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Partnering bleibt ohne Alternative - DBwV

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28 Die Bundeswehr März 2011Sanitätsdienst„Mit der gebotenen Fürsorge und <strong>ohne</strong> Tabus“Ein Interview mit dem neuen Beauftragten für PTBS, Brigadegeneral Christof MunzlingerBrigadegeneral Christof Munzlinger istBeauftragter der Bundeswehr für PosttraumatischeBelastungsstörungen und Einsatztraumatisierte.Das PIZ Sanitätsdienst hat mitBrigadegeneral Munzlinger über seine neue Verwendunggesprochen.Welche Überlegungen stehen hinter dem neuenBeauftragten?Brigadegeneral Munzlinger: Die Erfahrung derletzten Jahre zeigt, dass die Einsätze mit Belastungenund Erfahrungen einhergehen, die selbst denbestausgebildeten und kerngesunden Soldatenphysisch und psychisch bis an die Grenzen fordernund auch überfordern können und dass die Zahl derVerwundungen an Körper und Seele zugenommenhat. Das Heimtückische und für den Einzelnen undseine Umgebung so Belastende ist, dass die Krankheitssymptomeeiner PTBS häufig erst Monateoder sogar Jahre nach dem verursachenden Ereignisauftreten und im Gegensatz zu einer körperlichenVerwundung auch nicht unmittelbar zu erkennensind. Die Folgen sind häufig weitreichend; siewirken sich auf die Familie und Freunde, auf dasberufliche und private Umfeld aus und können existenzgefährdendsein, insbesondere bei Soldatenund Reservisten nach deren Ausscheiden aus demaktiven Dienst. Deshalb ist zusätzliche, umfassendeund rasche Hilfe und Unterstützung auf vielenGebieten nötig. Medizinische und therapeutischeBehandlung, soziale und wirtschaftliche Absicherungund Versorgung und Unterstützung, beginnendbei scheinbar so einfachen Dingen wie demAusfüllen eines Antragsformulars. Dazu gehörenaber auch Aufklärung, Ausbildung, Prävention undBetreuung im Verbund von Vorgesetzten, Kameradenund vor allem professionelle Hilfe durch dasPsychosoziale Netzwerkvon Sanitätsdienst, Psychologen,Militärseelsorgernund nicht zuletztdem Sozialdienst derBundeswehr mit seinenSozialberatern und Sozialarbeitern.Hinzu kommendie zahlreichen privatenInitiativen undSelbsthilfegruppen, dieBrigadegeneral sich aufgrund desMunzlinger gewachsenen Bedarfsund der anfangs nochfehlenden gesetzlichen Regelungen zusammengefundenhaben. Diese Kräfte im Netzwerk zu bündeln,die Verfahren und Möglichkeiten zu beschleunigenund transparenter zu machen, um dadurch dieHeilungschancen zu verbessern und das Leben fürdie Betroffenen wieder lebenswert zu machen, dasist ein wesentlicher Teil meiner Aufgabe. Vor allemaber dienen wir den betroffenen Soldatinnen undSoldaten, seien sie noch aktiv oder bereits ausgeschieden,aber auch zivilen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern sowie den Angehörigen aller Betroffenenals zentrale Ansprechstelle, wenn sie alleinenicht weiter kommen oder nicht weiter wissen undauch die Kräfte vor Ort nicht helfen können.Wie sollte die Bundeswehr mit dem ThemaPTBS umgehen?Brigadegeneral Munzlinger: Mit der gebotenenFürsorge, offen, <strong>ohne</strong> Tabus, <strong>ohne</strong> Scheu und <strong>ohne</strong>Vorurteile, so wie Sie es in dieser Ausgabe desNewsletters ja auch tun. Die Vorgesetzten müssensensibilisiert mit diesem Thema umgehen undoffensiv ihre Hilfe anbieten. Niemand darf alsSchwächling oder Drückeberger abgestempeltwerden. Die Anerkennung von PTBS als ernsthafteErkrankung und das Verständnis der Vorgesetztenund Kameraden sind Voraussetzung dafür, dasssich Betroffene ihren Problemen wirklich stellen.Verschweigen, Verdrängen und Verharmlosenführen nur zur Verstärkung der Probleme, die dannspäter umso heftiger ausbrechen. Dies zu verhindernist Aufgabe aller. Denn schließlich kann esauch alle treffen.Was haben Sie sich persönlich für die nächstenMonate vorgenommen?Brigadegeneral Munzlinger: Wichtig istzunächst eine rasche, aber sorgfältige Lagefeststellung.Dazu müssen intensive Gespräche mit allenan den WDB-Verfahren, der Versorgung, der Therapieund der Fürsorge beteiligten Stellen aller Ebenenin der Bundeswehr und im PsychosozialenNetzwerk geführt werden. Ziel ist es, die vorhandenenKräfte zu bündeln, unnötige Bürokratie zuvermeiden, Prozesse zu beschleunigen und dort zuhelfen, wo Hilfe gebraucht wird. Dazu gehört auch,sich bei unseren Alliierten umzuschauen, die sichin ihren Streitkräften ebenfalls mit den Folgen derPTBS beschäftigen und von deren Erfahrungen wirsicherlich profitieren können. Parallel dazu bin ichmit meinen drei Mitarbeitern schon jetzt als zentraleAnsprechstelle für jeden Einzelnen tätig, dernicht mehr weiß, an wen er sich wenden soll. Dazuist es notwendig, die Einrichtung „BeauftragterPTBS“ in der Truppe bekannt zu machen. Das wollenwir bis März über einen Intranet-/Internet-Auftritt,Plakate, Handzettel und gezielte Informationan die Truppe erreichen. Jeder, der sich an uns wendet,soll spätestens am folgenden Arbeitstag eineAntwort von uns erhalten. PIZ Sanitätsdienst

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