhebungen zuihrer Produktion die Vorstellung vonSteuer- oder Abgabenerhöhungen. Siekannten staatliche Neugier nur in kameralistischerAbsicht – <strong>und</strong> deshalbdürften die von ihnen gemachten Angabenimmer zu niedrig gewesen sein.Ihre Selbstdarstellung in nahezu allenSuppliken rekurriert auf das suggestiveSelbstbild der „armen“ Untertanen, dieallzu sehr von (gr<strong>und</strong>- oder gutsherrlichen)Lasten bedrückt nur mit Mühe ihrDasein fristen können.Problematisch sind die meisten der inder heimatgeschichtlichen Literaturmitgeteilten Werte, da sie nur zu einemgeringen Teil auf autochthonen Quellenauswertungenberuhen. Zum größerenTeil bedienen sich die Verfasser vonOrts- oder Mikroregionalgeschichtender Angaben, die sie in allgemeinerenWerken angetroffen haben <strong>und</strong> übertragendiese dann umstandslos aufihr Untersuchungsgebiet. Sie sind alsonicht quellenbasiert, sondern nur übernommen<strong>und</strong> verzerren damit das Bilderheblich. 205. Aussaat-Ernte-Relationen/ErträgeNach diesen allgemeinen Bemerkungenkönnen wir nun zum Bef<strong>und</strong> kommen:Wie verhielt sich die Ernte zur Aussaat?Es dürfte klar geworden sein, dass sehr36 <strong>R<strong>und</strong>brief</strong> <strong>111</strong>

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