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Trans* Menschen und Soziale Arbeit - Queeramnesty.ch

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<strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>Legitimierung, trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> abwertend zu behandeln. „Ja, weisst du, Jugendli<strong>ch</strong>e..Cliquen.. Wir hatten hier im Dorf Cliquen, die haben mi<strong>ch</strong> jahrelang, also fast über ein Jahr,nein, mehr, über zwei Jahre lang, gemobbt. Also, wenn du vorbeiläufst.. Mittlerweilen hatsi<strong>ch</strong> das geändert. Aber eben, weisst du, wenn du sol<strong>ch</strong>e Cliquen siehst, dann musst dus<strong>ch</strong>on überlegen, gehst du da dur<strong>ch</strong>..“ äussert si<strong>ch</strong> eine trans* Frau zu ihren Erfahrungen mitStigmatisierungen im öffentli<strong>ch</strong>en Raum an ihrem Wohnort.Es gibt au<strong>ch</strong> trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>, die glückli<strong>ch</strong>erweise relativ unbes<strong>ch</strong>adet mit ihrem <strong>Trans*</strong>-Sein umgehen können. Dadur<strong>ch</strong>, dass sie entweder ni<strong>ch</strong>t wahrnehmen, was andere<strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> von ihnen erwarten, oder es sie einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t interessiert, abgesondert dur<strong>ch</strong> ihreeigene Wahrnehmung der Welt <strong>und</strong> ges<strong>ch</strong>ützt dur<strong>ch</strong> einen sehr starken Identitätsglauben,fühlen sie si<strong>ch</strong> relativ unbeeinträ<strong>ch</strong>tigt als vollgültige ‚normale‘ <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> <strong>und</strong> empfindetdafür im Gegenzug heteronormativ orientierte <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> als ni<strong>ch</strong>t ganz mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> (vgl.Goffman, S. 15). <strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> verfügen über dieselbe Auffassung von Identität wieheteronormativ orientierte <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>. Ihre innersten Gefühle über ihr eigenes Wesen sagenihnen, dass sie ganz ‚normale‘ <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> sind, ein mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>es Wesen wie jedes andereau<strong>ch</strong>, <strong>und</strong> daher ein Mens<strong>ch</strong>, der in jeder Lebenslage eine faire Chance verdient (vgl.Goffman, 1975, S. 15 – 16). <strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> fassen si<strong>ch</strong> gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> als ganz normale<strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> auf, die si<strong>ch</strong> einzig in ihrer Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsidentität von cis* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>unters<strong>ch</strong>eiden. Wie sie aufgr<strong>und</strong> dessen jedo<strong>ch</strong> von heteronormativ orientierten <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>behandelt werden, betra<strong>ch</strong>ten sie dagegen oft als ni<strong>ch</strong>t ganz mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>.Das Vorhandensein, die unmittelbare Gegenwart von heteronormativ orientierten <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>dürfte bei trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> die Spaltung zwis<strong>ch</strong>en I<strong>ch</strong>-Ideal <strong>und</strong> I<strong>ch</strong> verstärken. Jedo<strong>ch</strong> kannSelbsthass <strong>und</strong> Selbsterniedrigung au<strong>ch</strong> stattfinden, wenn trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> völlig alleinesind, wenn nur sie an einem Ort sind oder gegebenenfalls no<strong>ch</strong> ein Spiegel (vgl. Goffman,1975, S. 16). Bewusste <strong>und</strong> unbewusste Selbststigmatisierung dürfte aufgr<strong>und</strong> der geführtenInterviews bei trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> ein oft vorhandenes Thema sein.<strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> dürften laut Goffman (1975) bevorzugt zwei Kategorien von sieakzeptierenden anderen <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> in ihr Leben lassen:1) Jene, die das Stigma teilen, das heisst, andere trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>. Von ihnen lernen trans*<strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> Verhaltensweisen <strong>und</strong> Strategien, um bestmögli<strong>ch</strong> zu (über)leben. Zudem findensie bei anderen trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> moralis<strong>ch</strong>e Unterstützung <strong>und</strong> können si<strong>ch</strong> zu Hausefühlen, entspannt <strong>und</strong> akzeptiert, wie ein Mens<strong>ch</strong> ohne Stigma (vgl. S. 31). DasZusammentreffen von mehreren trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> kann au<strong>ch</strong> zu Gruppenbildung führen mitder Gruppe angehörenden Repräsentanten, die die Gruppe gegen aussen vertreten; oderdie trans* Gruppe su<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> aussenstehende Repräsentanten, die ihre Interessen in derÖffentli<strong>ch</strong>keit vertreten. Au<strong>ch</strong> können von dieser Gruppe Publikationen erstellt werden, dieBa<strong>ch</strong>elorarbeit Jack Walker, WS08 Seite 41

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