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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

HERZOG RUDOLF AUGUST UND SEINE HERREN GEVATTERN 37<br />

fahr nicht glauben wollten. Um Weihnachten liessen sich auch Kanzler<br />

Schrader und der Oberschenk v, Cramm hochbeteuerlich vernehmen, die<br />

Stadt habe nichts zu be<strong>für</strong>chten; sie wussten hundert Zeichen der Friedfertigkeit<br />

Herzog Augusts anzuführen. Der Rat aber traute nicht, er entsann sich<br />

<strong>des</strong> Weltspruchs, <strong>das</strong>s, wer Vögel fangen will, nicht mit Knuppeln darein<br />

wirft. Andere getrösteten sich, <strong>das</strong>s die fUrstliche RUstung auch <strong>das</strong> Land unerträglich<br />

beschwerte, die Untertanen nächstens am Bettelstabe gehen, Haus<br />

und Hof verkaufen mUssten, die Landstände schon darauf dachten, die Not<br />

der armen Leute dem Herzog supph'cando vorzustellen und, wenn dieses<br />

vergeblich, an den Kaiser zu wandeln. Um so eiliger, folgerte der Rat, werde<br />

er, lIlustrissimus, die Sache per Jorza dahin treiben, <strong>das</strong>s <strong>Braunschweig</strong> am<br />

Ende die Zeche bezahlen und die Pfeifer lohnen mUsste.<br />

Und musste nicht auch schrecken, was zu eben dieser Zeit uber eine der<br />

nächstverwandten Städte schien ausgehen zu wollen? Seit dem Sommer 1654<br />

wurde Bremen von den Schweden hart bedrängt, ebenfalls um der Huldigung<br />

willen, zu klärlichstern Unrecht, dem westfälischen Friedensinstrumente zuwider,<br />

dem Protektorium <strong>des</strong> Kaisers zum Trotz. Man hatte in den Ratskreisen<br />

hier die Empfindung, <strong>das</strong>s dort unten an der Weser der längst verhängte<br />

Reigen begänne, den ehestens auch <strong>Braunschweig</strong> werde antreten<br />

mUssen. Unter welchen Aspekten, ging an diesem Exempel wie ein Vorgesicht<br />

auf. Die Herren Staaten der Niederlande, immer noch bereit, die Hansestädte,<br />

wo es zweckdienlich schien, in ihren politischen Combinationen zu<br />

verwenden, gelegentlich auch bei der Hand, sie mit Salbung ihrer unwandelbaren<br />

Affection zu versichern, täuschten die bescheidenste Erwartung <strong>des</strong><br />

Vertrauens, <strong>das</strong> diese ihre SchUtzlinge hergebrachter Massen auf sie setzten.<br />

Der Kaiser samt dem römischen Reiche sah zu und liess es hingehn, <strong>das</strong>s die<br />

Schweden seinen scharfen Mandaten nicht gehorchten. LObeck und andere<br />

vornehme Glieder der Hansa rieten zur GUte, - was von ihnen darüber<br />

hinaus zu hoffen stand, wusste <strong>Braunschweig</strong> am besten. Es vernahm Bremens<br />

Not mit tiefen Schmerzen, schrie zu Gott dem allmächtigen, sie in<br />

Gnaden zu wenden, entsann sich geruhrt, wie ihm Bremen in den Jahren<br />

fUnf und fUnfzehn mächtig beigesprungen war, sah die Zeit vor der TUr, da<br />

es wieder darnach werde ausschauen mUssen, Allein bei alledem, - war nicht<br />

damals, vor vierzig, fünfzig Jahren, der Zustand im Reich ein ganz anderer<br />

gewesen? war nicht der Schwede ein Feind, der auch dem Kaiser trotzen<br />

durfte? Was vermochten die paar Städte wider diesen hochfahrenden Nebukadnezar?<br />

was vermochte gar erst <strong>Braunschweig</strong>? Es war nicht einmal imstande,<br />

nach Bremen eine Handvoll Soldaten zu schicken, einen nennenswerten<br />

Abtrag auf <strong>des</strong>sen seit fünfzig Jahren schwebenden Schuldforderungen<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042088

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