22 Die Bundeswehr März 2011LuftwaffeNeues vom Vorstand LuftwaffeAndreas HubertAndreas SteinmetzVerehrte Leserinnen und Leser, die Mutteraller Reformen, der größte Umbruchaller Zeiten zur Gestaltung der Bundeswehr,ist aus den Startlöchern gekommen. DieIdeenfindung zur Umstrukturierung des Verteidigungsministeriumsist abgeschlossen, die Beteiligungsgremienbeschäftigen sich mit diesemModell der Zukunft.Zeitnah gilt es dann, die Teilstreitkräfte unddie Organisationsbereiche neu auszurichten. DieRegierungskoalition geht zackig – noch MitteMärz – durch die Kabinettsberatung zum Haushalt.Einsparvolumen sind zu überdenken, dieAnschubfinanzierung in Milliardenhöhe für dieStreitkräfte ist zu definieren, um die Mittelschnell bereitzustellen. In wenigen Tagen werdenwir uns vom tatsächlichen Verhandlungsgeschickunseres Verteidigungsministers, aber viel wichtigernoch, von der Glaubwürdigkeit unserer Bundeskanzlerinund ihres gesamten Kabinetts überzeugenkönnen. Welche Mittel werden für dieSoldatinnen und Soldaten der Bundeswehr alsangemessen betrachtet? In der öffentlichen Wahrnehmunghaben diese Fragen eine eher geringeBedeutung.Bedauerlicherweise stehen wir hier durchumfangreiche Berichterstattungen zu Ereignissenaus dem Innenleben unserer Streitkräfte imFokus der Betrachtung. Ereignisse, die jedes fürsich betrachtet aufzuarbeiten sind. Da die Streitkräfteauch hinsichtlich ihrer Mitarbeiter einSpiegelbild der Gesellschaft sind, ist es nicht auszuschließen,dass es bei der Ausübung des Diensteszu Handlungen kommt, die mit geltendenNormen nicht in Einklang zu bringen sind. Vorder Ahndung von Verfehlungen steht die saubereAufklärung und anschließend die angemesseneReaktion. Dafür gibt es Regelungswerke. Diesesehen Schlagzeilen in großen Tageszeitungennicht vor, verhindern sie aber eben auch nicht!Die Sorge vor weiteren Schlagzeilen löst anschließend„Großfahndungen“ in der Truppe nachmöglichen weiteren Verfehlungen aus und stelltdann unterschwellig die Truppe unter Generalverdacht– und das nicht zum ersten Mal.Damit nicht genug, in der Mitte der Alltagswirrensteht unser Minister in Doppeldeckung,und das nicht nur in Angelegenheiten der Bundeswehr!Führen von vorn ist eben eine mituntergefahrvolle Tätigkeit! Auch für den Minister giltder Grundsatz: Führung ist teilbar, Führungsverantwortungnicht! Das gilt im Übrigen für unsalle, die wir für Mensch und Material Verantwortungtragen. Eine alte Regel besagt weiter:Führung bedeutet, den besten Sachverstand umsich zu versammeln, sich beraten zu lassen undanschließend zu entscheiden. Wenn diesebewährten Verfahren, bedingt durch möglichePartikularinteressenvertretung, eingeschränktharmonisch ablaufen, kann es gelegentlich zuEntscheidungen kommen, die sehr nachhaltig alsnegativ bewertet werden und leider auch unumkehrbarsind.Bedauerlich bei der aktuellen Diskussion umden Inhaber der Befehls- und Kommandogewaltist, dass die für uns Soldaten entscheidenden Diskussionenauf der Strecke bleiben. Die Frage,welche Streitkräfte zukünftig gebraucht werden,ist rein finanzpolitischen Interessen untergeordnet.Der angedeutete Ausstieg aus MEADS,zumindest wenn es um die Beschaffung nachAbschluss der Entwicklung geht, ist ein weiteresIndiz dafür, dass schnelle Erfolge in Sachen Minderausgabenüber den Materialerhalt, aber ebenauch in der reduzierten oder vorzeitigen Beendigungder Beschaffung neuer Systeme gesuchtwerden. Die Luftwaffe wird auch hier erneut fürdie Konsolidierung des Haushaltes beitragen,allerdings zum Preis des Verlustes der Fähigkeit,zukünftig eine eigene Raketenabwehr zu unterhalten.Damit wäre MEADS das nächste ambitionierteRüstungsprojekt, dem das Prädikat„Erfolgsstory“ nicht verliehen wird, weil Milliardenin die Entwicklung gesteckt, auf dem WegBedauerlich ist, dass die entscheidendenDiskussionenauf der Strecke bleibenzur Realisierung verbrannt und am Ende überMinderabnahmen verrechnet wurden.Auch dieser aktuelle Reduzierungsansatzwird <strong>ohne</strong> erkennbaren Blick auf die Sicherheitsarchitekturunseres Landes durchgewunken. DerHinweis, dass die in Aussicht