Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen
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Umweltwahrnehmung im Roman Anton Reiser<br />
(1785-1790) von Karl Philipp Moritz<br />
Urte Stobbe<br />
1 Literatur als „Speicher“ historischer Umweltwahrnehmung<br />
Der folgende Schauplatz ist ein Roman, <strong>der</strong> als Beispiel für eine Umweltwahrnehmung<br />
des ausgehenden 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts betrachtet werden soll. Es ist Anton Reiser,<br />
ein psychologischer Roman von Karl Philipp Moritz (1756-1793), <strong>der</strong> in den Jahren<br />
1785 bis 1790 in vier Teilen erschienen ist. Der Text ist durch eine Ausgabe im<br />
Inselverlag sowie eine Studienausgabe im Reclamverlag leicht zugänglich. 1<br />
Einen Roman umwelthistorisch zu untersuchen, bietet sich vor allem deshalb an,<br />
weil gerade Werke <strong>der</strong> Literatur als Speicher für Wahrnehmungsweisen und Deutungsmuster<br />
betrachtet werden können. So beschreibt Vogt (2002, 29) Literatur als<br />
„ein gewaltiges Archiv unseres Wissens und unserer sprachlichen Ausdrucksformen“,<br />
sie ist „von Menschen produziert und handelt von <strong>der</strong>en Ideen, Anschauungen,<br />
Wünschen und Ängsten, ihren Lebensformen und Konflikten.“<br />
Bisher wurde dieser Roman noch nicht aus umwelthistorischer Perspektive untersucht.<br />
Laut Winiwarter/Knoll (2007, 14 f.) beschäftigt sich <strong>Umweltgeschichte</strong> „mit<br />
<strong>der</strong> Rekonstruktion von Umweltbedingungen in <strong>der</strong> Vergangenheit sowie mit <strong>der</strong><br />
Rekonstruktion von <strong>der</strong>en Wahrnehmung und Interpretation durch die damals<br />
1 Im Folgenden wird durchgängig nach <strong>der</strong> Reclamausgabe zitiert [AR Seitenzahl].