20 Die Bundeswehr März 2011Letzlingen/Augustdorf. 540 Soldatinnen undSoldaten der Panzerbrigade 21, der belgischenArmee und weiterer unterstützender Truppenteilehaben im Gefechtsübungszentrum des Heeres(GÜZ H) ihren finalen Ausbildungsabschnittabsolviert. Kurz vor ihrem Afghanistan-Einsatzübertragen die Ausbilder die Lage am Hindukuschin die Letzlinger Heide bei Magdeburg, um dieSoldaten so gut wie möglich vorzubereiten. Stabsanteileund die verstärkten Schutzkompanien, imKern gestellt aus dem Panzerbataillon 203 unddem Panzerartilleriebataillon 215 der Brigade,sollen die Sicherheit für die Regionalen Wiederaufbauteams(PRT) in Kundus und Feysabadgewährleisten.„Meine Absicht ist es, das Treffen des PRT-Kommandeurs mit den Dorfältesten (Maliks) undMullahs von Stullenstadt und Hillerslebenstörungsfrei sicherzustellen und damit den Rückhaltfür unseren Auftrag in der einheimischenBevölkerung positiv weiterzuentwickeln“, sagtHauptmann Marcus E. bei der Befehlsausgabe fürseine erste Kompanieaufgabe. Diesen Auftrag,eingebettet in das Übungsszenario, hat ihm derAusbildungsleiter des GÜZ H gegeben. Ein nichtganz einfaches Unterfangen angesichts von mehrerenGruppen aufgeklärter Aufständischer.Außerdem sind die beiden Maliks untereinanderzerstritten. Die beteiligten Soldaten wissen, dassRollenspieler die Afghanen darstellen. Dennochist die Anspannung riesengroß. Planung, Befehlsgebungund Durchführung der Aktion liegenallein bei den Kameraden des Panzerbataillons203. Die moderne Technik des GÜZ verfolgt diegesamte Handlung und zeichnet alles auf.Aufbauend auf der wochenlangen Einsatz- undHeerAuf dem Weg nach Kundus:Panzerbrigade 21 schließtEinsatzvorbereitung abDie Infanterieschule hat sechs Boxer für dieAusbildung erhalten. Die Waffenanlage wirdaus dem Inneren des Fahrzeuges bedient.„Was wir hier erleben, istPraxis pur, eine Hochwertausbildungvom Feinsten“Zusatzausbildung am Standortüben die künftigen Kräfte der deutschenPRTs in knapp zwei Wochendas, was sie in Nordafghanistan aufgrundder angespannten Sicherheitslagegut brauchen können.Oberstleutnant René Schüren,Kommandeur des Panzerbataillons203, sieht den GÜZ-Durchgang fürseine Frauen und Männer als Höhepunkt der Vorbereitungauf den Einsatz in Kundus: „Was wirhier erleben, ist Praxis pur, eine Hochwertausbildungvom Feinsten!“ Dabei wenden die Profisvom GÜZ, dessen Kommandeur der einsatzerfahreneOberst Michael Matz ist, den bewährten Ausbildungsgrundsatz„vom Leichten zum Schweren“an. In der ersten Woche stehen noch Zug- undeigenständige Kompanieaufgaben auf dem Programm.Erst in der zweiten Woche stellen die Ausbilderdes GÜZ komplexere und forderndeGefechtsbilder, die sich an der aktuellen Realitätund an den Bedrohungsszenarien im ISAF-Einsatzorientieren. Jeder Ausbildungstag endet miteiner Schlussbesprechung für alle beteiligten Soldaten.Speziell für die Zugführer und die Kompaniechefssowie die Leiter der Operationszentralenfindet in der High-Tech-Leitungszentrale desGÜZ in der Altmark-Kaserne eine detaillierteAuswertung der beiden Ausbildungswochen statt.Oberst Volker Rönnike (l.), stellvertretender Kommandeurder Panzerbrigade 21, und der Wehrbeauftragte des DeutschenBundestags, Hellmut Königshaus.Dass sich auch viele Politiker für die vorbereitendeKontingentausbildung im Gefechtsübungszentrumdes Heeres interessieren, erleben die