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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

HERZOG RUDOLF AUGUST UND SEINE HERRiN GEVATTERN 27<br />

die Zinse und Zehnten der draussen begüterten Bürger gefallen, was nicht<br />

diese allein, was die Bürger allesamt an ihrer Nahrung schwer empfanden.<br />

So malte auf seine Art der Rat in diesen Tagen die bisherigen Läufte den<br />

Ständen, und mit gutem Erfolg. Sie erkannten mit Dank seinen Fleiss, entschlugen<br />

sich <strong>des</strong> Argwohns, als wären seinerseits die Traktaten böswillig<br />

oder lästig verschleppt, baten, <strong>das</strong>s er wie bisher so auch <strong>für</strong>der die Gerechtsame<br />

und Freiheiten der Stadt sorglich wahrnehmen möchte. Allein den<br />

geforderten Viertel schoss schlugen sie nichts <strong>des</strong>toweniger ab: ganz im hergebrachtem<br />

Stile dieser bürgerlichen Demokratie, wonach jeder einzeln getrost<br />

alle Sorge <strong>für</strong> den Fortgang gemeinen Wesens und - was ihm eben so viel, wo<br />

nicht mehr galt - <strong>für</strong> jegliche Bedingung seiner eigenen, persönlichen Wohlfahrt<br />

auf die erkorenen Oberen warf und sie <strong>für</strong> bei<strong>des</strong> verantwortlich machte,<br />

sich selber daneben die Befugnis <strong>des</strong> Dreinredens zur Zeit und zur Unzeit und<br />

beständigen Splitterrichtens vorbehielt, immerdar aber nur mit Widerstreben,<br />

nicht selten mit grimmigster Erbitterung <strong>das</strong> Seinige zu leisten sich bequemte.<br />

Diese Unvernunft liess sich nicht beschwören, und je mehr die harte Wirklichkeit<br />

den Rat zwang, ihr fort und fort die Stirne zu bieten, <strong>des</strong>to grösser<br />

nach wie vor die Gefahr, <strong>das</strong>s sie seines Regiments nächstens überdrüssig<br />

ward und den Trugbildern nachhing, die aus den gnädigen Verheissungen<br />

<strong>des</strong> wohlmeinenden alten Herrn drüben und aus der leutseligen Aura seines<br />

fröhlichen Prinzen vor ihr aufsteigen mochten. Jene Lockflöte war <strong>für</strong> den<br />

Augenblick wieder einmal übertönt - auf wie lange musste abgewartet<br />

werden. Begreiflich, auch den Kostenpunkt unangesehen, der Wunsch der<br />

patres pat1'iae, den anderen Zauber nach Möglichkeit ebenfalls ferne zu<br />

halten. Ihn gänzlich abzuweisen, stand leider nicht in ihrer Macht.<br />

Am 29. März sprach Rudolf August bei Franz Dohausen ein. Diesmal incognito:<br />

der Rat hatte keine Veranlassung, Notiz davon zu nehmen, bis der<br />

hospes ihm die Rechnung der Zeche seines Gastes präsentierte, die er ohne<br />

Seufzen zahlte. Unheimlicher ward ihm, als im Juni die Bogenschützen wieder<br />

um ein Schiessen anhielten. Er liess dies Gesuch erst fünf Mal an sich kommen,<br />

bevor er sich am 20. endlich einen Schluss vom Herzen rang. "Ob nun gleich<br />

hierbei dubz'a und Erinnerungen untergeloffen" - man ahnt schon, woher<br />

sie entsprangen - ward am Ende doch, es ging einmal nicht anders, den<br />

Schützen willfahrtet, dabei ihnen aber bedinglich gewinkt, den Vogel so<br />

machen zu lassen, <strong>das</strong>s er in ein paar Tagen heruntergebracht werden könnte.<br />

Von der Absicht, ihren <strong>für</strong>stlichen Patron einzuladen, liessen die Schützen<br />

nichts verlauten, der Rat dachte vollends an dergleichen nicht. Falls aber<br />

dennoch vielleicht alles kam wie vorm Jahre, - so langwierig ;wenigstens<br />

durfte es nicht wieder werden.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042088

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