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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

HERZOG RUDOLF AUGUST UND SEINE HERREN GEVATTERN 55<br />

Aber wenigstens wussten Gildemeister und Hauptleute diesmal einen Ausweg<br />

anzugeben. Sie rechneten nach, \vas die Kirchen zur Zeit an den Tausenden<br />

von Leichen verdienten, sie zogen in Betracht, <strong>das</strong>s die Kirchen <strong>des</strong><br />

allgemeinen Schutzes mitgenossen, sie erkannten demnach als nicht unbillig,<br />

bei ihnen zur Notdurft der Stadt auf ein halb Jahr ohne Zinsen zu leihen:<br />

vergönnte alsdann der liebe Gott wieder bessere Zeiten, dann sollte dem Rate<br />

aller Möglichkeit nach zur Bezahlung der also entliehenen Gelder an die Hand<br />

gegangen werden.<br />

Der Rat entsetzte sich davor, er <strong>für</strong>chtete Gottes schwere Strafe auf sich<br />

und gemeine Stadt zu laden, wenn er <strong>das</strong>, was zu Gottes Altar einmal gewidmet<br />

worden war, davon nähme und zu profanem Zwecke verwandte. Die<br />

bewährtesten Rechtslehrer, führte er aus, gäben dergleichen nur auf die Fälle<br />

der äussersten Notwendigkeit zu, und wenn dieses Ortes zwar zahlreiche<br />

Burger in kUmmerlichen Zustand geraten, so wären gleichwohl doch noch<br />

etliche gute, vornehme, wohlbemittelte Leute vorhanden, so gemeiner Stadt<br />

unter die Arme greifen kOnnten und wollten. Jene Rechtslehre hier zu applizieren<br />

und den sich noch findenden göttlichen Segen gleichsam zu verbergen,<br />

würde also höchst frevelhaft sein.<br />

Die Stände entgegneten, <strong>das</strong>s <strong>das</strong>, was die Kirchen jetzt aufnähmen, nicht<br />

zu den geistlichen, dem Altar gehörigen Einkünften gerechnet werden könnte<br />

und meistenteils doch nur auf alte Kiffen müsste ausgetan werden. Dass dies<br />

eben den Besitzern alter Kiffen, armen Bürgern, nicht wenig zu statten kam,<br />

und solchen noch anderweit vielfach aus Kirchenmitteln beigesprungen wurde,<br />

achteten die Eiferer <strong>für</strong> nichts. Der Rat aber rang sich zu ihrer freisinnigen<br />

Denkungsart nicht auf, er zog vor, <strong>das</strong> Notwendige derweil zu entbehren und<br />

der Vorsehung vertrauend die Dinge laufen zu lassen, wie sie wollten. Es ging,<br />

Gott sei Dank, ja auch so noch einmal.<br />

10.<br />

Aber Prinz Rudolf August - wie stand es in diesen fünf bänglichen Jahren<br />

zwischen ihm und seinen Herrn Gevattern?<br />

Er hatte es teuerlich gelobt: auf den blanken tausend Talern, die sie ihm<br />

damals, 1652, zu Füssen gelegt hatten, sollte eine Freundschaft ohne Wank<br />

noch Vergang begründet sein. Wenn selbiger Tempel seitdem nicht weiter<br />

ausgebaut war, so lag es eben nur an den Herren von <strong>Braunschweig</strong>. Sie<br />

bezeigten hierin keinen Eifer, sie taten vielmehr, was sie konnten, sich fernerer<br />

Begegnung mit dem Prinzen zu entziehen, sie verrammelten jeder Gelegenheit<br />

dazu TOr und Tor.<br />

Zunächst war dergleichen in Sicht, als im folgenden Sommer die Bogenschützen<br />

wieder nach dem SpahnvogeI schiessen wollten. Sobald sie beim<br />

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