Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen
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Georg Barth<br />
kleine Stücke geschnitten, o<strong>der</strong> mit einem Stampf-Eisen gestampft, hiernächst im<br />
Back-Ofen starck gedörret, darauf zur Mühle gebracht und gemahlen, alsdann wird<br />
gegen einen Scheffel Tartoffel-Mehl nur ein Viertel-Scheffel Roggen Mehl genommen,<br />
und solches <strong>der</strong>gestalt eingesäuret, wie es beym [680] ordinairen Brod-<br />
Backen gebräuchlich. Die Ausknetung des Teigs geschiehet des Morgens mit Roggen-Mehl,<br />
und das Roggen-Mehl mag noch so grob seyn wie es will, so wird das<br />
gebackene Brod dennoch weiß und wohlschmeckend.<br />
b) An<strong>der</strong>e aber setzen die Tartoffeln im Kessel mit Wasser auf und kochen dieselbe,<br />
ziehen hiernächst die Haut ab, einige aber Schaben die Haut vorhero ab, ehe sie<br />
gekocht werden, noch an<strong>der</strong>e aber lassen die Haut darauf, waschen sie nur und<br />
kochen selbige, brechen sie hiernächst und säuren sie, wie kurz zuvor gedacht, des<br />
Abends ein. Noch an<strong>der</strong>e lassen hingegen die Tartoffeln im Back-Ofen nur gut<br />
dürren, und reiben selbige durch ein Hand-Sieb zu Mehl, da sie alsdenn nicht damit<br />
zur Mühle schicken dürfen.<br />
c) Werden die Tartoffeln, nachem sie zuvor gekocht und die Haut abgezogen, auch<br />
das erste unreine Wasser abgegossen, auf Erbsen-Art praepariret und gegessen,<br />
und sind selbige fast wohlschmecken<strong>der</strong> wie die Erbsen.<br />
d) Werden die Tartoffeln an allen Arten von Fleisch gekocht gleich denen Rüben.<br />
e) Arme Leute kochen sie lediglich mit Wasser, ziehen die Haut ab, und tuncken<br />
sie in Salz, ohne Brod o<strong>der</strong> Fleisch dabey zu haben, und sind dabey gesund. Desgleichen<br />
f) Wird die feinste Stärcke und Pu<strong>der</strong> davon gemacht, und von dem Mehl können<br />
die besten Kuchen gebacken werden.<br />
g) An Orten, woselbst Tartoffeln häufig gebauet werden, geben selbige zu Fettmachung<br />
<strong>der</strong> Schweine eine grosse Hülfe, und sind dabey gleich denen Erbsen zu<br />
gebrauchen, wann solche abgekocht, gebrochen und den Schweinen des Tages<br />
dreymal zum Fraß vorgeleget werden. Wie denn auch die Tartoffeln zu Anmengung<br />
des Futters o<strong>der</strong> Gespühles, welches denen zur Zucht behaltenden Schweinen<br />
abgereichet wird, dem Landmann ganz unwi<strong>der</strong>sprechliche gute Dienste thun,<br />
eine beträgliche Anzahl schwartz Vieh son<strong>der</strong> grosse Kosten durch den Winter zu<br />
bringen und seine Schweine-Zucht zu vergrössern. Endlich<br />
h) Sind die Tartoffeln, wenn man solche noch gestampft o<strong>der</strong> zerstückt, den<br />
Hammeln, welche zum Schlachten über Winter aufbehalten und ausser <strong>der</strong> Schaaf-<br />
Heerde beson<strong>der</strong>e Futterungen bekommen, mit unter an<strong>der</strong>n Fraß gemenget werden,<br />
zum bessern Zunehmen in <strong>der</strong> Fettigkeit sehr gedeylich, nicht weniger kan<br />
das Fe<strong>der</strong>-Vieh damit gemästet werden. [681]<br />
Wird vorstehen<strong>der</strong> Vorschrift wegen des Tartoffel-Baues gehörig eingefolget, so<br />
muß sich schlechterdings <strong>der</strong> Nutzen davon <strong>der</strong>gestalt veroffenbaren, daß es keinen<br />
vernünftigen Wirth gereuen kan, Acker-Stücke o<strong>der</strong> Garten-Land auf<br />
Anpflantzung <strong>der</strong>selben employrt zu haben, noch ihm einkommen, die Mühe zu<br />
scheuen, auf solche bequeme Art seine Nahrungs-Umstände zu verbessern.