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Trans* Menschen und Soziale Arbeit - Queeramnesty.ch

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<strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> <strong>und</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>Sek<strong>und</strong>ärpathologien wie dem Wuns<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t mehr leben zu wollen oder si<strong>ch</strong> massivbetäuben zu wollen. Daher wird im nä<strong>ch</strong>sten Unterkapitel kurz auf Suizidalität <strong>und</strong>Substanzmissbrau<strong>ch</strong> von trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> eingegangen.3.2. Suizidalität <strong>und</strong> Substanzmissbrau<strong>ch</strong>„Und das ist au<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>were es diesen Leuten beizubringen: Es ist ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>ön, <strong>und</strong> wirhaben keine Wahl. Die meisten meinen, du konntest ja wählen. Da habe i<strong>ch</strong> gesagt.. Ja,meistens sage i<strong>ch</strong> dann: ,Ja, i<strong>ch</strong> konnte wählen zwis<strong>ch</strong>en dem Leben <strong>und</strong> dem Tod!‘“ äussertsi<strong>ch</strong> eine trans* Frau zu ihrer Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit <strong>und</strong> zum Thema Suizidalität.Mehrere Studien zeigen auf, dass ein Viertel bis ein Drittel der trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>Suizidversu<strong>ch</strong>e begingen. Dabei da<strong>ch</strong>ten ca. 50% der trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> über Suizid na<strong>ch</strong><strong>und</strong> ca. 25% unternahmen effektiv einen Suizidversu<strong>ch</strong> (vgl. Hammarberg, 2010, S. 19).Au<strong>ch</strong> die hohe Tendenz zu Substanzmissbrau<strong>ch</strong> (Alkohol <strong>und</strong> Drogen) bei ca. 30% dertrans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> wird in diesen Studien als Ausdruck tiefster Verzweiflung <strong>und</strong> Depressionüber die innere Zerrissenheit betra<strong>ch</strong>tet (vgl. Pepper, 2003, S. 75). Rau<strong>ch</strong>fleis<strong>ch</strong> (2009) gehtin seinen Untersu<strong>ch</strong>ungen davon aus, dass zwis<strong>ch</strong>en <strong>Trans*</strong>-Sein <strong>und</strong> psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>enStörungen, wel<strong>ch</strong>er Art au<strong>ch</strong> immer, kein ursä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Zusammenhang besteht. DepressiveVerstimmungen, andere Anpassungsstörungen sowie gegebenenfalls au<strong>ch</strong> ein erhöhterSubstanzmissbrau<strong>ch</strong> <strong>und</strong> suizidale Krisen sieht Rau<strong>ch</strong>fleis<strong>ch</strong> als Reaktion auf die extremensozialen Belastungen, ausgehend von den momentan immer no<strong>ch</strong> herrs<strong>ch</strong>endenGesells<strong>ch</strong>aftsstrukturen, denen trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> ausgesetzt sind (vgl. S. 50). Böhnis<strong>ch</strong> <strong>und</strong>Funk (2002) bes<strong>ch</strong>reiben Stress als innere Gedrängtheit, die ein Streben na<strong>ch</strong> Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tdarstellt. Stressbedingtes Unglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t aufgr<strong>und</strong> psy<strong>ch</strong>ophysis<strong>ch</strong>er Faktoren kannKrankheiten auslösen <strong>und</strong> als extremste Form sogar tödli<strong>ch</strong> sein; es ist als ein Streben na<strong>ch</strong>Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t um jeden Preis zu betra<strong>ch</strong>ten. In psy<strong>ch</strong>osozialen Stresssituationen ist dasmagis<strong>ch</strong>e Dreieck von Selbstwert, sozialer Anerkennung <strong>und</strong> dem Gefühl, etwas bewirken zukönnen, als Bewältigungsme<strong>ch</strong>anismus ausser Kraft gesetzt. Glei<strong>ch</strong>zeitig setzt einpsy<strong>ch</strong>osozialer Automatismus na<strong>ch</strong> psy<strong>ch</strong>osozialem Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t ein, der au<strong>ch</strong> zum Preisvon Normabwei<strong>ch</strong>ungen <strong>und</strong> sozial destruktivem Verhalten angestrebt wird (vgl. S. 9 – 11).<strong>Trans*</strong> <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> stehen oft von ihrer Umwelt her unter Verda<strong>ch</strong>t, sie hätten eine Wahl. InGesprä<strong>ch</strong>en mit trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> wird jedo<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell klar, dass dem ni<strong>ch</strong>t so ist: Für sie istihr Leben in einem Körper, der ni<strong>ch</strong>t ihrer Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsidentität entspri<strong>ch</strong>t, unerträgli<strong>ch</strong> <strong>und</strong>sie unternehmen fast alles, bis hin zum Suizid, um dieser Situation zu entkommen. DieDunkelziffer von trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong>, die Suizidversu<strong>ch</strong>e begehen oder si<strong>ch</strong> suizidieren, dürftesehr viel höher sein, weil die genannten Zahlen si<strong>ch</strong> nur auf trans* <strong>Mens<strong>ch</strong>en</strong> beziehen, dieBa<strong>ch</strong>elorarbeit Jack Walker, WS08 Seite 25

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