Soldatenwährend des zweiten Durchgangs des Jahres2011. Neben den Bundestagsabgeordneten KarinStrenz und Ralph Brinkhaus besucht überraschendder Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages,Hellmut Königshaus, die Ausbildungund nimmt neben einem guten Gesamteindruckauch die eine oder andere Sorge der Soldatinnenund Soldaten mit. Nicht überraschend ist dagegendie Anwesenheit von Oberst Norbert Sabrautzki,der als avisierter PRT-Kommandeur in Kundus dieGelegenheit nutzt, die Soldaten seines künftigenStabes, der Schutzkompanie und der Unterstützungskräftenoch besser kennenzulernen.Ausbildung und Übung ist das eine, die Situationvor Ort das andere. Beosnders in Kundus,dem gefährlichsten Einsatzort der Bundeswehr inNordafghanistan, gilt es für die dort eingesetztenSoldatinnen und Soldaten, den gesunden Menschenverstandwalten zu lassen. Die im GÜZ vermitteltenpraktischen Beispiele können und werdendabei zwar hilfreich sein, müssen aber immerwieder an die raue Wirklichkeit angepasst werden.Frei nach dem Motto: In Afghanistan ist allesanders.www.deutschesheer.deDie Truppe erhält ihre ersten BoxerAusbildung läuft an der Infanterieschule in HammelburgDas Jägerbataillon 292 in Donaueschingenerhält die ersten gepanzerten Transport-Kraftfahrzeugevom Typ Boxer:Sieben Gruppentransportpanzer werden zurzeitausgeliefert. Für die Besatzungen ist die AusbildungNeuland, sozusagen „Pionierarbeit“.Seit mehreren Wochen machen sich Kommandanten,Richtschützen und Fahrer einesZuges des Jägerbataillons mit dem neuen Materialin Wildflecken und Hammelburg vertraut.Die Infanterieschule hat sechs Boxer für die Ausbildungbekommen. Auf dem Programm stehenUnterrichtseinheiten, Schießlehre und Waffenausbildungsowie das Schießen mit scharferMunition. Die Boxer sind mit der Waffenanlageschweres Maschinengewehr 12,7 x 99 Millimeteroder mit der Granatmaschinenwaffe 40 Millimeterausgerüstet. Die Waffenanlagen werdenaus dem Innenraum des Fahrzeuges bedient,lediglich zum Laden muss ein Soldat nachdraußen. Neben Kommandant, Richtschützenund Fahrer finden sieben Infanteristen auf denergonomisch gestalteten Sitzen im Innenraumdes fast acht Meter langen Fahrzeuges Platz. ZurAustattung gehören auch Klimaanlage, Wasserkocherund Nottoilette.Der Boxer hat 720 PS und erreicht eine Spitzengeschwindigkeitvon 103 km/h. Dergeschützte Transportpanzer verfügt über einenpermanenten Achtradantrieb und ein automatischesGetriebe mit zuschaltbaren Differentialsperren.Die Reifen sind mit Notlaufelementenausgestattet, mit dem zentralen Reifenfüllsystemkann der Reifendruck an die Beschaffenheit desGeländes angepasst werden. Die beiden vorderenAchsen sind lenkbar. Neben dem hohenSchutzniveau ist die Mobilität die Stärke desBoxers.PIZ Heer
Attraktive Streitkräfte werden nicht zum Nulltarifzu haben sein – das verdeutlichte HauptmannJörg Greiffendorf bei Besuchen bei Bundestagsabgeordnetenaus Norddeutschland. ImGespräch mit Karin Evers-Meyer (SPD), Hans-Werner Kammer (CDU) und Franz-Josef Holzenkamp(CDU) warnte der Vorsitzende SKB imDeutschen BundeswehrVerband, dass die Einsatzkräftenicht unter einem Sparzwang leiden dürften.Das Verteidigungsministerium plant eineBundeswehr mit 170000 Zeit- und Berufssoldaten.Diese seien die Untergrenze für einsatzorientiertaufgestellte Streitkräfte, sagte Greiffendorf.Bedingt durch die Plagiatsaffäre um den