gestellten Minderausgabendas Wohlwollen des Finanzministersschüren, mag wohl in den Ohren klingen, alleinmir fehlt der Glaube! Drei Milliarden Euro Minderausgabeals Anschubfinanzierung? Die Luftwaffebezahlt für den Aufschwung?Die Soldatinnen und Soldaten und die zivilenMitarbeiter unserer Flugabwehrraketentruppedürften diese Botschaften mit begrenzter Begeisterungaufgenommen haben. Sie hören seitgeraumer Zeit vom Kampf um den Nachwuchsund von attraktivitätssteigernden Maßnahmenaller Art. So langsam wird aber realisiert, dass dieVerschlankung der Streitkräfte erheblich in dieStrukturen eingreift und damit auch zu personellenUnwuchten führt, deren Lösung kein Selbstgängerwerden dürfte. Vermehrt kommen die Fragenauf: Was gibt es an Attraktivität für die Soldatinnenund Soldaten, die den laufenden Reformprozessaktiv begleiten werden, also für dieKameradinnen und Kameraden, die den Kernbestandder neuen Bundeswehr abbilden und nichtzu den versorgungsnahen Jahrgängen zählen?Was ist mit jenen, die nicht als Strukturopfer mitwie immer gearteten Angeboten dahingehendunterstützt werden sollen, die Streitkräfte vorzeitigzu verlassen? Hier gilt, einen ausgewogenenGesamtansatz zu finden.Wer die Soldatinnen und Soldaten im mittelfristigbestehenden Kernbestand nicht überzeugendmitnimmt, wird seine einzigen MultiplikatorenRichtung Nachwuchs verlieren. UnzufriedeneBerufs- und Zeitsoldaten werden nur sehrzurückhaltend für den Soldatenberuf werben.Und das können wir uns nicht leisten.Die Luftwaffe erfüllt ihren Auftrag, <strong>ohne</strong>großes Aufsehen zu erregen. Die Luftwaffe warmit dem Lufttransport im Kosovo, in Bosnien,Afghanistan aber eben auch in Somalia, Ostimorund Kambodscha im Einsatz. Die Tornados undder Heron als „fliegende Augen“ zur Aufklärungin Afghanistan. Der Kernauftrag liegt nach wievor im Schutz des deutschen Luftraumes und imBündnis durch Airpolicing im Baltikum und vorIsland. Aber was unterscheidet den Einsatz aufdem Balkan vom Einsatz Airpolicing in Litauen?Die Luftwaffensoldaten nehmen ihre Bündnisverpflichtungenfernab der Heimat wahr und ihreBelastungen – auch finanzieller Art – sind sicherlichhöher als im Heimatverband in Wittmund. Esist eine Tatsache, dass Partnerstaaten ihre Truppenangehörigendeutlich besser stellen. Dieunterste Stufe des AVZ wäre doch ein guterGedanke.Qualität will bezahlt werden. Die Technikerder Zukunft werden weiterhin auch von der Konkurrenzumworben. Technikerzulagen gehörengenauso in die Betrachtung wie Fliegerzulagen.Letztere sind in Anbetracht der Weiterentwicklungdes fliegerischen Dienstes allerdings präsenter!Die Ausbildungseinrichtungen benötigenauch in Zukunft motiviertes Personal und diesewollen eine angemessene Bewertung ihres Könnensnicht mit der Streichung von Zulagen beiAufnahme ihrer Hochwertaufgabe zur Kenntnisnehmen.Mobilität auch in der täglichen Ableistungdes Dienstes (mobile Instandsetzung rund umden Globus) wird von Vorgesetzten zu Recht eingefordert.Ebenso zu Recht wird von den Dienstreisendengefordert, dass die Aufwendungennicht durch die Reisenden zu tragen sind!Was im Kleinen nicht gelingt, wird imGroßen scheitern. Frei nach Winsten Churchill:Prognosen sind schwierig, besonders wenn siedie Zukunft betreffen. Auf die Prognose verzichteich heute, die Hoffnung auf Besserung <strong>bleibt</strong>!HerzlichstIhr/ Euer
Vor einem Jahr haben wir über die vorübergehendeZentralisierung der Eurofighterberichtet, die der Unterstützung des Ausbildungsflugbetriebsim Jagdgeschwader 73„Steinhoff“ und der qualitativen Steigerung derFlugstunden mit dem Kampfflugzeug diente.Dieses Vorhaben ist soweit fortgeschritten, dassnun der operationelle Flugbetrieb durch die Konzentrationim Jagdgeschwader74 gestärkt inNeuburg auf der Agenda steht. Damit ist der kontinuierlicheAusbau der Geschwader auf einemguten Weg.Der Vorsitzende Luftwaffe, OberstabsfeldwebelAndreas Hubert, begleitete den Befehlshaberdes Luftwaffenführungskommandos,Generalleutnant Peter Schelzig, erneut durch diebetroffenen Verbände. Hubert machte deutlich,dass angesichts der derzeit