Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen
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Husum im Wandel <strong>der</strong> Gezeiten<br />
142, 152; Reinhardt 1984, 30). Alt-Nordstrand war schon 1593 von einer Weihnachtsflut<br />
schwer getroffen worden und <strong>der</strong> Schlag im Oktober 1634, <strong>der</strong> mehr als<br />
6000 Menschenleben an den Küsten Nordfrieslands for<strong>der</strong>te, war dann so heftig,<br />
dass viele Bewohner ins nahe Husum o<strong>der</strong> ferne Holland, Skandinavien o<strong>der</strong> Amerika<br />
emigrierten (Zitscher 1984, 173ff.). Weitere weniger fatale Sturmfluten folgten<br />
im fast jährlichen Turnus zwischen 1651 und 1667. Die kriegerischen Ereignisse<br />
<strong>der</strong> Zeit, namentlich <strong>der</strong> 30-jährige Krieg und <strong>der</strong> Dänisch-Schwedische Grenzkrieg,<br />
lähmten darüber hinaus das wirtschaftliche Leben in <strong>der</strong> Stadt. Außerdem<br />
hatte Husum mit Friedrichsstadt und Tönning, an den gut schiffbaren Häfen <strong>der</strong><br />
Ei<strong>der</strong> gelegen, bedeutende Konkurrenz bekommen (Kuschert 1995, 152). Eine<br />
Verlagerung <strong>der</strong> Haupthandelsrouten, die einsetzende Industrialisierung und <strong>der</strong><br />
Verfall <strong>der</strong> Getreidepreise trugen ihr Übriges zum wirtschaftlichen und kulturellen<br />
Verfall Husums bei. Zu Zeiten Theodor Storms im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t war Husum<br />
nur noch ein rückständiges Provinzstädtchen (Eversberg 1992, 36-38).<br />
Der Einfluss von Sturmfluten war außerdem mitbestimmend für die Entwicklung<br />
von Sprache und Kultur im nordfriesischen Raum. Die Sturmfluten von 1362<br />
und 1634 zerschnitten den bis dahin weitgehend intakten gesamtfriesischen<br />
Sprachraum zwischen Ei<strong>der</strong>stedt und Sylt, wobei ein großer Teil des Kerngebietes<br />
<strong>der</strong> friesischen Sprache verloren ging (Zitscher 1984, 190). Auch <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong><br />
Wohnhäuser auf Werften ist eine Adaption an die Gefahren, die vom Meer ausgingen<br />
(ibid., 185).<br />
Abb. 1: Husum im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. Das Stadtbild am Hafen erinnert noch an die Blütezeit Husums<br />
im 16. und Anfang des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
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