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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

HERZOG RUDOL' AUGUST UND SEINE HERREN GEVATTERN 11<br />

sich, <strong>das</strong>s ihm die Stadt, wenn auch nur in Gestalt eines einzelnen der Ihren,<br />

ein Grimmgesicht zeigte.<br />

Seit einem Jahre hatte Doktor Heinrich Schrader hier Wohnung genommen,<br />

ein gebornes Stadtkind, doch schon lange als Dannenbergscher Kanzler in<br />

Diensten Herzog Augusts. Seiner Vaterstadt wohlwollend anhänglich, seinem<br />

Herrn treu ergeben, bei diesem mit Recht hoch in Ehren und Gunst, bei<br />

seinen hiesigen Mitbürgern als kluger und vornehmer Mann nicht ohne Einfluss,<br />

war er besser als sonst wer berufen und allemal nach Kräften bereit,<br />

die zwischen der Stadt und dem Fürsten bestehenden Spänne zu mildern,<br />

beiden Teilen vorkommenden Falles zur Gütlichkeit zu raten. Er mag die<br />

vertraute, glaubwürdige Person gewesen sein, die vor fünf Jahren Herrn<br />

Bürgermeister Achtermann entdeckte, wie es damals um Leben und Gesundheit<br />

Herzog Augusts bestellt schien; als Mittelsmann zwischen dem Rate und<br />

dem Prinzen Rudolf August wird er in der Folge uns noch öfter begegnen.<br />

Ihm hatte man auch diesmal zu danken, <strong>das</strong>s aus dem Niesen kein Donnerschlag<br />

wurde.<br />

Auf einem Jagdritt kam am 2. Oktober Rudolf August nach <strong>Braunschweig</strong>,<br />

um den Kanzler zu besuchen. Da musste ihm dicht vor dem Steintor ein<br />

BUrger, JUrgen Kruse, mit etlichen Hunden begegnen, und diese mit den<br />

Raden im <strong>für</strong>stlichen Zuge vom Beriechen zum Beissen geraten. Sogleich<br />

ritt Rudolf August herzu und tat, was er konnte, die Bestien von einander<br />

zu bringen; unser Hägner aber - doch nein, - die Altewik war sein Weichbild<br />

- hub nichts <strong>des</strong>toweniger an ganz unflätig zu schimpfen, ja er drohte,<br />

dem Prinzen die Barte an den Bregen zu werfen, und machte ernstlich Miene<br />

dazu.<br />

Nicht unbillig, wenn sich Rudolf August bei dem Kanzler beklagte und<br />

einfliessen liess: sollt er nun also traktieret werden, wollt er wohl weit genug<br />

bleiben und nicht wieder anhero kommen. Doktor Schrader sprach zum<br />

Frieden; er bat, nicht gemeine Stadt entgelten zu lassen, was ein grober<br />

Rolz angerichtet, er versprach, da<strong>für</strong> zu sorgen, <strong>das</strong>s dem Kerl seine Unart<br />

wacker eingerieben wUrde. So beruhigte der Prinz sich am Ende, doch sagte<br />

er zuletzt noch: wolln sehen, ob <strong>des</strong>wegen auch ein Ehrbarer Rat Ihre ernste<br />

Displicenz werde zeigen.<br />

Am 4. Oktober ward der Fall beim Engen Rate zur Sprache und ad acta<br />

gebracht, der Prozess wider Krusen unverzüglich formiert. In der Sitzung<br />

am folgenden Tage erschien ein Kavalier Rudolf Augusts, zu vernehmen,<br />

was ein Ehrbarer Rat hierin zu tun gemeint wäre. Man fertigte ihn mit dem<br />

Trost ab, <strong>das</strong>s schon Anstalt getroffen, den Buben beim Kopfe zu nehmen.<br />

In Wahrheit erging erst nachträglich Verordnung dahin, und als die Bauermeister<br />

Krusen ins Haus fallen wollten, war der Vogel ausgeflogen.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042088

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