Fact Finding Mission - Max-Planck-Gesellschaft
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J AHRESBERICHT 2005<br />
Das Krebsmedikament Sutent beruht<br />
auf dem Wirkstoff Sunitinib<br />
22<br />
Erteilung von wichtigen Patenten auf<br />
dem Gebiet der RNA-Interferenz<br />
(„Tuschl II-Patente“)<br />
Im Jahr 2000 wurden von der <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<br />
<strong>Gesellschaft</strong> zwei Patente zur RNA-Interferenz<br />
(RNAi) angemeldet, das „Tuschl I-<br />
Patent“ gemeinsam mit dem Massachusetts<br />
Institute of Technology (MIT), dem Whitehead<br />
Institute und der University of Massachusetts<br />
(UMass) und das „Tuschl II-<br />
Patent“. Beide Patente sind nach dem<br />
Entdecker Tom Tuschl benannt, der seinerzeit<br />
am <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Institut für biophysikalische<br />
Chemie in Göttingen geforscht hat.<br />
Die RNA-Interferenz ist ein natürlicher, in<br />
den Zellen ablaufender Mechanismus zur selektiven<br />
Hemmung und Regulation spezifischer<br />
Gene. Das Tuschl II-Patent beschreibt<br />
die Moleküle, die short interfering-RNAs<br />
(siRNAs), die RNA-Interferenz u.a. in Säugetierzellen<br />
vermitteln. In den letzten Jahren<br />
ist die RNA-Interferenz zu einem der wichtigsten<br />
molekularbiologischen Werkzeuge<br />
bei der Aufklärung von Genfunktionen<br />
geworden. Für zwei Patente dieser Tuschl<br />
II-Patentfamilie wurde Anfang 2006 die<br />
Patenterteilung in den USA vom amerikanischen<br />
Patentamt (USPTO) angekündigt<br />
(Notice of Allowance). Auf dem Gebiet der<br />
Forschungsreagenzien wurden die Patente<br />
an vier Unternehmen (in Europa und USA)<br />
lizenziert, die mit RNAi-Produkten bereits<br />
beträchtliche Umsätze erzielen. Für die therapeutische<br />
Anwendung wurden die Patente<br />
an die Firmen Alnylam, Inc. in Cambridge,<br />
USA, und Ribopharma, Kulmbach (jetzt<br />
Alnylam Europe) lizenziert.<br />
Zulassung des Krebsmedikaments<br />
SUTENT ® durch Pfizer<br />
Anfang Februar 2006 wurde von der Food<br />
and Drug Administration (FDA) in den USA<br />
das Medikament SUTENT ® zur Behandlung<br />
von fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom<br />
sowie einer seltenen Form des Magen-/<br />
Darmkrebs (GIST, gastrointestinale Stromatumore)<br />
zugelassen. Es war das erste Mal,<br />
dass ein Medikament gleichzeitig für die<br />
Behandlung von zwei Krebsarten genehmigt<br />
wurde. Das SUTENT ® beruht auf Forschungsarbeiten<br />
von Prof. Axel Ullrich am<br />
<strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Institut für Biochemie, Martinsried.<br />
Er hatte Anfang der 1990er-Jahre gemeinsam<br />
mit Kollegen nachgewiesen, dass<br />
sich das Tumorwachstum verlangsamt bzw.<br />
Tumorgewebe schrumpft, wenn man das<br />
Wachstum von Blutgefäßen (Angiogenese)<br />
hemmt, die den Tumor mit Nährstoffen und<br />
Sauerstoff versorgen. Auf diesem Grundprinzip<br />
aufbauend wurde der Wirkstoff von<br />
SUTENT ® , Sunitinib, entwickelt, der neben<br />
anderen krankheitsrelevanten Enzymen auch<br />
den Rezeptor VEGF-R2 hemmt, der für die<br />
Angiogenese in Tumoren verantwortlich ist.<br />
Die Arbeiten hierzu begannen in dem 1991<br />
von Ullrich und einem Wissenschaftler der<br />
New York University gegründeten Unternehmen<br />
Sugen, Inc., der ersten Ausgründung<br />
eines Biotechnologie-Unternehmens aus<br />
der <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>. Ende der<br />
1990er-Jahre wurde Sugen von Pharmacia<br />
gekauft, die wiederum 2003 von Pfizer übernommen<br />
wurde. Pfizer trieb dann die weite-