Fact Finding Mission - Max-Planck-Gesellschaft
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J AHRESBERICHT 2005<br />
Simulation komplexer Verformungsvorgänge<br />
unter Berüksichtigung der<br />
Kristalltextur<br />
26<br />
KOOPERATION WIRTSCHAFT<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
Fraunhofer-<strong>Gesellschaft</strong><br />
Im Zuge der Umsetzung des Pakts für Forschung und Innovation wurde auf dem Gebiet der<br />
Materialforschung eine vielversprechende Kooperation zwischen dem <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Institut<br />
für Eisenforschung (Düsseldorf) und dem Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (Freiburg)<br />
etabliert. Die Kernidee des gemeinsamen Pilotprojektes „Simulation der Mechanik<br />
von Vielkristallen“ ist die Weiterentwicklung und Nutzung neuer theoretischer Methoden<br />
für kristallmechanische Simulationen im Industrieumfeld (Flugzeug, Automobil, Medizintechnik).<br />
Das Kooperationsvorhaben wird für eine Laufzeit von drei Jahren aus Mitteln des<br />
Strategischen Innovationsfonds gefördert.<br />
Das Simulieren, also das Vorausberechnen,<br />
des Bauteilverhaltens ist in der Produktentwicklung<br />
heute gang und gäbe. Simulationen<br />
zeigen, ob ein Bauteil den Belastungen<br />
standhält oder wo die Fertigung optimiert<br />
werden muss, um spätere Schäden zu vermeiden.<br />
Aber gerade Metalle sind nicht immer<br />
gleich – ein einziges Blech kann vollkommen<br />
unterschiedliche Werkstoffeigenschaften<br />
haben, je nachdem, wo und wie es<br />
verformt wurde. Heutige Simulationsmodelle<br />
berücksichtigen aber genau das noch<br />
nicht. „Die empirischen Methoden sind ausgereizt“,<br />
beschreibt Prof. Peter Gumbsch,<br />
Leiter des Fraunhofer-Instituts in Freiburg,<br />
die Lage der Modellentwickler.<br />
Dabei gibt es den Blick in die Tiefe des<br />
kristallinen Verhaltens schon: Prof. Dierk<br />
Raabe, Direktor am <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Institut für<br />
Eisenforschung in Düsseldorf, und seine<br />
Mitarbeiter untersuchen das Verhalten vieler<br />
einzelner Kristalle im Metall. Tatsächlich<br />
besteht ein Bauteil aber aus mehreren Milliarden<br />
Einzelkristallen, die unmöglich alle<br />
einzeln verfolgt werden können. Eine gewisse<br />
Ordnung kommt nun dadurch hinein,<br />
dass diese Kristalle sich – je nach Belastung,<br />
wenn ein Blech verformt oder ein Draht<br />
gezogen wird – unterschiedlich umordnen.<br />
„Hier gilt es intelligente Verfahren zu entwickeln,<br />
die in der Lage sind, diese Umorientierung<br />
zu verfolgen“, beschreibt Dierk<br />
Raabe den Umfang der rechnerischen Aufgabe<br />
für die industrielle Anwendung.<br />
Die gemeinsame Arbeitsgruppe soll dazu<br />
dienen, die Theorie der Vielkristallmechanik<br />
zu vertiefen und den Transfer der<br />
Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung<br />
in die Anwendung zu gewährleisten. Der<br />
Gewinn für die Industriepartner muss darin<br />
liegen, dass mit vertretbarem Mehraufwand<br />
zusätzliche Informationen über das Werkstoffverhalten<br />
gesammelt werden. Ziel ist<br />
die Entwicklung so genannter Multiskalen-<br />
Modelle. Sie verbinden die mathematischen<br />
Beschreibungen des Werkstoffverhaltens<br />
auf völlig unterschiedlichen Ebenen.<br />
Während übliche Finite-Elemente-Modelle<br />
das Bauteil in millimetergroße Stücke zerteilen<br />
und deren Verhalten berechnen, gilt<br />
es nun, Texturmodelle für Korngrößen im<br />
Mikrometermaßstab und Modelle auf der<br />
Ebene einzelner Kristalle jeweils ineinander<br />
zu verschränken, ohne den Bedarf an Rechnerleistung<br />
zu hoch schrauben zu müssen.