Verteidigungsministerist die sachliche Diskussionum die sicherheitspolitischen Vorgaben für dieBundeswehr der Zukunft in den vergangenenWochen leider in den Hintergrund gedrängt worden.Der <strong>DBwV</strong> hat alle Verantwortlichen dazuaufgerufen, wieder zu den wichtigen Sachthemenzurückzukehren. Der Vorsitzende SKB sprach denPunkt an, um den sich im Kern alles dreht: DiePolitik muss sich entscheiden, welche RolleDeutschland als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates spielen will – auch mit Blick aufwirtschaftliche Entwicklungen.Die Reform der Bundeswehr werde <strong>ohne</strong>Anschubfinanzierung nicht zu leisten sein, sagteGreiffendorf den Abgeordneten. Eine fehlendefinanzielle Ausstattung hätte negativen Einflussauf die geplanten Strukturen. Vor allem die sozialenAspekte wären dann betroffen, obwohl dieAttraktivität auch vom politischen Berlin gefordertwird. Dies befürchten sowohl der SKB-Vorsitzendeals auch die Bundestagsabgeordneten.Hauptmann Greiffendorf machte deutlich, dassdie Planungen für die Streitkräftebasis auch wichtigeDienststellen im Norden betreffen. jgStreitkräftebasis Die Bundeswehr März 2011 21Keine Reform <strong>ohne</strong> AnschubfinanzierungHauptmann Greiffendorf trifft Bundestagsabgeordnete und warnt vor einer unzureichendenfinanziellen Ausstattung der StreitkräfteDie Mitglieder der Gruppe SKB im Gesamtvertrauenspersonenausschuss(GVPA) undVizeadmiral Wolfram Kühn haben sich EndeJanuar zum Gespräch in Bonn getroffen. DerStellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehrund Inspekteur der Streitkräftebasiswurde durch den Bereichssprecher, StabsfeldwebelBerthold Drasch, begrüßt und über dieaktuellen Schwerpunkte aus der Arbeit desGVPA informiert.Anschließend nutzte Vizeadmiral Kühn dieGelegenheit, die Gruppe SKB über die Sachständezu den aktuell in der Öffentlichkeit diskutiertenVorfällen in der Bundeswehr zu informieren.Es bestand Einigkeit, wachsam zu sein, obes im inneren Gefüge der Streitkräfte Anzeichenfür Veränderungen gibt, denen ggf. entgegengewirkt werden muss.Ein weiterer Schwerpunkt des GesprächesHauptmann Jörg Greiffendorf sprach mit den Bundestagsabgeordneten Karin Evers-Meyer(unten links), Hans-Werner Kammer (oben) und Franz-Josef Holzenkamp.Die Streitkräftebasis der Zukunft war SchwerpunktVizeadmiral Kühn im Dialog mit der Gruppe SKB im Gesamtvertrauenspersonenausschusswar der aktuelle Stand der Ausplanungen derStreitkräftebasis der Zukunft. Die Planungen alsGanzes sind fortgeschritten, bedürfen jedoch derEntscheidungen durch die Leitung. VizeadmiralKühn unterstrich dabei die Bedeutung dergeplanten Fähigkeitskommandos alskünftige Hauptträger der Einsätze, diezentral u.a. für die Logistik, dieFührungsunterstützung oder die strategischeAufklärung verantwortlich werden.Aussagen zur Zukunft von einzelnenStandorten sind zum aktuellen Zeitpunktnoch nicht möglich; nach dem bekanntenFahrplan der Leitung des BMVg werdendiese voraussichtlich bis Mitte des Jahresgetroffen und bekannt gegeben. VizeadmiralKühn versicherte allen Anwesenden,dass abwendbare Härten für Soldatinnenund Soldaten vermieden werdensollen und forderte die Mitglieder der GruppeSKB auf, als Fühler und Sensor in die Truppehinein zu fungieren und Unstimmigkeiten undProbleme frühzeitig an die Vorgesetzten heranzutragen.■Fotos: Büro Evers-Meyer, CDU