Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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FERDINAND AI.BRECHTS I. THEATRAI.ISCHE AUFFÜHRUNGEN 119
einen besonderen Vorhang geöffnet wurdet). Auch gewisse Vorrichtungen,
dass Personen aus den Wolken reden konnten, waren vorhanden 2 ).
Musik und Theater fanden von dem Herzoge Ferdinand Albrecht eine
eifrige Pflege. Erstere sollte vor allem der kUnstierischen Ausgestaltung des
Gottesdienstes in der Schlosskirche zugute kommen, auf die er hohen Wert
legte und grosse Sorgfalt verwandte. Zwei Mal in der Woche von 2-4 Uhr
wurde ein Collegium musü;um gehalten. Nicht nur des Sonntags, auch
hllufig an den Wochentagen, wo fast tllglich wenigstens Betstunden stattfanden,
wurde in der Kirche musiziert, was der Herzog stets genau aberwachte.
Denn er war sehr kirchlich gesinnt; mit seinem Hofprediger Samuel
Baldovius 3 ) stand er fast ein volles Jahrzehnt hindurch, wie es scheint, in
ganz ungetrübtem Einvernehmen; als dieser Ende des Jahres 1680 schwer
erkrankte, ist er auf das ernstlichste um ihn besorgt, unermüdlich auf seine
Rettung bedacht, und er dankt am Jahresende Gott "aus Grund der Seelen",
dass die "tödliche Krankheit seines liebsten Freundes und treusten Dieners"
glücklich gehoben ist. Sonst zeigte sich Ferdinand Albrechts eigenwilliger Sinn
auch in kirchlichen Angelegenheiten in schroffer Weise. Er wollte auch hier
für sich und sein kleines Gebiet Rechte in Anspruch nehmen, die eigentlich
nur sein regierender Bruder als summus episcopus auszuüben hatte, und er
hat es tatsächlich auch erreicht, dass ihm mancherlei Zugeständnisse gemacht
wurden.
Ausser in der Kirche hatten die musikalischen Kräfte des kleinen Hofstaats
auch an der fUrstlichen Tafel aufzuspielen und ganz besonders wurden sie
auch herangezogen, wenn es sich um Aufführung von Komödien, Darstellung
symbolischer Gestalten, Verkleidungen und ähnliche Veranstaltungen
handelte.
Leider sind wir über dies alles genauer nur aus ei n em Jahre unterrichtet,
fUr das uns ausfilhrliche Aufzeichnungen des Herzogs vorliegen. Aber auch
schon vor dem Jahre 1680 wird das Leben und Treiben zu Bevern in dieser
Hinsicht nicht viel anders gewesen sein, wenn wir dies auch nur aus einigen
zufälligen Bemerkungen in den Akten folgern können. Die erste Erwähnung
einer Aufführung von Komödien in Bevern stammt, so viel wir wissen, aus
I) Vergl. "Tugend· und Liebes·Streit" in W. Creizenachs Ausgabe der Schauspiele der
englischen Komödianten S. I 16. 2) Ebenda S. 120. ") Samuel Baldovius, geboren
am 15. Nov. 1646 zu Nienburg, trat am 3. Sept. 1673 als Hofprediger in den Dienst
des Herzogs, am 26. Juni 1683 ward er Hauptprediger an der Kirche St. Cosmä und
Damiani in Stade. Dass er das volle Vertrauen des Herzogs behalten hatte, beweist u. a.
der Umstand, dass ihm dieser seinen Sohn August Ferdinand zur Erziehung nach Stade
übergab. Baldovius starb als Superintendent zu Verden am 6. November 1720. Vergi.
Rotermund, das gelehrte Hannover I S. 83 ff; H. D. Overheidens Leichenpredigt auf ihn.
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