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Trans* Menschen und Soziale Arbeit - Queeramnesty.ch

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<strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>diskreditierbaren <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> zu leiden haben, haben dabei Informationen zu managen (vgl.Goffman, 1975, S. 128). Unter dem Begriff Kuvrieren versteht Goffman (1975) die Kunst von<strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> mit einem Stigma, Spannung abzubauen dur<strong>ch</strong> offenk<strong>und</strong>iges Zugeben ihresStigmas, verb<strong>und</strong>en mit der versu<strong>ch</strong>ten Abs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung der belastendsten Exponate ihresStigmas (vgl. S. 128 – 129). <strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> dürften sowohl die Taktik des Täus<strong>ch</strong>ens, dievers<strong>ch</strong>iedensten Te<strong>ch</strong>niken der Informationskontrolle wie au<strong>ch</strong> die Kunst des Kuvrierensbeherrs<strong>ch</strong>en, um so wenig wie mögli<strong>ch</strong> sozial sanktioniert zu werden. „Oder mal eine Frau imHauptbahnhof, kommt wütend auf mi<strong>ch</strong> zu <strong>und</strong> sagt: ‚Du bist do<strong>ch</strong> ein Mann, wieso stehst duni<strong>ch</strong>t dazu?‘ I<strong>ch</strong> habe sie gar ni<strong>ch</strong>t versu<strong>ch</strong>t aufzuklären, weil.. I<strong>ch</strong> habe gesagt: ‚A<strong>ch</strong> komm!‘I<strong>ch</strong> habe gesagt: ‚So viel ohne Niveau! Ts<strong>ch</strong>au!‘“ äussert si<strong>ch</strong> eine trans* Frau zu einerstigmatisierenden Begegnung im öffentli<strong>ch</strong>en Raum mit einem ihr unbekannten Frau.Stigmatisierungs-Prozesse finden aufgr<strong>und</strong> von Diskreditierung seitens der Umwelt statt;Vorurteile <strong>und</strong> Diskriminierung sind ni<strong>ch</strong>t Merkmale der betroffenen Minorität <strong>und</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>tbei ihr zu lösen, sie existieren in den Köpfen der Mehrheit. Die Einstellungen derMehrheitsbevölkerung definieren Stigmata, Stereotype <strong>und</strong> Vorurteile. Proportional dazu, wiesi<strong>ch</strong> stigmatisierende Einstellungen ändern, bessert si<strong>ch</strong> die Lage der Stigmatisierten:Unberührbarkeit <strong>und</strong> Kommunikationsbarrieren werden überw<strong>und</strong>en, <strong>Arbeit</strong>splätze stehenoffen, Segregation wird aufgehoben. Entstigmatisierung ist gekoppelt an die Stigmatisierungverursa<strong>ch</strong>ende Einstellung der Gesells<strong>ch</strong>aft. Änderungen von Einstellungen, von Vorurteilen,gehören zu den anspru<strong>ch</strong>svollsten <strong>und</strong> kompliziertesten Prozessen der Sozialisation (vgl.Lautmann, 1975, S. 173).„Eigentli<strong>ch</strong> geht es darum, dass man sagt, das ist etwas gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>, sozialWillkommenes. Es ist eine Qualität. Das muss ni<strong>ch</strong>t, es heisst ni<strong>ch</strong>t unbedingt, dass jedePerson diese Qualität hat, aber im Prinzip muss man einfa<strong>ch</strong> sagen, es ist ni<strong>ch</strong>t ein Defekt,sondern ein Ges<strong>ch</strong>enk, ein Teil von einer Vielfalt, von der grossen Vielfalt von der S<strong>ch</strong>öpfung<strong>und</strong> vom mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Leben <strong>und</strong> von allem wo man einfa<strong>ch</strong> sagen kann, es geht um denPlatz. Da ist au<strong>ch</strong> wieder der Ort, das ist viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> etwas, wo man sagen kann, wirhaben keinen Ort in dieser Gesells<strong>ch</strong>aft, wir haben keinen Ort. Da ist so der medizinis<strong>ch</strong>eDings, der verhebet ni<strong>ch</strong>t. Einen Ort wo man kann Selbstwert, Stolz.. Und ni<strong>ch</strong>t so im Sinnevon Toleranz: ‚Ja, wir haben es. Ihr dürft au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>.‘“ äussert si<strong>ch</strong> eine trans* Frau zu ihrenganzheitli<strong>ch</strong>en Vorstellungen einer Gesells<strong>ch</strong>aft, die <strong>Trans*</strong> als Berei<strong>ch</strong>erung betra<strong>ch</strong>tet.Entstigmatisierung von trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> bedarf also eines Wandels im Denken derMehrheitsbevölkerung, da sie ni<strong>ch</strong>t an Merkmalen von trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> festzuma<strong>ch</strong>en ist<strong>und</strong> somit au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bei trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> selbst zu lösen ist. So dürfte hoffentli<strong>ch</strong> einesTages die Vision von gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> willkommenen <strong>und</strong> ges<strong>ch</strong>ätzten trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>Wirkli<strong>ch</strong>keit werden.Ba<strong>ch</strong>elorarbeit Jack Walker, WS08 Seite 43

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