13.07.2015 Aufrufe

Trans* Menschen und Soziale Arbeit - Queeramnesty.ch

Trans* Menschen und Soziale Arbeit - Queeramnesty.ch

Trans* Menschen und Soziale Arbeit - Queeramnesty.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>Fragen der Sexualität, eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> des Wuns<strong>ch</strong>es zur Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsumwandlung (vgl.Biaggini, Kommentar BV, Art. 13 N 5). Wollte man für die Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsumwandlung, wel<strong>ch</strong>ezu einer Personenstandsänderung führt, den operativen Eingriff als unabdingbareVoraussetzung verlangen, bräu<strong>ch</strong>te es eine gesetzli<strong>ch</strong>e Gr<strong>und</strong>lage (Häfelin/Haller/Keller,S<strong>ch</strong>weiz. B<strong>und</strong>esstaatsre<strong>ch</strong>t, 7. Auflage, N 307 ff.). Eine sol<strong>ch</strong>e fehlt in der S<strong>ch</strong>weiz.Hinzuweisen ist sodann auf den Ents<strong>ch</strong>eid des deuts<strong>ch</strong>en B<strong>und</strong>esverfassungsgeri<strong>ch</strong>ts vom11. Januar 2011 (1 BvR3295/07), in dem das Erfordernis des operativen Eingriffs für diepersonenstandsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Anerkennung des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tswe<strong>ch</strong>sels als gr<strong>und</strong>re<strong>ch</strong>tswidrigbezei<strong>ch</strong>net wird. 5.3. Im erwähnten Ents<strong>ch</strong>eid des Tribunal administrativ du canton de Vaudvom 18.10.2006 (vgl. FamPra 4/2007 S. 366 f.) hat si<strong>ch</strong> das Geri<strong>ch</strong>t zur Frage geäussert,unter wel<strong>ch</strong>en Umständen die Vornamen einer transsexuellen Person au<strong>ch</strong> unabhängig voneiner re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Änderung des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts oder vor einer sol<strong>ch</strong>en geändert werdenkönnen. Dabei wurde erwogen, dass klar dem Ers<strong>ch</strong>einungsbild widerspre<strong>ch</strong>ende Vornameneinen wi<strong>ch</strong>tigen Gr<strong>und</strong> für eine Namensänderung darstellen. In glei<strong>ch</strong>er Weise ents<strong>ch</strong>iedau<strong>ch</strong> die Polizei- <strong>und</strong> Militärdirektion des Kantons Bern am 17. April 2007, indem sie festhielt,dass Transsexualität unabhängig davon, ob eine operative Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsumwandlungstattgef<strong>und</strong>en habe, einen wi<strong>ch</strong>tigen Gr<strong>und</strong> darstelle, der eine Vornamensänderungre<strong>ch</strong>tfertige (FamPra 4/2007 S. 874 f.). Beide Geri<strong>ch</strong>te/Behörden ‚nahmen dabei in Kauf‘,dass die registerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tszugehörigkeit von der namensre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>enZugehörigkeit abwi<strong>ch</strong>. Im bereits zitierten Aufsatz ‚Transsexualität <strong>und</strong> Namensre<strong>ch</strong>t‘ haltenBü<strong>ch</strong>ler/Cottier als Fazit fest, dass diagnostizierte <strong>und</strong> gelebte Transsexualität zurNamensänderung na<strong>ch</strong> Art. 30 Abs. 1 ZGB bere<strong>ch</strong>tige. Eine körperli<strong>ch</strong>e Anpassung an dasneue Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t sei medizinis<strong>ch</strong> <strong>und</strong> psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t immer mögli<strong>ch</strong> <strong>und</strong> vertretbar. Indiesen Fällen überwiege das Interesse der transsexuellen Person an einer stabilenGes<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsidentität das Interesse der Allgemeinheit an der Unveränderbarkeit desVornamens deutli<strong>ch</strong> (ZZW 2006 S. 6). Vorliegend unters<strong>ch</strong>eidet si<strong>ch</strong> die Konstellation vonden eben bes<strong>ch</strong>riebenen dadur<strong>ch</strong>, dass eine registerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Änderung des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tserfolgt, d.h. der Gesu<strong>ch</strong>steller fortan weibli<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts ist. Die registerre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>eÄnderung des Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts stellt erst re<strong>ch</strong>t einen wi<strong>ch</strong>tigen Gr<strong>und</strong> im Sinne des Gesetzesdar, um den bisherigen Vornamen dem nunmehrigen Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t anzupassen. Dervorinstanzli<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>eid ist daher au<strong>ch</strong> in diesem Punkt aufzuheben. Dem Gesu<strong>ch</strong>steller istzu bewilligen, fortan den Vornamen X (gewüns<strong>ch</strong>ter Vorname) zu führen“ (Ents<strong>ch</strong>eidObergeri<strong>ch</strong>t, Kanton Züri<strong>ch</strong>, 2011). S<strong>ch</strong>weizer trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> freuen si<strong>ch</strong> sehr über diesegesetzli<strong>ch</strong>e Absegnung ihrer <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>re<strong>ch</strong>te, wel<strong>ch</strong>e für die Änderung des offiziellenGes<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts den Operationszwang aufgehoben hat. Das Re<strong>ch</strong>t auf körperli<strong>ch</strong>e Integrität <strong>und</strong>Unversehrtheit wird dadur<strong>ch</strong> als erstes in der S<strong>ch</strong>weiz vom Kanton Züri<strong>ch</strong> respektiert.Zür<strong>ch</strong>er trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> unterliegen somit ni<strong>ch</strong>t mehr dem Druck einer ZwangssterilisationBa<strong>ch</strong>elorarbeit Jack Walker, WS08 Seite 56

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!