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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

HERZOG RUDOLF AUGUST UND SEINE HERREN GEVATTERN 53<br />

Der Rat musst' es vorläufig leiden. Denn war gleich kein Zweifel, <strong>das</strong>s<br />

alle, sogar auch die natürlichen Rechte zuliessen, Gewalt mit Gewalt abzutreiben,<br />

so erwog er doch weislich die elenden Zeiten, den gefährlichen Zustand<br />

im Reiche, die Ohnmacht der Stadt, die Wahrscheinlichkeit eines widrigen<br />

Ausgangs, und beschied sich demnach bei dem Entschluss, auf seinen<br />

Gerechtsamen und deren possessuz· vel quasz·, soviel ohne Handgemenge<br />

müglich, mit der Tat zu bestehen, daneben jedoch und vor allem den Rechtsweg<br />

zu beschreiten, sich bei kaiserlichem Kammergericht um ein geschärftes<br />

nzandatunz sine clausula wider den turbator zu bewerben und also bestermassen<br />

gemeiner Stadt jura sa1'la tecta <strong>des</strong> Orts zu konservieren.<br />

So verdüsterten sich wieder einmal auf allen Seiten die Aspekten der<br />

Stadt. Hin und wieder jedoch fiel auch ein Lichtblick herein.<br />

In den letzten Junitagen kehrten einige Glieder der cellischen Regierung,<br />

darunter der Statthalter und der Kanzler Langenbeck unweit der Stadt bei<br />

einer gewissen gelehrten Person ein - ihr Name sowohl wie der Ort bleibt<br />

Geheimnis. Der Wirt nahm die gute Gelegenheit wahr, <strong>das</strong> Gespräch auf<br />

die harte Verordnung gegen <strong>Braunschweig</strong> zu lenken und einen Fürspruch<br />

zu versuchen. Er hatte nicht den gewünschten Erfolg, ihm ward erwidert:<br />

bevor sich die Plage nicht lindere, könne die Sperre nicht aufgehoben werden;<br />

doch habe sich die Stadt, hiess es schliesslich, zu dem Herzog aller<br />

Gnaden zu versehen. Und noch lieblicher als diese Vertröstung klang hier<br />

dann in der Ratsküche nach, was der Kanzler dareingab. Wenn die Stadt,<br />

sagte er, in Nöten stecke, dann könne sie wohl nach Celle finden; sonsten<br />

aber würden Seine <strong>für</strong>stlichen Gnaden von ihr herzlich wenig gewürdiget:<br />

die ganze Zeit her, <strong>das</strong>s mit Herzog Augustus traktieret worden sei, habe<br />

man an seinen gnädigen Herrn nicht ein Wort gelangen lassen; daher möge<br />

sie jetzt nur ein wenig noch zappeln.<br />

Das war ja an sich eitel Wermut. Die Politici im Rat aber hielten sich an<br />

die Essenz <strong>des</strong> Ergusses: die Verstimmung <strong>des</strong> cellischen Hofes darOber, <strong>das</strong>s<br />

<strong>Braunschweig</strong> an ihm bei den Huldigungstraktaten keinen Rückhalt gesucht<br />

hatte. Sie verriet, welchen Wert man in Celle noch immer auf die Möglich·<br />

keit legte, geeigneten Falles der Stadt zu einem Schachzug gegen Wolfenbüttel<br />

mächtig zu sein. Und hieraus folgte weiter: wie eng auch im übrigen<br />

zur Zeit die Konjunktion der beiden Häuser schon mochte geknüpft sein -<br />

soweit war man einstweilen noch nicht mit einander, <strong>das</strong>s Christian Ludwig<br />

gewillt gewesen wäre, auf die Mitherrschaft an der Stadt <strong>Braunschweig</strong> endgültig<br />

zu verzichten oder gar seinem Vetter zu einer Gewalthandlung gegen<br />

sie Handreichung zu leisten.<br />

Demnach nahm es denn der Rat auch ziemlich leicht, als im Oktober bei<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042088

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