laufenden Reform,die alle Angehörigen der Luftwaffe betrifft, einzügiger Ausbau der neuen Geschwader vorangetriebenwerden muss. Die Begleitung seitens desDeutschen BundeswehrVerbandes – wo nötigund möglich – ist dabei selbstverständlich.Ein Jahr nach dem Start der Zentralisierungunserer Eurofighter-Verbände inLaage konnte eine positive Bilanz gezogenwerden. Der Zulauf an neuen Kampfflugzeugenist konstant, die Ausbildungssituationin Laage ist auf gutemNiveau, die Gesamtlage kann als deutlichverbessert bewertet werden. GeneralleutnantSchelzig zog ein positives Fazit vorden Angehörigen in Neuburg, Laage undNörvenich.Neben der Gestellung der Alarmrottemit Eurofightern im Rahmen der NATO-Bündnisaufgabe und für die nationaleDauereinsatzaufgabe „Sicherheit imLuftraum“ soll durch die ZentralisierungLuftwaffe Die Bundeswehr März 2011 23Eurofighter-Geschwader im AufwindZentralisierung der Verbände verläuft gut – die Gesamtlage hat sich deutlich verbessertOberstabsfeldwebel Andreas Hubert (r.) begleiteteden Befehlshaber Luftwaffenführungskommandoerneut durch die Eurofighter-Verbände.Luftaufklärungim FokusDie „European Air Surveillance Expo“(EASE), die Austellung für die luftgestützteAufklärung, ist vom 27. bis 29. MaiBestandteil der „Aviation Expo Europe“. Beider Veranstaltung auf dem Bitburger Flughafenwird die Industrie Produkte und Systeme zeigen,welche bei der Bodenüberwachung undLuftaufklärung bei den Sicherheitsbehörden,beim Katastrophenschutz oder beim Militärzum Einsatz kommen. Neben der Ausstellungkönnen an zwei Tagen Seminare von renommiertenExperten der Luftüberwachungsindustriebesucht werden. Die „Aviation Expo Europe“zeigt eine breite Spanne von Produkten undServiceleistungen aus dem Bereich Ultraleichtflugzeugbis hin zum Business-Jet. WeitereInformationen zu der Veranstaltung im Internetunter www.expo.aero/europe/de und unterwww.airobservation.com.ybEurofighter in Rostock-Laage: Positive Bilanz der Zentralisierung.ein stabilerer und qualitativ hochwertigererFlugbetrieb als bei verteilter Stationierungerreicht und eine zielgerichteteVorbereitung auf die Aufgaben im Rahmender NATO Response Force (NRF) 2012 –mit Eurofightern – ermöglicht werden. Hierzuwerden die personellen und materiellen Kapazitätendes operationellen Flugbetriebs aus demJagdgeschwader 74 und dem Jagdbombergeschwader31 „Boelcke“ vorübergehend in Neuburga.d. Donau konzentriert. Der damit verbundenenzeitweiligen Verlagerung des Arbeitsplatzesdes betroffenen Personals wird besondereAufmerksamkeit gewidmet – hier insbesonderemit Hinblick auf den Transport an und von denbetroffenen Standorten.Die bewährten Maßnahmen des vergangenenJahres werden fortgesetzt und stellen damit einedeutliche Reduzierung der Belastungen dar. Andieser Stelle werden Auftragserfüllung undsoziale Rahmenbedingungen vorbildlich in Einklanggebracht.Von den positiven Auswirkungen konnte sichder Vorsitzende Luftwaffe in Gesprächen mitVorstandsmitgliedern von Truppenkameradschaftenund in Gesprächsrunden mit Personalvertretungensowie Vertrauenspersonen ein Bildmachen. Hier entsteht eine tragende Säule derzukünftigen Luftwaffe, dafür lohnt sich jederAufwand.ahLetzte Wehrpflichtige legenTreuebekenntnis abMengen. Zum letzten Mal haben am 11. Februarwehrpflichtige Soldaten des I. Bataillon Luftwaffenausbildungsregimentin der OberschwabenkaserneMengen/Hohentengen ihr Treuebekenntnisabgelegt. An die angetretenen 400 jungenRekruten wandte sich Oberstleutnant PeterFeldmeier, Kommandeur des Ausbildungsbataillons:„Sie können mit Recht stolz darauf sein, zuden jungen Männern in Deutschland zu gehören,die unserem Land gedient haben, und mit Ihnenwird damit die äußerst erfolgreiche Geschichtevon mehr als 50 Jahren Wehrpflicht in der Bundeswehram 30. Juni 2011 zu Ende gehen.“ Stellvertretendfür ihre Kameraden legten die Vertrauenspersonender vier Mengener Kompaniendas Gelöbnis ab. Mit Handschlag bekräftigtenOberstleutnant Feldmeier und die Bürgermeisterder Garnisonsgemeinden Mengen und Hohentengen,Stefan Bubeck und Peter Rainer, dasTreuebekenntnis.PIZ LuftwaffeFoto: Bombeke