No 6 2000 - Verpackungs-Rundschau

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Getränke
„Junge Weine in Weißglas abfüllen“
Bocksbeutel zeigen Farbe
Mit einem ganz neuen „Signalsystem“ für Frankenweine
spielt die Winzergenossenschaft Thüngersheim
den Vorreiter für das gesamte Bocksbeutelgebiet. Die
Winzergenossenschaft Thüngersheim sieht sich als „einen
der größten Erzeuger im Frankenwein-Bereich“ und damit
als Vordenker für zukünftiges und zukunftssicheres Marketing.
„Weltweit ist es fast selbstverständlich, dass junge
Weine wie Pinot Grigio in Weißglas-Flaschen abgefüllt werden“,
sagt Georg Lutz, Winzergenossenschafts-Vorstand
in Thüngersheim. „Nur: Für den Verbraucher ist das gar
nicht erkennbar, weil ihm Flaschenfarbe als Inhalts-Signal
bisher nicht vermittelt wurde“.
Die Farbe der „Weinverpackung“, der Flasche also, soll ab
sofort über Charaktere und Geschmacksrichtungen der
darin abgefüllten Weine Auskunft geben. Seit etwa zehn
Jahren arbeitet der nun 60-jährige Lutz an der Idee, Flaschenfarben
für das Weinprofil zu nutzen. In den letzten
vier Jahren wurde konkret an dem Ziel gearbeitet, wobei
die Hauptlast bei der „Wiegand-Glas“ in Steinbach am
Wald lag, die Farb-Flaschen auch zu produzieren. Wiegand-Sprecher
Bernd Thomas: „Wir mussten schon ziemlich
lange experimentieren, um die gewünschten Farbtöne
zu erzielen“.
Unterschiedliche Glasfarben durch Wannenfärbung
Bei Wiegand-Glas und deren Tochterfirma im thüringischen
Großbreitenbach wird keine Feederfärbung gemacht,
die unterschiedlichen Glasfarben entstehen durch
Wannenfärbung. Die Zusätze - „zum Beispiel Pottasche für
Honiggelb“ - bleiben in Menge und genauer Zusammensetzung
natürlich „ein süßes Geheimnis“ der Glasmacher,
wie Thomas sagt.
Immerhin müssen pro Wanne etwa 200 Tonnen Material
getestet werden. Und es muss mindestens 24 Stunden abgewartet
werden, bis das Ergebnis sichtbar wird. „Sonst
muss man hier noch ein Schräubchen drehen oder etwas
Thüngersheim
Die Flaschenfarbe
als Indikator für
junge Weine (links),
klassische, trockene
Winzergenossenschaft
Frankenweine sowie
Premiumweine. Fotos:
Verpackungs-Rundschau 6/2000
mehr Pulver zugeben“. Kein Wunder, dass die so speziell
gefärbten Bocksbeutel „auch einiges teurer“ sind, wie
Thomas sagt. Wie viel teurer, soll aber nicht gesagt werden.
„Ich nenne nicht einmal Prozente“, bleibt der Glassprecher
stur.
Für die Winzergenossenschaft lohnt es sich dennoch.
Denn mit dem neuen Weinprofil-Bild will die Winzergenossenschaft
auch mehr Zuspruch für ihre Weine – und
schließlich für den Frankenwein schlechthin – erreichen.
„Herbstlaub“ für trockene Weine
In der Flaschenfarbe „Halbweiß“ werden jetzt junge Weine
im Geschmack „jung, frisch, herb“ angeboten. In die
Flaschenfarbe „Herbstlaub“ werden die klassischen
Frankenweine im trockenen Bereich abgefüllt, daher auch
der Zusatz „Frankenclassic“ für diese Flaschenfarbe aus
Thüngersheim. In „Antikgrün“ kommen die „edelreif“ und
„milden“ Premium-Weine daher, die laut Lutz dann auch
„bis 100 Jahre lagern können“.
Von den rund 3 Millionen Flaschen jährlich, die in der Winzergenossenschaft
Thüngersheim gefüllt werden, macht
der Bereich „Classic“ in der Farbe „Herbstlaub“ zur Zeit
rund 70 Prozent aus. Je 15 Prozent entfallen auf „Halbweiß“
mit jungem Wein und „Antikgrün“ mit edelreifem
Rebensaft.
In Thüngersheim sind die Weinmacher überzeugt, dass
ihr Flaschenfarbsystem schnell Nachahmer im gesamten
Frankenwein-Gebiet finden wird und schon bald alle jährlich
rund 20 Millionen Bocksbeutel im neuen Farb-Spektrum
auf den Markt kommen. Die Weinsiegel, bisher einziges
Merkmal auf den Flaschen, habe nach Meinung
von Georg Lutz „zu oft zur Verwirrung beim Konsumenten
geführt – zu oft wurden die Siegel als Qualitäts-Kennzeichen
missverstanden, obwohl sie doch Gemacksrichtungen
signalisieren sollten“. Die neuen Glasfarben
der Bocksbeutel-Flaschen sollen da mehr Klarheit
schaffen. ubi ■