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Trans* Menschen und Soziale Arbeit - Queeramnesty.ch

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<strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>In der S<strong>ch</strong>weiz verfügen <strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> bei ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsanglei<strong>ch</strong>enden Massnahmen,wenn sie ledigli<strong>ch</strong> allgemein versi<strong>ch</strong>ert sind bei ihrer Krankenkasse, nur einen sehrbegrenzten Zugang zu den für sie notwendigen, qualitativ ho<strong>ch</strong>stehenden, operativenEingriffen. Zudem werden man<strong>ch</strong>mal trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> mangelhaft oder gar ni<strong>ch</strong>t informiertüber Mögli<strong>ch</strong>keiten der späteren Fortpflanzung. Eine trans* Frau äussert si<strong>ch</strong> dazufolgendermassen: „Zum Beispiel, i<strong>ch</strong> habe ja ein Kind gewollt. Heute wüsste i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> andereMögli<strong>ch</strong>keiten: Irgendwel<strong>ch</strong>e Spermien tief gefrieren oder weiss ni<strong>ch</strong>t was. Das habe i<strong>ch</strong> daalles ni<strong>ch</strong>t gewusst. Und i<strong>ch</strong> bin froh, habe i<strong>ch</strong> den operativen S<strong>ch</strong>ritt erst jetzt gema<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong>war in X (Land), Gott sei Dank, <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t in der S<strong>ch</strong>weiz, i<strong>ch</strong> habe viel gesehen, was dapassiert ist.“ <strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz können in vielen weiteren medizinis<strong>ch</strong>enBerei<strong>ch</strong> von Diskriminierungen betroffen sein: Bei ihrer Behandlung bei Psy<strong>ch</strong>ologen,Psy<strong>ch</strong>iatern, Endokrinologen, Chirurgen, Allgemeinmedizinern, bei medizinis<strong>ch</strong>emFa<strong>ch</strong>personal in Praxen <strong>und</strong> Kliniken, in Apotheken etc. Eine trans* Frau äussert si<strong>ch</strong> dazufolgendermassen: „Also i<strong>ch</strong> merke, weisst du, i<strong>ch</strong> habe die erste Sitzung bei derEndokrinologin gehabt, <strong>und</strong> da hatte i<strong>ch</strong> das Gefühl: ‚Bin i<strong>ch</strong> im fals<strong>ch</strong>en Film?‘ Bevor i<strong>ch</strong>untersu<strong>ch</strong>t wurde, hatte i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on das Rezept in der Hand. Dann habe i<strong>ch</strong> sie gefragt überdie Nebenwirkungen: ‚Gibt es Nebenwirkungen, wo man speziell aufpassen muss?‘ Ja,na<strong>ch</strong>her ist die Antwort gekommen: ‚Ja, Nebenwirkungen, das hat es überall.‘ Aber ni<strong>ch</strong>tspeziell aufgeklärt. Du bist au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aufgeklärt worden, was an dem Tag passiert mit dir.Du gehst dort als Patientin <strong>und</strong> dann wird einfa<strong>ch</strong> Hand gelegt an di<strong>ch</strong> <strong>und</strong> du hast nullAhnung am Anfang.“Ein weiteres Feld für Diskriminierungen besteht für trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> im Umgang mitBehörden <strong>und</strong> bei der Ausübung der Prostitution. Ein trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> behandelnderPsy<strong>ch</strong>iater an einem S<strong>ch</strong>weizer Universitätsspitals äussert si<strong>ch</strong> zu Diskriminierungen vontrans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> auf der direkten <strong>und</strong> indirekten Ebene zu diesen Themen folgendermassen:„Und dann gibt es einfa<strong>ch</strong> so den sozial ni<strong>ch</strong>t anerkannten Ausweg der Prostitution, wo i<strong>ch</strong>mit jungen Transfrauen dran stehe, die sagen: ‚I<strong>ch</strong> brau<strong>ch</strong>e Geld. Das Sozialamt s<strong>ch</strong>liesstmi<strong>ch</strong> aus dem System aus, weil i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr zu meinen Terminen ging zu demSozialarbeiter, weil er mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t versteht. I<strong>ch</strong> habe kein Geld. I<strong>ch</strong> muss überleben, also wassoll i<strong>ch</strong> tun? I<strong>ch</strong> muss mi<strong>ch</strong> prostituieren.‘ Und dann stehen sie dann da, <strong>und</strong> wer bin i<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>on in einer postmodernen, postindustriellen, sexualisierten, pornografisiertenGesells<strong>ch</strong>aft, einer jungen Frau zu sagen: ‚Ja, verkauf di<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t?‘ I<strong>ch</strong> kann unmögli<strong>ch</strong> diemoralis<strong>ch</strong>e Instanz vertreten.“Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz insämtli<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>en des Lebens, sei es in Ausbildungskontexten, auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt,bei der Wohnungssu<strong>ch</strong>e, im Umgang mit Ämtern, in der ges<strong>und</strong>heitli<strong>ch</strong>en Versorgung, imBa<strong>ch</strong>elorarbeit Jack Walker, WS08 Seite 50

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