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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

LUDWIG HÄNSELMANN<br />

Stadt - behauptete der Rat die lan<strong>des</strong>herrliche Gewalt und folglich <strong>das</strong> Aufsichtsrecht<br />

über die Kirche. Die Untertanen wussten schon, was sich gebührte:<br />

nur die Jugend unter Schulmeisters Bakel hielt dem eingedrungenen Oberhirten<br />

Stand, die Erwachsenen, Frauen- wie Mannsvolk, blieben aus. Er wandte<br />

sich hierauf an die Herren von <strong>Braunschweig</strong> mit der Bitte um dienliche<br />

Verfügung gegen dergleichen Widerhaarigkeit, gab ihnen anheim, der Visitation<br />

durch Vertreter ihres Mittels beiwohnen zu lassen, und hängte die<br />

Versicherung an: III ustrissimus sei keineswegs gewillt, die Stadt <strong>Braunschweig</strong><br />

an ihrer Gerechtigkeit zu kränken, könne aber sich ebenso wenig seiner lan<strong>des</strong>herrlichen<br />

Obrigkeit und /urz's epz'scopalt's, begeben. Damit war dann der<br />

zarteste Punkt im System der städtischen Politik angeregt. Kein Gedanke<br />

daran, <strong>das</strong>s der Rat ein z'mpc1'ium mix/um, worauf doch <strong>das</strong> Ansinnen <strong>des</strong><br />

Superintendenten hinauslief, hätte zugestehen können - er lehnte jenen<br />

Vorschlag zur Güte rund ab, und befahl seinen Bauern ausdrücklich, sich zu<br />

halten wie bisher.<br />

Aber leicht ums Herz war ihm dabei keineswegs. Schwirrte doch zum<br />

überfluss just in diesen Tagen einmal wieder der Vorspuk einer Zettelung<br />

auf, von der an Jeder Wand geschrieben stand, <strong>das</strong>s sie der alten Libertät<br />

hier einmal tödlich werden sollte. Von je, seit der frühesten Teilung der<br />

welfischen Lande, war die chronische Zwietracht der fOrstlichen Häuser die<br />

beste Verbündete <strong>Braunschweig</strong>s gewesen j schwerlich hätte es die letzten<br />

grossen Stürme von Wolfenbüttel her noch so ehrenvoll ohne den Rückhalt und<br />

Vorschub überstanden, den ihm die Herren zu Lüneburg geleistet. NUll war<br />

einer der Ihrigen auch zu Wolfenbüttel Herr, und wenn bisher zwischen<br />

hüben und drüben keineswegs schon eitel Frieden und Freundschaft erblüht war,<br />

so sahen die Politici doch einen Tag bereits kommen, da alles, was den<br />

Welfen schild führte, auf Kosten der Stadt, an der die ganze Sippe kraft<br />

alter Verträge die Gesamthand haben sollte, ins Einvernehmen treten und<br />

gemeinsam seinen Willen mit ihr durchsetzen würde.<br />

Ein sehr kundiger Kalendermacher hatte dies dem Rate vor zwei Jahren<br />

sehr verständlich zu Gemüte geführt. Bald nach Neujahr 1649 war der Syndikus<br />

Ramdohr der Subsidien halber, die <strong>Braunschweig</strong> von der schwedischen<br />

Alliance her mehr schuldig blieb als zahlte, zum Grafen Königsmark nach<br />

Leipzig geschickt. Nachdem sie, nicht ohne Verstimmung beiderseits, in dieser<br />

leidigen Sache zum Schluss gekommen waren, hatte der Herr Graf mit dem<br />

Syndikus freundlich allerhand und unter anderem vom Stande der Misshelligkeit<br />

mit dem Ilofe diskurriert. Man verlasse sich in <strong>Braunschweig</strong> ja wohl<br />

auf die Städte und auf die Herren Staaten von Holland? ob man denen etwa<br />

auch geben müsse und wieviel ? ob man dort auch viel schuldig? hatte Königs-<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042088

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