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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

HERZOG RUDOLF AUGUST UND SEINE HERREN GEVATTERN 29<br />

im Jahrmarkte hier auf dem Kloster finden lassen, warum man Sie da wiederum<br />

nicht haben wollen? Der Syndikus hierauf: ein Ehrbarer Rat habe<br />

sich Ihrer Ankunft wohl versehen gehabt und ein Frtihstück angerichtet. Der<br />

Prinz: ei, so sei er denn richtig von dem Amtmann, dem Wolf, an der Nase<br />

geführt worden, der ihm gesagt, <strong>das</strong>s der Rat bei Dohausen ein Mahl rüsten<br />

lasse, worauf er denn, der Prinz, den ganzen Tag auf eine Einladung geharrt.<br />

Der Rat möge doch, fuhr er fort, sich recht vorsehen und keinen Leuten<br />

trauen, die Missverständnis anrichten wollen; er wolle mit den Herren gern<br />

umgehen, sie möchten allemal nur gebieten, wann und wo er sich anfinden<br />

solle. Nicht allein der Stadt gnädiger Herr, nein, ihr Freund woll' er sein.<br />

Dies die Präliminarien, dann kam er zur Sache. Ihm wäre nicht damit ge·<br />

dient, sagte er, wenn etwa hundert Taler verzehrt würden, und ein anderer<br />

davon zwanzig oder dreissig in die Tasche stecken dürfte. Offenbar zielte er<br />

auf den getreuen Gallopin Franciscus Dohausen: <strong>das</strong> hatte dieser nun von<br />

seinem Laufen und Springen. Wenn hingegen er (lIIustrissimus nämlich) nur<br />

<strong>das</strong> Geld hätte, wollte er selber wohl bezahlen, was darauf gehen möchte.<br />

Aber Geld, klagte er, ja an Geld sei eben jetzt höchster Mangel bei ihm. Ihm<br />

gehe viel auf, der Herr Vater aber halte ihn knapp. Jürgen Kalm sei er schon<br />

ein ansehnliches schuldig, und nun schwöre der ehrliche Mann Stein und<br />

Bein, ihm auch nicht mit einem Taler mehr helfen zu können. Hier nieste der<br />

Prinz, schneuzte sich und fuhr fort: Wem es also ergehe, der rede billig seine<br />

Herren Gevattern darum an, und seine Gevattern seien, gottlob ! ja ein Ehr·<br />

barer Rat und die Stadt insgemein. Zu ihnen versehe er sich denn, <strong>das</strong>s sie<br />

ihm diesmal mit einem Stück Geld an die Hand gehen würden; er wolle<br />

gern auch, wenn sie ihm jetzt hülfen, dereinstmals die Hunderte mit Tausenden<br />

vergelten. Das, bat er den Syndikus, möge er schleunig den Herren hinterbringen<br />

und ohne viel WeitWufigkeiten befördern. Als der Syndikus der Stadt<br />

eigenen Notstand bescheidentlich einwenden wollte, schnitt er ihm <strong>das</strong> Wort<br />

mit der gnomischen Sentenz ab: aus vieler Leute Beuteln sei gut zehren, und<br />

in dem weiteren Hin und Her wiederholte er dann wohl noch zehnmal sein<br />

Bitten und Erbieten.<br />

Mit dieser Botschaft überraschte Dr Lehmann seine günstigen Herren am<br />

29- Juli, ausführlicher trug er sie nochmals am 4. August vor. Was <strong>für</strong> Augen<br />

die Ehrbaren Weisen dazu machten, wie sie <strong>das</strong> FUr und <strong>das</strong> Wider erwogen,<br />

davon steht im Protokolle dieser Sitzung kein Wort: fast sieht es so aus, als<br />

wären sie von dem Berichte ihres Syndikus sprachlos geworden und hernach<br />

nur im Stande gewesen, ein mattes Ja und Amen zu stammeln. "Decretum<br />

Tausendf' ist den langen Notizen über jene denkwürdige Zwiesprache unmittelbar<br />

angehängt: man glaubt den Schreiber zu sehen, wie er die zwei<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042088

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