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Trans* Menschen und Soziale Arbeit - Queeramnesty.ch

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<strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>Unters<strong>ch</strong>ieden. Bei diesen sozialen Praktiken entstehen zwei einander auss<strong>ch</strong>liessendeKategorien <strong>und</strong> daraus resultierende soziale Unglei<strong>ch</strong>heit (vgl. Bronner, 2011, S. 19 -20).S<strong>ch</strong>irmer (2010) meint, dass die institutionalisierte medizinis<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verfasstheitvon <strong>Trans*</strong>-Sein, so wie es in den früheren Studien in den Blick gerückt wird, normativ aufeine (Wieder-)Herstellung der zweiges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Wirkli<strong>ch</strong>keit abziele (vgl. S. 22).Hirs<strong>ch</strong>auer (1993) sowie Rau<strong>ch</strong>fleis<strong>ch</strong> (2009) werfen in ihren Werken immer wieder dieFrage auf, wie si<strong>ch</strong> die Aufhebung der Heteronormativität auf das Leben von trans*<strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> auswirken würde. Sie gehen davon aus, dass dadur<strong>ch</strong> der hoheVeränderungsdruck mittels <strong>ch</strong>irurgis<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> kosmetis<strong>ch</strong>er Massnahmen auf trans*<strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> deutli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>lassen würde, wenn in einer Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t mehr von einerbinären Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terordnung ausgegangen würde (vgl. Hirs<strong>ch</strong>auer, S. 321 – 352,Rau<strong>ch</strong>fleis<strong>ch</strong>, S. 185 – 194). Zwis<strong>ch</strong>en Queer Studies 8 <strong>und</strong> Transgender Studies entstehenoft Spannungen, da Queer Studies oft eine völlig offene Haltung in Genderhinsi<strong>ch</strong>tproklamieren, Transgender Studies mit S<strong>ch</strong>werpunkt auf <strong>Trans*</strong>-Sein hingegen oft Gefahrlaufen, heteronormative Gegebenheiten eher no<strong>ch</strong> zu zementieren (vgl. S<strong>ch</strong>irmer, 2010, S.40 – 41).S<strong>ch</strong>irmer (2010) bes<strong>ch</strong>reibt mit Bezug auf Namaste (1996), dass die implizite Normativitätder Fokussierung auf die Destabilisierung hegemonialer Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>keiten problematisiertwerde: Dur<strong>ch</strong> Drag Queens 9 aufgeführte ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Inkohärenz würde als subversivgefeiert, hingegen gerieten trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>, wenn sie ihr Frausein oder ihr Mannsein ineiner mögli<strong>ch</strong>st überzeugenden <strong>und</strong> adäquaten Weise zu leben <strong>und</strong> zu verkörpernwüns<strong>ch</strong>en, lei<strong>ch</strong>t in den Verda<strong>ch</strong>t der ni<strong>ch</strong>t reflektierten Reproduktion herrs<strong>ch</strong>enderGes<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ternormen (vgl. S. 39). Eine trans* Frau äussert si<strong>ch</strong> dazu folgendermassen: „DieLeute sensibilisieren. Hey, das ist ein Mens<strong>ch</strong> <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t ein Ungeheuer! Zum Teil.. I<strong>ch</strong> weissno<strong>ch</strong>, mein Vorgesetzter hat eine Drag Queen gesehen, weisst du, <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t mi<strong>ch</strong>. Und dahatte er Angst, weisst du, mit den Kleidern, i<strong>ch</strong> komme mit der Federn-Boa auf den Bau,genau. I<strong>ch</strong> habe ja relativ lange Haare. Da fragt er mi<strong>ch</strong>, ob i<strong>ch</strong> eine Perücke tragen werde.I<strong>ch</strong> weiss ganz genau, er meinte eine blaue, oder rote, oder gelbe.“8Queer Studies (engl.): ‚Homosexuellen‘ Studien (interdisziplinäre kulturwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>eFors<strong>ch</strong>ungsri<strong>ch</strong>tung). Queer Studies üben Kritik an festen Identitätszus<strong>ch</strong>reibungen im Berei<strong>ch</strong> derSexualität <strong>und</strong> des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts <strong>und</strong> zielen auf eine Dekonstruktion der Identitäten ab. Queer Studieswerden zu Untersu<strong>ch</strong>ungen von kulturellen <strong>und</strong> sozialen Prozessen von Identitäten in vers<strong>ch</strong>iedenenLebensberei<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> Wissens<strong>ch</strong>aftsgebieten verwendet. Darüber hinaus wird mit Queer Studiesuntersu<strong>ch</strong>t, wel<strong>ch</strong> diskursive <strong>und</strong> politis<strong>ch</strong>e Effekte diese Konstruktionen auslösen <strong>und</strong> wie verfestigteIdentitäten unterlaufen werden. Mittelpunkt von Queer Studies sind häufig Konstruktionsme<strong>ch</strong>anismenvon Zweiges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>keit <strong>und</strong> Heterosexualität <strong>und</strong> wie diese bestehende Ma<strong>ch</strong>tverhältnisse <strong>und</strong>patriar<strong>ch</strong>alis<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aftssysteme verfestigen (vgl. Queerstudies).9 Drag Queen (engl.): Mann in Frauenkleidern im (Bühnen-)Showbusiness.Ba<strong>ch</strong>elorarbeit Jack Walker, WS08 Seite 36

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