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JAHRESBERICHT 2002/2003 - Fakultät für Mathematik - Otto-von ...

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A.4 Personalia 33<br />

A.4 Personalia<br />

A.4.1 Nachruf Prof. Dr. Bernulf Weißbach<br />

Am 9. Juni <strong>2003</strong> verstarb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter <strong>von</strong> 66 Jahren<br />

Prof. Dr. Bernulf Weißbach. Mit ihm verliert die Deutsche <strong>Mathematik</strong>er<br />

Vereinigung einen hervorragenden und engagierten Hochschullehrer, und alle,<br />

die ihn persönlich kannten, einen Menschen, der mit seiner Liebenswürdigkeit,<br />

Offenheit und großen Hilfsbereitschaft immer in unserer Erinnerung bleiben<br />

wird.<br />

Bernulf Weißbach studierte <strong>von</strong> 1955 bis 1961 an der Friedrich-Schiller-Universität<br />

Jena <strong>Mathematik</strong> und begann danach seine Tätigkeit als wissenschaftlicher<br />

Assistent an der damaligen Technischen Hochschule <strong>Otto</strong>-<strong>von</strong>-Guericke Magdeburg.<br />

Er wurde 1969 promoviert, war ab 1969 Oberassistent und habilitierte<br />

sich im Jahre 1979. Viele Jahre arbeitete Bernulf Weißbach in der <strong>von</strong> Prof.<br />

Dr. <strong>Otto</strong> Krötenheerdt geleiteten Forschungsgruppe Geometrie an der Martin-<br />

Luther-Universität Halle-Wittenberge mit. Zum außerordentlichen Dozenten<br />

wurde er 1989 berufen und drei Jahre später zum Professor <strong>für</strong> Geometrie an<br />

der <strong>Otto</strong>-<strong>von</strong>-Guericke-Universität.<br />

Bernulf Weißbachs mathematisches Anliegen war es stets, <strong>für</strong> die Geometrie zu<br />

werben; zu zeigen, dass sie eine Fülle <strong>von</strong> faszinierenden Aufgaben bereithält,<br />

oft leicht zu fassen, aber schwierig zu bearbeiten. Und dieses Anliegen spiegelt<br />

sich auch wieder in seinen zahlreichen und bedeutenden Arbeiten auf den<br />

Gebieten der Konvexgeometrie, der diskreten Geometrie und der kombinatorischen<br />

Konvexität. Mit oft eleganten, kurzen und überraschenden Beweisen<br />

gelang es ihm immer wieder, der Geometrie schöne Wahrheit zu entlocken.<br />

Als Beispiel sei hier das bekannte Borsuk-Problem erwähnt, welches zu den<br />

prominentesten Problemen in der kombinatorischen Konvexität zählt(e). 1933<br />

stellte Karel Borsuk die Frage, ob sich jede beschränkte Teilmenge des R d in d+<br />

1 Teilmengen mit kleineren Durchmessern zerlegen lässt? In den Dimensionen<br />

zwei und drei ist die Antwort ” ja“, aber 1992 wurde gezeigt, dass in sehr<br />

hohen Dimensionen die Antwort ” nein“ ist. Damit begann das Rennen nach<br />

der richtigen Dimension des Problems, d. h. was ist die kleinste Dimension <strong>für</strong><br />

die Borsuks Fragestellung zu verneinen ist. Bernulf Weißbach griff im Jahre<br />

2000 in das Rennen ein, indem er den bis dahin geltenden Weltrekord <strong>von</strong> 561<br />

auf 560 verbesserte. Dies ist sicherlich kein großer Fortschritt, und mit dem ihm<br />

eigenen Humor schließt er seine Arbeit mit den Worten: ” parturient montes,<br />

nascetur ridiculus mus“, (Horaz, 129), was frei übersetzt heißt: Gebirge wollen<br />

gebären, und nur ein winzig Mäuslein wird zur Welt gebracht. Der Wert der<br />

Arbeit liegt allerdings nicht so sehr in der neuen Dimension, sondern in dem

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