Fact Finding Mission - Max-Planck-Gesellschaft
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» Ich arbeite sehr gerne mit Tieren, egal ob Großvieh<br />
oder Kleinvieh. «<br />
FRAGE<br />
Sie arbeiten seit sechs Jahren am MPI für Neurobiologie als Tierpflegerin. Wo waren<br />
Sie vorher tätig?<br />
A N T W O R T Ich habe eigentlich Agraringenieur gelernt und über 20 Jahre in der Rinderzucht<br />
gearbeitet. Anschließend war ich in einer Tierklinik angestellt und dort auch in die Ausbildung der<br />
Tierärzte eingebunden. Die Belastung durch die Bereitschaftsdienste war aber so groß – vor allem<br />
auch für meine Familie –, dass ich mich nach einer neuen Tätigkeit umgesehen und schließlich die<br />
Stelle hier am Institut angenommen habe.<br />
Wie sieht der Arbeitsalltag im Tierhaus aus?<br />
Wir betreuen hier mit zehn Tierpflegern mehrere Tausend Tiere, in erster Linie Mäuse. Jeder Pfleger<br />
muss in der Woche etwa 500 Käfige kontrollieren, reinigen, die Tiere füttern. Wobei die Käfige<br />
möglichst wenig geöffnet werden sollen, weil das für die Tiere immer Stress bedeutet. Die Einstreu<br />
wird einmal pro Woche gewechselt; Käfige, Futter und Wasser müssen steril gehalten werden. Wir<br />
tragen Arbeitskleidung inklusive Mundschutz, Handschuhe und Überschuhe. Um die Tiere vor Keimen<br />
u.ä. zu schützen, werden die Käfige individuell belüftet. Je nach Größe können wir darin 6 oder<br />
15 Mäuse halten. Auf einer Karte außen am Käfig werden die Versuchstiernummer, die Mauslinie, die<br />
Anzahl der Tiere, ihr Alter und Geschlecht festgehalten.<br />
Es handelt sich überwiegend um transgene Tiere. Ist deren Aufzucht schwieriger und haben Sie<br />
eine Vorstellung von der wissenschaftlichen Arbeit mit diesen Tieren?<br />
Manche Knockout-Mäuse muss man schon ein bisschen päppeln, das Futter aufweichen usw..<br />
Ein guter Pfleger sieht dann, ob seine Tiere sich gut entwickeln. Die Tierversuche finden in den Forschungslabors<br />
statt, die Wissenschaftler wählen die Tiere dazu selbst aus. Gerne würde ich mit ihnen<br />
mehr über die Versuche sprechen, aber manches Mal scheitert eine intensivere Kommunikation einfach<br />
an den Sprachbarrieren – hier am Institut sprechen viele Wissenschaftler ausschließlich Englisch.<br />
Der Tag der Offenen Tür vor zwei Jahren war eine gute Gelegenheit, um einen Einblick in die<br />
Forschungsarbeiten zu bekommen. Ich fand ihn daher ausgesprochen interessant.<br />
Inzwischen gibt es ein neues Tierhaus.<br />
Ja, die Kapazitäten hier im Tierhaus und in dem der Biochemie waren ausgeschöpft, denn wir<br />
züchten inzwischen eine ganze Reihe verschiedener Mauslinien, für deren Erhalt eine große Käfigkapazität<br />
erforderlich ist. Die Tierhäuser haben unterschiedliche Hygienestufen von nicht steriler Tierhaltung<br />
– unsere Ziegen sind z.B. im Sommer auf der Weide – bis zur höchsten Hygienestufe, spezifiziert<br />
pathogenfrei, die jetzt von unserem neuesten Tierhaus erfüllt wird. Hier kommt man in die<br />
Tierhaltung nur durch Luftschleusen und Barrieren, also Duschen für die Mitarbeiter und Sterilisierung<br />
von Arbeitskleidung.<br />
Das Institut bildet auch selber Tierpfleger aus?<br />
Seit fünf oder sechs Jahren. Die Ausbildung ist durchaus anspruchsvoll und das Tätigkeitsspektrum<br />
insgesamt abwechslungsreich. Hier am Institut wird aber leider meist nur der Grundservice<br />
gewünscht, dadurch ist die Tätigkeit oft sehr monoton. Es wäre schön, wenn man die Aufgaben ein<br />
bisschen attraktiver und abwechslungsreicher gestalten und mehr auf die Kompetenz der Tierpfleger<br />
zurückgreifen würde.