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Schauplätze der Umweltgeschichte - Werkstattbericht - SUB Göttingen

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Der Elbenwald im Pleßforst<br />

Ausgangsgestein zutage und bildet stellenweise Schutt- und Geröllfel<strong>der</strong>, was auch<br />

teilweise für die Abteilung 31, den Eibenwald, zutrifft. In weniger steil abfallenden<br />

Bereichen <strong>der</strong> Abteilung bildeten sich Braunerden und zum Teil auch Rendzinen in<br />

unterschiedlicher Mächtigkeit. Die Abteilung 31 des Nie<strong>der</strong>sächsischen Forstamtes<br />

Reinhausen (ehemals zugehörig zum NFA Bovenden) bildet mit einer Größe von<br />

12,7 ha einen in Nie<strong>der</strong>sachsen einzigartigen Bestand an durchschnittlich 170 jährigen<br />

Eiben, die in Mischung mit Buchen (Fagus sylvatica) und an<strong>der</strong>en Laubhölzern<br />

hoher Umtriebszeit stehen. Ein kleiner Teil im Kern des Bestandes ist mit einem<br />

Schutzzaun gegen Wildverbiss versehen. Der gesamte Bestand bildet in Flächengröße<br />

und Anzahl <strong>der</strong> Eiben in <strong>der</strong> oberen Bestandesschicht einen <strong>der</strong> größten<br />

geschlossenen Eibenbestände Deutschlands. Schon 1908 wurde dieser Bestand als<br />

Naturdenkmal unter Schutz gestellt und die Eiben gegenüber den Buchen begünstigt<br />

(Deppe 1919, Menzel 1973). Am 24.04.1972 wurde dieser Bestand durch einen<br />

Erlass des damaligen Nie<strong>der</strong>sächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forste im Rahmen einer Selbstverpflichtung zum Naturwaldreservat<br />

ernannt (Nds. MBl. Nr. 22/1972 S. 840, Run<strong>der</strong>lass des ML).<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit dieses Erlasses bildete die Anordnung von Durchforstungsmaßnahmen<br />

für das Naturwaldreservat Eibenwald. Grundsätzlich ist die<br />

Durchführung von Bewirtschaftungsmaßnahmen in Naturwaldreservaten einzustellen,<br />

doch in diesem speziellen Fall sind die Eiben des Bestandes vor dem Konkurrenzdruck<br />

<strong>der</strong> Mischbaumart Buche zu schützen. Deshalb sah die Anordnung<br />

schwache Durchforstungen zur Begünstigung <strong>der</strong> Eiben vor. Da sich schwache<br />

Durchforstungen jedoch als nicht ausreichend herausstellten, wurde es notwendig<br />

die Selbstverpflichtung des Naturwaldreservates aufzuheben und rechtlichen Raum<br />

für weitere Maßnahmen zu schaffen. Heute ist <strong>der</strong> Eibenwald als Son<strong>der</strong>biotop für<br />

den Artenschutz in das Nie<strong>der</strong>sächsische Waldschutzgebietssystem aufgenommen<br />

und es finden zahlreiche Maßnahmen zur Begünstigung <strong>der</strong> Eiben statt (Kreysern,<br />

2007). In einer <strong>der</strong> eingezäunten Kernflächen wird zudem die Verjüngung geför<strong>der</strong>t,<br />

indem oberständige Buchen durch Ringeln zum Absterben gebracht werden<br />

(siehe Abb. 1). Es dauert mehrere Jahre bis die Buchen ihre Belaubung vollständig<br />

verlieren, d.h. die Eibenverjüngung erwächst unter einem immer lichter werdenden<br />

Schirm.<br />

Die Entscheidung zur Steuerung <strong>der</strong> Eibenentwicklung mittels Eingriffe ist<br />

nicht unumstritten, doch spiegelt sie den vorerst letzten Stand <strong>der</strong> Erkenntnisse in<br />

Bezug auf das Wachstumsverhalten und die Konkurrenzstärke <strong>der</strong> Eibe in mitteleuropäischen<br />

Beständen wie<strong>der</strong>. Dass die letzten natürlichen Vorkommen <strong>der</strong> Eibe<br />

nicht nur in Nie<strong>der</strong>sachsen geschützt und gesichert werden müssen, scheint schon<br />

aufgrund ihrer heutigen Seltenheit gerechtfertigt zu sein. Wie und wann es jedoch<br />

zu dem Seltenwerden dieser Baumart kam, unter welchen Umständen die heute<br />

erhaltenen Vorkommen „überlebten“ und welche Maßnahmen tatsächlich zu ihrem<br />

Schutz und ihrer För<strong>der</strong>ung beitragen können, kann bis heute als nur zum Teil<br />

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