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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

HERZOG RLJDOLF AUGUST UND SEINE HERREN GEVATTERN 13<br />

blUmt hatte sich in diesen Tagen der Kanzler Heinrich Schwartzkopf einem<br />

Bürger gegenüber ausgelassen: es mangle itzt einzig und aIlein nur anseiten<br />

<strong>des</strong> Rathes - <strong>das</strong>, soIle er nur sagen, hätte Er, der Herr Kanzler, ihm gesagt.<br />

Und der Bürgermeister regens, dem dies angebracht wurde, musste leider<br />

bekennen, <strong>das</strong>s siehs wirklich so verhielt. Denn wie war es seither damit ergangen?<br />

Wann aus den Sachen referiert werden sollen, waren bald etwa die<br />

Acten nicht zur Hand, sondern ungeschickter Weise beim Syndikus im Hause<br />

gewesen; bald hatten sich die Herren in so geringer Zahl angefunden, <strong>das</strong>s<br />

kein erspriesslicher Ratschlag gehalten werden konnte, und - was vollends<br />

betrüblich zu sagen - nicht die wenigsten von denen, die sich vor machten,<br />

gingen unverkennbar mit Absicht dieser heiklen und schwierigen Sache<br />

aus dem Wege. So schüttete am 3. Februar im Engen Rathe Herr Bürgermeister<br />

Achtermann sein Herz aus, mit angehängter Bitte, ihm diese Er·<br />

leichterung freundlich zu gute zu halten, weil es die Wahrheit sei. Anders<br />

freilich <strong>das</strong> Lied, womit die Gildemeister und Hauptleute angesungen wurden,<br />

wenn ihnen wieder und wieder die Bewilligung ausserordentlicher Steuern<br />

zu Behuf der notwendigen Soldateska musste zugemutet werden, und sie dann<br />

zur Beschleunigung der leidigen Traktaten mahnen wollten, damit man der<br />

Sorge vor Hostilitäten <strong>des</strong> Herzogs endlich ledig gehen möchte. "Das sei<br />

leichter gesagt als gethan", hiess es dann; "man stünde annoch zwar in<br />

terminis gütlicher Handlung, aber contradictol't·ts, da ein Rath dann unmuglich<br />

könnte weichen."<br />

Anderer Unrat kam hinzu. Am 8. April ritt Rudolf August mit dem WolfenbOttler<br />

Amtmann - recht wie geflissentlich dicht unter den Wällen an <strong>Braunschweig</strong><br />

vorüber - nach Rüningen und liess dort durch aufgebotene Bauern<br />

zwei Jagdgrenzpfähle, den einen 140, den andern 850 Schritte weit, in die<br />

städtische Wildbahn hinausrücken. Gleiche Zeitung lief bald auch von anderen<br />

Orten ringsumher ein. Acht Tage lang besann sich der Rat; dann protestierte<br />

er in bester Form Rechtens, und als weitere Nachfrage ergab, <strong>das</strong>s die Wacht<br />

auf den Stätten der Gewalt nicht ganz unüberwindlich bestellt war, beschloss er,<br />

die Pfähle gleichermassen via facH wegnehmen und an den vorigen Stellen<br />

wieder aufrichten zu lassen, wohlweislich jedoch zu noch reiferer Erwägung<br />

vorbehaltend, wann und wie dazu geschritten werden sollte. Am Ende unterblieb<br />

es: man zog vor, diesen Eingriff gleich· wie soviel andere diplomatisch<br />

oder schlimmsten FaIls processualisch zu behandeln.<br />

Natürlich, <strong>das</strong>s beiderseits bei diesem Geplänkel <strong>das</strong> Blut öfters wallte.<br />

Und nunmehr, im Mai, fogte sich's, <strong>das</strong>s auch ein Gottesmann Öl ins Feuer<br />

goss. In Ampleben liess sich der Schöninger Superintendent sehn und wollte<br />

die Kirche visitieren; dort aber - <strong>das</strong> Amt war eine alte Eroberung der<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042088

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