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Trans* Menschen und Soziale Arbeit - Queeramnesty.ch

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<strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>unerwüns<strong>ch</strong>ten Verhaltensweisen an die Psy<strong>ch</strong>iatrie erfahren <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>, die dieseVerhaltensweisen aufzeigen, einen ‚ges<strong>ch</strong>ützten Rahmen‘ dur<strong>ch</strong> die Psy<strong>ch</strong>iatrie. Diesen‚ges<strong>ch</strong>ützten Rahmen‘ bezahlen jedo<strong>ch</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> mit von der Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>terwüns<strong>ch</strong>ten Verhaltensweisen mit einer enormen Pathologisierung sowie einer darausresultierenden Stigmatisierung. Das ambivalente Spannungsfeld der Psy<strong>ch</strong>iatrie <strong>und</strong> derGesamtgesells<strong>ch</strong>aft s<strong>ch</strong>eint aus den Komponenten S<strong>ch</strong>utz vs. Pathologisierung zu bestehen.Dur<strong>ch</strong> die Delegation von Verhaltensweisen von <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>, die eine Gesells<strong>ch</strong>aft alsÜberforderung erlebt, an die Psy<strong>ch</strong>iatrie, konstruiert die Gesells<strong>ch</strong>aft ein Modell, in demIndividuen pathologisiert <strong>und</strong> stigmatisiert werden <strong>und</strong> kommt dadur<strong>ch</strong> sehr stark inVersu<strong>ch</strong>ung, ihre Aufgabe der strukturellen Inklusion aller in ihr lebenden <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> ausdem Blickfeld zu verlieren. Klassifikationssysteme selbst sowie ihre Inhalte stellen also ni<strong>ch</strong>tstatis<strong>ch</strong>e, unveränderbare Grössen dar, sondern werden von den Definitionsmä<strong>ch</strong>tigen einerGesells<strong>ch</strong>aft hergestellt <strong>und</strong> fortlaufend dynamis<strong>ch</strong> verändert. Darüber hinaus zeigt die letzteAussage des trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> behandelnden Psy<strong>ch</strong>iaters au<strong>ch</strong> auf, dass si<strong>ch</strong> bei Vertreternder psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Medizin je länger je mehr das Bewusstsein nieders<strong>ch</strong>lägt, dass si<strong>ch</strong> dieklinis<strong>ch</strong>e Definition von <strong>Trans*</strong> in einem momentanen Wandlungsprozess – initiiert vontrans* Betroffenen selbst <strong>und</strong> sie unterstützenden Fa<strong>ch</strong>personen, ab <strong>und</strong> zu sogarPsy<strong>ch</strong>iatern! – befindet. Zudem wird au<strong>ch</strong> eine sehr reflektierte Haltung allgemein gegenüberder Psy<strong>ch</strong>iatrie spürbar.Als Alternative zu den klinis<strong>ch</strong>en Definitionen existieren zur Begleitung von trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>seit 2011 Guidelines des Sozialpsy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Dienstes des Kantons Uri, S<strong>ch</strong>weiz.Verfasser der Guidelines, die au<strong>ch</strong> unter der Bezei<strong>ch</strong>nung ‚Altdorfer Empfehlungen‘ bekanntsind, ist Dr. med. univ. Dr. phil. Horst-Jörg Haupt (Haupt, 2011). Im Geleitwort der AltdorferEmpfehlungen s<strong>ch</strong>reibt Prof. Dr. rer. nat. Dipl. – Psy<strong>ch</strong>. Udo Rau<strong>ch</strong>fleis<strong>ch</strong>: „Es sindGuidelines in Form von Empfehlungen, die mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tskonform sind <strong>und</strong> denmedizinis<strong>ch</strong>en State of the Art repräsentieren. Sie stellen damit international ein absolutesNovum dar, gehen die international gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>tlinien do<strong>ch</strong> alle von einemPathologiekonzept aus <strong>und</strong> stellen damit gemäss der Kritik des Europäis<strong>ch</strong>en<strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>re<strong>ch</strong>tskommissars eine Verletzung der <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>re<strong>ch</strong>te dar. Bei der Formulierungder ‚Altdorfer Empfehlungen‘ geht es Dr. Haupt darum, die Erkenntnisse der modernenPsy<strong>ch</strong>osozialen Medizin <strong>und</strong> der Ges<strong>und</strong>heitswissens<strong>ch</strong>aften sowie derNeurowissens<strong>ch</strong>aften zu nutzen, beim Entfaltungsprozess von transsexuellen <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> dieRisiken zu minimieren <strong>und</strong> dur<strong>ch</strong> die Aktivierung von Ressourcen <strong>und</strong>Ges<strong>und</strong>heitspotentialen den Entfaltungsprozess optimal zu unterstützen“ (S. II).Vor den Entstehungshintergründen der Psy<strong>ch</strong>iatrie <strong>und</strong> den medizinis<strong>ch</strong>enKlassifizierungssystemen wird nun <strong>Trans*</strong> in den nä<strong>ch</strong>sten beiden Unterkapiteln in denBa<strong>ch</strong>elorarbeit Jack Walker, WS08 Seite 16

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