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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

LUDWIG HÄNSELMANN<br />

<strong>Braunschweig</strong> endlich fromm werden wollten? Und der Herzog hatte angehängt:<br />

wer ihm solch eine Zeitung einst brächte, dem wollte er gern fünfzig<br />

Taler spendieren. Doch die Botschaft verscholl in den Wind, sie wirkte in<br />

<strong>Braunschweig</strong> nicht die leiseste Anwandlung von Nachgiebigkeit. Der alte<br />

Hader verstockte immer mehr, immer neuer schoss auf; man bebte vor dem<br />

Ende, man trug Tag <strong>für</strong> Tag die nächsten Folgen und bot doch keinen Finger<br />

zum Frieden.<br />

Da stand im Oktober 1652 die Entbindung der Gemahlin Rudolf Augusts<br />

bevor. Von Wolfenbilttel wurde dem Rate angesonnen, die Fürbitte auch in<br />

der Stadt von den Kanzeln ablesen zu lassen. Er blieb stocksteif bei seinem<br />

Nein in Erwägung, <strong>das</strong>s dergleichen hier nie erhört sei und, ei n mal zugestanden,<br />

in Zukunft allemal müsste abgeleistet werden, auch den <strong>für</strong>stlichen<br />

Linien zu Calenberg und Celle. Da ward die Stadt im November nach Wolfenbüttel<br />

wieder zum Landtag geladen. Der Rat protestierte wie immer und<br />

beschickte den Konvent nicht. Da schickte der Herzog ein Verzeichnis landrüchtiger<br />

Mordbrenner ein mit Befehl, auch von Stadt wegen auf diese Bande<br />

. vigilieren zu lassen. Die Ehrbaren Weisen beschlossen, non parendo zu<br />

contradizieren, dann aber nach etzlichen Tagen aus eigener Macht ein behufiges<br />

Edikt zu publizieren. Da wollte Herzog August die Hochzeit seiner<br />

Tochter, der Prinzessin Clara Auguste, mit Herzog Friedrich von Würtemberg­<br />

Neustadt ausrichten; als Beitrag zur Fräuleinsteuer heischte er von den Begilterten,<br />

den Kirchen und Spitälern der Stadt <strong>für</strong> jeden ihrer 1 9000 Morgen<br />

im Lande achtzehn Groschen, und da sie ihr Unvermögen vorschützten, der<br />

Rat auch protestando mit Berufung auf die hergebrachte Freiheit <strong>für</strong> sie<br />

eintrat, verbat der Fürst den Meiern, <strong>das</strong> fällige Pacht- oder Zehntkorn nach<br />

<strong>Braunschweig</strong> abzutragen, liess es nach Wolfenbüttel schaffen und am Markte<br />

dort verkaufen. "Und mugen die guten Leute sich hin wieder an den Rat<br />

von <strong>Braunschweig</strong> halten", fügte er mit eigener Hand dem betreffenden<br />

Befehle an <strong>das</strong> Amt Lichtenberg bei. Auch von dem Korn aber, <strong>das</strong> den<br />

Berechtigten dergestalt vorenthalten wurde, sollten sie alsdann nichts<strong>des</strong>toweniger<br />

den Scheffelschatz entrichten. Gleicher Massen verfuhr demnächst<br />

der Herzog, um sich wegen der rückständigen Quoten der Stadt zu den<br />

Romzugs-, den Vechtaschen Evacuations- und den Lothringschen Kontributionsgeldern<br />

schadlos zu halten, die seiner Meinung nach in der Lan<strong>des</strong>anlage<br />

mit einbegriffen waren, die aber <strong>Braunschweig</strong> zur Wahrung seines<br />

Anspruchs, dem Reiche direkt zu steuern, teilweise schon an den Reichspfenningmeister<br />

eingeschickt hatte.<br />

Beide Gegner tiberspannten den Bogen, unleugbar am meisten die Stadt. {<br />

Ging längst doch ihr Mütlein auf nichts geringeres aus, als sich den Pflichten<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042088<br />

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