04.12.2012 Aufrufe

Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Elbenwald im Pleßforst<br />

wurden aus Eibenholz angefertigt. Aber auch für zahlreiche Gebrauchsgegenstände<br />

und beson<strong>der</strong>s beanspruchtes Baumaterial wurde Eibenholz verwendet. So<br />

nahm man zunächst an, dass in dieser Zeit die Eibenvorkommen zuerst in England,<br />

dann in Nord- und Mitteleuropa stark dezimiert wurden. Funde von Eibenholz<br />

in Mooren (Walsrode), in alten Bauwerken, von Werkzeugen aus Eibenholz in<br />

Siedlungen vorgeschichtlicher Zeit (Pfahlbauten am Mondsee) sowie eine Reihe<br />

von Orts- und Flurbezeichnungen, die auf das Vorkommen dieser Baumart schließen<br />

lassen, weiterhin die Erwähnung ihres häufigen Vorkommens in alten Forstbeschreibungen<br />

haben Anlass zu <strong>der</strong> Vermutung gegeben, dass die Eibe früher weiter<br />

verbreitet war als heute (Menzel, 1973). Küster hielt 1996 fest, dass das Seltenwerden<br />

<strong>der</strong> Eibe sehr viel früher erkannt wurde als das Verschwinden vieler an<strong>der</strong>er<br />

Pflanzenarten. Gleichzeitig weist er jedoch auch darauf hin, dass die Datierung<br />

sowie Deutung des Rückgangs <strong>der</strong> Eibe über eine lange Zeit auch in wissenschaftlicher<br />

Literatur mangels probater naturwissenschaftlicher Verfahren vielfach verklärt<br />

worden sei. Mit diesem Hinweis deutet er insbeson<strong>der</strong>e auf das Verfahren <strong>der</strong><br />

Pollenanalyse hin, dass aufgrund <strong>der</strong> schwierigen Diagnose von Eibenpollen nur<br />

unzureichend betrieben wurde.<br />

Wissenschaftliche Analysen zeigen heute folgende Herkunft und Verbreitung<br />

<strong>der</strong> Baumart: Die ältesten Funde fossilen Pflanzenmaterials <strong>der</strong> Eibe liegen für das<br />

mittlere Jura vor, also vor 150 Millionen Jahren (Steward, 1983). Genauere Aussagen<br />

lassen sich jedoch erst für die nacheiszeitliche Entwicklung treffen. Pollenanalytische<br />

Untersuchungen an norddeutschen Seesedimenten beweisen das Vorkommen<br />

<strong>der</strong> Eibe vom Ende <strong>der</strong> Mittleren Wärmezeit (2500 v. Chr.) bis in die<br />

Nachwärmezeit (800 v. Chr. bis zum Beginn unserer Zeitrechnung) (Schee<strong>der</strong>,<br />

1994). Mindestens während <strong>der</strong> späten Wärmezeit war die Art demnach über ganz<br />

Mittel- und Nordwesteuropa verbreitet (Averdiek, 1971). Der Pollen <strong>der</strong> Eibe war<br />

in <strong>der</strong> Bronze- und frühen Eisenzeit so häufig wie <strong>der</strong> von den an<strong>der</strong>en wichtigen<br />

Baumarten auch (Schee<strong>der</strong>, 1994). Erst mit <strong>der</strong> stärkeren Ausbreitung <strong>der</strong> Buche,<br />

die mit dem Sesshaftwerden des Menschen einherging, gingen die Anteile <strong>der</strong> Eibenpollen<br />

bemerkenswert zurück (Schretzenmayr 1987, Küster 1988, Poet 1989).<br />

Diese ersten Siedlungen bestanden zumeist nur für einige Jahrzehnte, danach wurden<br />

die Siedlungs- und Wirtschaftsflächen verlagert. Auf den aufgegebenen Flächen<br />

setzte eine Sekundärsukzession ein, die die neu einwan<strong>der</strong>nde Baumart Buche<br />

sehr begünstigte (Küster, 1996). Im Verlauf des Mittelalters bildete sich verstärkt<br />

eine ortsfeste Siedlungsweise heraus. Die Bewirtschaftung <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> wurde intensiviert<br />

und es herrschten nie<strong>der</strong>waldähnliche 2 Bestandesstrukturen vor, die aus-<br />

2 Nie<strong>der</strong>wald: Historische Waldnutzungsform, die vom Mittelalter bis zum Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

praktiziert wurde. Bestandesweise wurden zu Stockausschlägen fähige Baumarten (z.B. Weide,<br />

Hainbuche, Eiche, Esche) alle 10-25 Jahre bis auf den Wurzelstock abgeerntet. Die Verwendung<br />

erfolgte überwiegend als Brennholz, je nach Baumart und Dimension aber auch als Viehfutter o<strong>der</strong><br />

zur Gerblohe-Gewinnung. Die Regeneration des Bestandes erfolgte entsprechend durch Ausschlag<br />

aus dem Wurzelstock.<br />

123

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!