Fact Finding Mission - Max-Planck-Gesellschaft
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J AHRESBERICHT 2005<br />
Querschnitt durch eine Biomembran<br />
mit einem Ionenkanal<br />
32<br />
KOOPERATION INLAND<br />
Anschub für die klinische Forschung<br />
Im Rahmen so genannter Tandemprojekte bemüht sich die <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> um den<br />
verstärkten Transfer biomedizinischen Grundlagenwissens in die klinische Praxis. Durch zusätzliche<br />
Mittel soll die Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschern aus den <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-<br />
Instituten und wissenschaftlich ausgewiesenen externen Klinikern im Bereich der patientenorientierten<br />
Forschung gefördert werden. Im vergangenen Jahr wurden drei weitere<br />
Tandemprojekte bewilligt, die thematisch nahestehende klinische und experimentelle Projekte<br />
miteinander vernetzen. Von den insgesamt fünf laufenden Projekten wurde eines Ende 2005<br />
abgeschlossen.<br />
Die neu bewilligten Vorhaben sind:<br />
• Onkogene Eigenschaften eines Kaliumkanals<br />
Ein spezieller Kaliumkanal (EAG1), der<br />
normalerweise im Gehirn exprimiert wird<br />
und dort die schnelle Weiterleitung elektrischer<br />
Signale ermöglicht, besitzt – wenn<br />
er in anderen Geweben auftritt – offenbar<br />
onkogene, also krebsauslösende Eigenschaften.<br />
Mittels immunhistochemischer<br />
Untersuchungen konnte EAG1 in 85 Prozent<br />
von 600 untersuchten humanen Tumoren<br />
nachgewiesen werden. Es scheint,<br />
dass dieser Kaliumkanal eine bedeutende<br />
Rolle bei der Tumorentstehung spielt.<br />
Wissenschaftler des <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Instituts<br />
für experimentelle Medizin (Abt. Prof.<br />
Stühmer) wollen zusammen mit ihren<br />
Kollegen des Uni-Klinikums Göttingen<br />
(AG PD Dr. Alves) mittels transgener<br />
Mäuse die genaue Rolle von EAG1 analysieren.<br />
Unter Anwendung der RNA-Interferenz-Methode<br />
soll im Tiermodell geprüft<br />
werden, ob dieser Kaliumkanal einen<br />
möglichen therapeutischen Angriffspunkt<br />
in der Tumortherapie darstellt.<br />
• Heilung chronischer Wunden mittels Niedertemperaturplasma<br />
Die Behandlung chronischer Wunden verursacht<br />
jedes Jahr enorme Kosten. Doch<br />
während die Sterilisation medizinischer<br />
Instrumente mit Niedertemperaturplasma<br />
bereits zum Alltag gehört, gibt es so gut wie<br />
keine Erfahrungen bei der in vivo-Sterilisation.<br />
Erste Tests sowie theoretische<br />
Überlegungen unterstreichen jedoch die<br />
Wirksamkeit und medizinische Kompati-<br />
bilität von Niedertemperaturplasma bei<br />
der Bekämpfung bakterieller Superinfektionen<br />
in chronischen Wunden. In Zusammenarbeit<br />
mit Medizinern der Ludwigs-<br />
<strong>Max</strong>imilian-Universität München (Abt.<br />
Prof. Storz) wollen Forscher des <strong>Max</strong>-<br />
<strong>Planck</strong>-Instituts für extraterrestrische<br />
Physik (Abt. Prof. Morfill) eine Niedertemperaturplasma-Apparatur<br />
entwickeln, die<br />
sich für den routinemäßigen Einsatz in der<br />
klinischen Praxis bei der Behandlung chronischer<br />
Bein- und Fußgeschwüre eignet.<br />
• Rolle von Fibronektin für die Knochenfunktion<br />
Chronische Lebererkrankungen werden<br />
oftmals von Fehlfunktionen des Knochens<br />
begleitet, allgemein als Osteodystrophie<br />
bezeichnet. In ersten Untersuchungen<br />
konnten Wissenschaftler zeigen, dass ein<br />
Anstieg im Fibronektingehalt des Blutes<br />
bei Patienten mit chronischer Lebererkrankung<br />
einhergeht mit sinkenden Konzentrationen<br />
von Osteocalcin im Blut,<br />
und dass Fibronektin die Differenzierung<br />
der so genannten Osteoblasten (knochenbildende<br />
Zellen) in vitro hemmt. In Zusammenarbeit<br />
mit Medizinern der Uni-<br />
Klinik Heidelberg (Abt. Prof. Meuer/Dr.<br />
Nakchband) wollen die Forscher vom<br />
<strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Institut für Biochemie (Abt.<br />
Prof. Fässler) die Rolle des Fibronektins<br />
für die Funktion der Osteoblasten genauer<br />
untersuchen, um herauszufinden, ob der<br />
Fibronektingehalt im Blut von Patienten<br />
mit Lebererkrankung ein geeigneter Parameter<br />
sein könnte für die Diagnose hepatischer<br />
Osteodystrophie.