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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

LUDW1G HÄNSELMANN<br />

Bevölkerung von nicht viel mehr als 20000 immerhin schon eine ungeheure<br />

Sterblichkeit war.<br />

"Die Noth und Angst war sehr gross und daher <strong>des</strong>to grösser, weil die benachbarten<br />

Fürsten der Stadt alle Pässe und Zugänge sperrten, keinen<br />

Menschen aus- und einliessen, auch die Bürger und andere Stadtgenossen als<br />

Gräuel scheueten und flohen. Jedoch wurd kein Mangel an Essen und Trinken<br />

verspürt, sondern alles war wohlfeil, nur <strong>das</strong>s es sehr an fremdem Bier<br />

mangelte, als weIches nicht hereinverstattet wurde. Gott half aber, <strong>das</strong>s diese<br />

Seuche durch die in dem folgenden Winter einfallende grimmige Kälte, der·<br />

gleichen bei Menschengedenken nicht gewesen, allmählich abnahm und im<br />

Anfang 1658sten Jahres gänzlich aufhörete. Gott bewahr uns vor solchem<br />

und dergleichen Übel in Gnaden. Denn was vor Schaden durch diese der<br />

Stadt Ocdudierung derselben sei zugefügt worden, indeme die aus den<br />

kleinen Städten und andere Handelsleute um sie wegfuhren und ihre Nahrung<br />

anderswo suchten, hat man hernacher genugsam erfahren."<br />

So berichtet hiervon ein Augenzeuge. Dies Verhängnis im einzelnen zu<br />

schildern, wird ein ander Mal Gelegenheit sein. Hier ist nur die Haltung der<br />

benachbarten Lan<strong>des</strong>herrschaften zu betrachten.<br />

In der ersten Woche Mais lief beim Rate ein Schreiben ein, worin Herzog<br />

August auf Anstalt zur Verhütung der Propagation der in hiesiger Stadt sich<br />

eräugenden Seuche dringen liess. Diesmal protestierte der Rat gegen die Einmischung<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>herrn nicht, sondern schrieb nur ziemlich kleinlaut zurück,<br />

<strong>das</strong>s man ausser in etlichen wenigen Häusern gottlob nichts böses merke,<br />

Senatus in<strong>des</strong>sen an möglicher guter Verordnung nichts ermangeln lassen<br />

werde. Er tat dazu in Wahrheit nach bestem Vermögen, und <strong>das</strong>s es so wenig<br />

fruchten sollte, wie die Folge ergab, liess sich damals, drei Wochen vor<br />

Pfingsten, nicht voraussehn. An benachbarte Örter beschloss er zu notifizieren,<br />

<strong>das</strong>s vom I. bis 13. Mai nur 27 To<strong>des</strong>fälle vorgekommen seien. Einer skrupellosen<br />

Schönfärberei beflissen sich die Städte den Kommerzien zuliebe in dergleichen<br />

Fällen von jeher. Jedermann aber wusste, wie unfehlbar dem ersten<br />

gemachsamen Schleichen der Pest deren mörderisches Umsichgreifen folgte.<br />

Auch waren bereits übertriebene Gerüchte im Umlauf, die wie immer bei solcher<br />

Gelegenheit mehr Glauben fanden als alle offiziellen Beschönigungsversuche.<br />

Und diese vor der öffentlichen Meinung im Lande vollends Lügen zu strafen,<br />

tat diesmal der Zufall ein übriges. Es waren hier just einmal wieder die Räte<br />

der drei <strong>für</strong>stlichen Häuser beisammen, sie wohnten bei dem Bleifaktor Johann<br />

Philipp Rump. Da mussten denn am 1 3. Mai in dem Hause gegenüber<br />

binnen wenigen Stunden zwei Kranke mit Tode abgehen. Die guten Herren<br />

erschraken, schnürten eilig ihre Bündel und erhuben sich noch selbigen Tages<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042088

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